Börsennachrichten Ausgabe 6/2017

Deutsche Börse und LSE: Fusion vor dem Aus

Die Fusion der Deutschen Börse mit der London Stock Exchange (LSE) steht vor dem Aus (siehe auch Zfgk 5-2017). Wie die LSE öffentlich bekannt gab, will sie sich nicht, wie von der EU-Kommission gefordert, von der Mehrheit der elektronischen Bondhandelsplattform MTS trennen. Das sei "unverhältnismäßig". Zudem habe man Zweifel an der Machbarkeit, da MTS zwar nicht ausschlaggebend zu den Gewinnen der LSE beitrage, doch in Italien wegen seiner Rolle im Handel mit italienischen Staatsanleihen als Unternehmen von systemischer Bedeutung gelte. Der Board der LSE lehnte den geforderten Verkauf ab und machte Brüssel keine weiteren Vorschläge zum Ausgleich. Obwohl man weiß, dass auf Grundlage dieser Entscheidung eine Freigabe der Fusion durch die Kommission unwahrscheinlich ist, sei man trotzdem von den Vorteilen des Zusammenschlusses überzeugt und die Aktionäre stünden dahinter, heißt es weiter in der Mitteilung. Auch ein anderer Holdingsitz als London wird vonseiten der LSE abgelehnt.

Clearstream: Compliance-Service

Die zahlreichen globalen Regulierungen infolge der Finanzkrise machen sich auch im OTC-Derivate-Sektor bemerkbar. Die auf das Abwicklung und Verwahrgeschäft spezialisiert Tochtergesellschaft der Deutschen Börse Clearstream bietet ihren Kunden neue Dienstleistungen, um die neuen aufsichtsrechtlichen Regelungen zu bewältigen.

Als eine von vielen bevorstehenden Neuerungen gelten für Standard-OTC-Derivate künftig neue Clearing-Anforderungen. Für nicht geclearte OTC-Derivategeschäfte werden nicht nur neue und strengere Anforderungen in Bezug auf Initial Margin und Variation Margin, sondern auch komplizierte Anforderungen zur getrennten Verwahrung von Einschusszahlungen eingeführt.

Diese Änderungen sieht man bei Clearstream mit wesentlichen Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit der Marktteilnehmer verbunden: Teilnehmer der Sell-Side, wie Banken, müssen sicherstellen, dass sowohl sie selbst als auch ihre Kunden auf komplexere, besicherte Beziehungen, wie zentrales Clearing und getrennte Verwahrung vorab zu leistender Einschusszahlungen, vorbereitet sind. Einigen Buy-Side-Instituten stehe indes möglicherweise eine radikale Neuordnung ihrer Geschäftstätigkeit bevor. Angeboten wird von Clearstream das Auslagern von Collateral-Management- und Margining-Aktivitäten an Triparty Agents, beispielsweise Clearstream mit seinem Global Liquidity Hub. Den Marktteilnehmer werden größere Freiräume in Aussicht gestellt, sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, statt teure eigene Lösungen von Grund auf selbst zu entwickeln.

Clearstream und CCDC: Kooperation

Die China Central Depository and Clearing Company (CCDC) und Clearstream haben eine Absichtserklärung über eine Partnerschaft unterzeichnet. CCDC ist einer der größten Zentralverwahrer für chinesische festverzinsliche Wertpapiere in Festlandchina.

Die Kooperation soll auf die Vorteile des chinesischen Interbanken-Anleihemarktes (Chinese Interbank Bond Market, CIBM) setzen und gleichzeitig die aktuellen aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen und grundlegenden institutionellen Regelungen des Marktes berücksichtigt. Beide Partner versprechen sich eine Vereinfachung des Zugangs zum chinesischen Interbanken-Anleihenmarkt für internationale Anleger und sehen für das eigene Unternehmen die Chance, über die jeweilige Plattform bessere grenzüberschreitende Verwahr- und Abwicklungsdienste für auf Renminbi lautende festverzinsliche Produkte anzubieten. Auf dem CIBM agieren mehr als 430 ausländische Anleger mit einem Anlagevermögen von rund 116,5 Milliarden Dollar.

BÖAG: Start der Schuldscheinbörse

Der Markt für Schuldscheine hat sich in den zurückliegenden Jahren hierzulande deutlich belebt, damit steigt auch das Potenzial im Sekundärmarkt. Mit der "Schuldscheinbörse Deutschland" hat die Börsen AG (BÖAG), Trägergesellschaft der Börse Hamburg und der Börse Hannover, seit dem 1. März ihr Angebot erweitert. Dort können institutionelle Investoren wie Kreditinstitute, Versicherungen, Fondsgesellschaften, Pensions-/Versorgungskassen und Vermögensverwalter Kauf- und Verkaufsaufträge für Schuldscheine anonym und kostenfrei über die mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank als Dienstleister auf der Plattform einstellen lassen.

Für Verkäufer stehen zwei Vermittlungsalternativen zur Verfügung: Das über maximal fünf Tage laufende "Auktionsverfahren" soll die Erzielung des bestmöglichen Verkaufspreises sicherstellen, wohingegen im "Soforthandel" eine zeitnahe Ausführung angestrebt wird. Bei erfolgreicher Vermittlung eines Geschäftes fällt eine Provision an. Auf Basis einer speziellen Marktordnung werden ausschließlich Schuldscheine mit einer Restlaufzeit zwischen einem und maximal zehn Jahren vermittelt. Als Teilnehmer sind ausnahmslos institutionelle Investoren vorgesehen.

Gettex-Kurse am Bloomberg Terminal

Die Echtzeitkurse von Gettex, einem Börsenplatz der Bayrischen Börse, können künftig auch über "Bloomberg Terminal" abgerufen werden. Der Anbieter verspricht durch die Aufnahme der Gettex-Kurse für ein vereinfachtes Handeln der über 18 000 Wertpapieren (Aktien, Fonds, ETFs, Anleihen und Fremdwährungsanleihen), gerade auch bei größeren Tranchen eine bessere internationale Vergleichbarkeit. Das Gettex-Modell ist darauf ausgelegt, die Kostenersparnisse des OTC-Handels mit den funktionellen und rechtlichen Vorteilen einer regulierten Börse zu verbinden. Bei allen Wertpapieren einschließlich der Zertifikate über HVB Onemarkets fallen weder Maklercourtage noch Börsenentgelt an.

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