Bundesbank Konjunkturprognose

Der Konjunkturaufschwung in Deutschland dürfte weiter andauern. Dank der sehr guten Arbeitsmarktlage, so erwartet die deutsche Bundesbank in ihrer neuen halbjährlichen Konjunkturprognose, wird der private Konsum im Verbund mit der Nachfrage des Staates und den Wohnungsbauinvestitionen weiterhin für ein solides Grundtempo sorgen. Zudem werden die Exporte und wieder steigende Unternehmensinvestitionen als Stütze des Wachstums ausgemacht. Insgesamt wird das Szenario einer breit angelegten, recht kräftigen konjunkturellen Aufwärtsbewegung gezeichnet. Allerdings dürften sich aus Sicht der Bundesbank zunehmend Angebotsengpässe am Arbeitsmarkt bemerkbar machen, also weniger Menschen zusätzlich für eine Erwerbstätigkeit bereitstehen. Dies sollte nicht nur den Lohnanstieg verstärken, sondern dürfte auch tendenziell die Wachstumsmöglichkeiten begrenzen.

Vor diesem Hintergrund erwarten die Volkswirte der Bundesbank für das laufende Jahr ein kalenderbereinigtes Wirtschaftswachstum von 1,9 Prozent. In den beiden folgenden Jahren könnte das Expansionstempo der Prognose zufolge 1,7 Prozent beziehungsweise 1,6 Prozent betragen. Damit wüchse die deutsche Wirtschaft im gesamten Projektionszeitraum wie schon in den vergangenen drei Jahren stärker als das Produktionspotenzial. Der Auslastungsgrad der gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten, der bereits im vergangenen Jahr über dem Normalmaß lag, würde sich deutlich erhöhen. Angesichts der hohen Arbeitsnachfrage dürfte nach Einschätzung der Bundesbank-Experten die durchschnittliche Arbeitszeit steigen, nachdem sie in den vergangenen Jahren und wohl auch im laufenden Jahr rückläufig war. Die Beschäftigung dürfte hingegen nach dem kräftigen Anstieg in diesem Jahr 2018 und 2019 weniger stark ausgeweitet werden. Die Arbeitslosigkeit wird den Volkswirten zufolge in diesem Jahr deutlich und in den beiden Folgejahren nur noch leicht zurückgehen. Die Lage der Staatsfinanzen bleibt zudem günstig. Ohne größere Politikänderung rechnen die Bundesbank-Fachleute mit merklichen Überschüssen. Die Schuldenquote könnte demnach im Jahr 2019 - erstmals seit 2002 - wieder unter die Grenze von 60 Prozent fallen.

Der Anstieg der Verbraucherpreise wird sich den Experten zufolge im laufenden Jahr wegen der wieder höheren Preise für Rohöl und Nahrungsmittel sprunghaft verstärken. Gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) könnte die Inflationsrate von 0,4 Prozent im Vorjahr auf 1,5 Prozent im laufenden Jahr anziehen, 2018 geringfügig auf 1,4 Prozent sinken und sich 2019 auf 1,8 Prozent verstärken. Dieser Verlauf ist von der Annahme geprägt, dass sich die Verteuerung von Energie und Nahrungsmitteln vor allem im kommenden Jahr wieder erheblich abschwächen sollte. Dies überlagert die aufwärts gerichtete zugrunde liegende Preistendenz, die sich in dem erwarteten graduellen Anstieg der Rate ohne Energie und Nahrungsmittel von 1,3 Prozent im laufenden Jahr bis auf 1,9 Prozent im Jahr 2019 zeigt.

Im Vergleich zur Projektion vom Dezember 2016 erwarten die Bundesbank-Volkswirte jetzt durchgängig ein etwas höheres Wirtschaftswachstum. Aufgrund der erwarteten vorübergehenden Verteuerung von Energie und Nahrungsmitteln ergibt sich für das laufende Jahr eine um 0,1 Prozentpunkte höhere Inflationsrate. Für die beiden kommenden Jahre dürfte die Inflationsrate nun 0,3 beziehungsweise 0,1 Prozentpunkte geringer ausfallen. Die geschätzte Rate ohne Energie und Nahrungsmittel wurde hingegen für 2018 und 2019 geringfügig nach oben revidiert.

Aus dem internationalen Umfeld ergeben sich der Prognose zufolge sowohl für das Wirtschaftswachstum als auch für den Preisanstieg überwiegend Abwärtsrisiken. Möglicherweise zunehmende protektionistische Tendenzen könnten das Wirtschaftswachstum schwächen. Zudem könnte der Preisdruck durch den internationalen Wettbewerb die Margen der Unternehmen hierzulande verringern. Binnenwirtschaftlich dominieren hingegen die Aufwärtsrisiken für Wachstum und Preise, so wird angesichts der aktuell ausgesprochen guten Stimmung und des gemäß der Bundesbank-Projektion ungewöhnlich lang anhaltenden Aufschwungs betont. Insgesamt werden die Risiken aber sowohl für das erwartete Wirtschaftswachstum als auch für die Inflationsprognose als ausgeglichen eingestuft.

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