Sparkassen

Besser als befürchtet - ein schwacher Trost

Der Bewertung des Geschäftsjahres 2015 seiner mittlerweile noch 52 (53) Sparkassen in Baden-Württemberg hat Peter Schneider eine interessante Note gegeben. Es ist dabei weniger erstaunlich, dass der Präsident des dortigen Sparkassenverbandes das Berichtsjahr als rundum zufriedenstellend einstuft. Mit einem nahezu unveränderten Zinsüberschuss von gut 3,4 Milliarden Euro, einem auf 1,08 (1,01) Milliarden Euro leicht erhöhten Provisionsergebnis, dem auf 2,81 (2,73) Milliarden Euro gestiegenen Verwaltungsaufwand und dem daraus resultierenden Ergebnis vor Steuern in Höhe von 1,55 (1,58) Milliarden Euro ist dieses Urteil vertretbar. Bemerkenswert ist aber seine Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit seiner Sparkassen mit ihrer aggregierten Bilanzsumme von nahezu unverändert 178,6 Milliarden Euro im Niedrigzinsumfeld. Denn anders als von vielen Beobachtern vorausgesagt, sieht er trotz der anhaltend expansiven Geldpolitik der EZB seine Häuser weniger im Zinsgeschäft betroffen als viele Wettbewerber. Wie ist es zu erklären, so seine berechtigte Frage, dass die badenwürttembergischen Sparkassen bei den Einlagen der Privatkunden ein Plus von 2,9 Prozent auf 92,02 Milliarden Euro verbuchen konnten?

In der Tat ist diese Entwicklung schon in den vergangenen zwei Jahren bei vielen Primärinstituten der Verbünde besser gelaufen als seinerzeit prognostiziert. Die immer wieder zu hörende Befürchtung, bei den Einlagenkonditionen nicht mit den in- und ausländischen Wettbewerbern mithalten zu können und deshalb gnadenlos abgehängt zu werden, ist bis zum Berichtsjahr 2015 nicht eingetroffen. Viele Sparkassen und Volksbanken profitieren im Niedrigzinsumfeld von einer Einengung der am Markt beobachtbaren Konditionenspreizung auf der Einlagenseite. Je mehr das der Fall ist, umso schwerer haben es auch die Wettbewerber aus dem Ausland, die Kundenbasis der hiesigen Institute zu gefährden. Bei überschaubaren Konditionenunterschieden darf man bei den Kunden eben einen hohen Stellenwert des Sicherheitsdenkens vermuten, der den vertrauten Ortsbanken der beiden Verbundgruppen zugutekommen dürfte.

Als zweite Schiene der günstigen Entwicklung des Zinsgeschäftes hat sich für die Sparkassen im Südwesten die unveränderte Dynamik des Kreditgeschäftes erwiesen. Die Institute haben dabei nicht nur im privaten Bereich von dem anhaltenden Boom der Immobilienfinanzierung profitiert (Kundenkredite plus 5,1 Prozent auf 53,94 Milliarden Euro), sondern auch von einer starken kreditfinanzierten Investitionstätigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen sowie Selbstständiger (plus 4,4 Prozent auf 52,53 Milliarden Euro). Die These von einer besonderen Anfälligkeit der Sparkassen und Genossenschaftsbanken für die Niedrigzinsphase kehrt Peter Schneider damit offensiv in die Gegenthese um, dass sich die dezentralen Bankengruppen in der langen Niedrigzinsphase Stand heute tendenziell sogar besser an die drohende Erosion des Zinsgeschäftes angepasst haben als größere Einheiten.

Die fatalen Auswirkungen der Niedrigzinspolitik auf die Sparanlagen der Anleger sowie die private Altersvorsorge wie auch die gesetzlichen Vorsorgesysteme sind für ihn längst nicht gelöst. Insofern sorgt sich der Präsident durchaus zu Recht um die Sicherung einer vernünftigen Ertrags- und Geschäftsbasis seiner Mitgliedsinstitute. An dieser Stelle sieht er die Ansatzpunkte - ebenso wie der BdB - in einer grundsätzlichen Überarbeitung der Kompatibilität der Regulierungsmaßnahmen. Bankgeschäft bedeutet im Kern die Übernahme und das Managen von Risiken. Und wenn nach den Zahlen des Sparkassenverbandes allein die Kosten für die Regulierungsmaßnahmen einschließlich der Bankenabgabe schon mit rund 11 Prozent am Gewinn der Sparkassen zehren und bei den von der EZB regulierten Banken leicht noch höhere Quoten zustande kommen können, darf man die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der Regulierungsmaßnahmen aufwerfen. An dieser Stelle bewegt sich die Diskussion freilich immer noch stark im Ungewissen. Niemand weiß so genau, wie sich diese Effekte messen lassen.

Sparkassenpolitisch haben sich die südwestdeutschen Sparkassen im Vorfeld des Sparkassentages übrigens eher zurückgehalten, in einem Punkt aber klar Position bezogen. Ein Zusammengehen von Helaba und Dekabank halten sie angesichts der zentralen Dienstleistungsfunktion von Letzterer als Wertpapierhaus für die gesamte Gruppe für kontraproduktiv und würden es stark hinterfragen.

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