HSBC Deutschland

Dienstleistungsbank im Vorteil

Quelle: HSBC

An ihrem Provisionsüberschuss von knapp 475 (441) Millionen Euro gemessen stuft sich die HSBC Deutschland unter den zehn größten Banken in Deutschland ein. Mit ihrer Bilanzsumme von gut 23 (21,7) Milliarden Euro schafft sie es gerade noch unter die ersten 50 Institute. Schon diese erste Einordnung verdeutlicht das starke Gewicht des Dienstleistungsgeschäftes für die Ertragsrechnung der Bank. Nach einem Wachstum um 7,6 Prozent im Berichtsjahr 2016 übersteigt der Provisionsüberschuss den Zinsüberschuss um mehr als den Faktor zwei. Aber auch der Zinsüberschuss hat sich in Düsseldorf um 4,8 Prozent auf 211,4 Millionen Euro erhöht. Banken mit einer solchen Relation von Zins- zu Provisionsüberschuss finden sich in der hiesigen Branche nur unter den Privatbankiers, für die restliche Branche sind sie die Ausnahme. In Zeiten der Niedrigzinsen sind Häuser mit einer solchen Rela tion allerdings in der komfortablen Lage, weniger stark vom Zinsgeschäft abhängig zu sein beziehungsweise unter der expansiven Geldpolitik der Notenbanken zu leiden.

Dass sich die Düsseldorfer Tochter des weltweit operierenden HSBC-Konzerns dennoch nicht von den Auswirkungen der Geldpolitik abkoppeln kann, zeigt ein Blick auf die Segmentberichterstattung. Die derzeit noch bei nahezu allen hiesigen Banken geübte Praxis, die Einlagen ihrer Privatkundschaft nicht mit Negativzinsen zu belegen, hinterlässt im Segment Private Banking und Asset Management (PB& AM) jedenfalls Spuren. Dort hat sich auch bei der HSBC Deutschland der Zinsüberschuss von 16,9 auf 12,0 Millionen Euro verringert und zusammen mit einem ebenfalls niedrigeren Provisionsergebnis den Jahresüberschuss vor Steuern auf 27,4 (38,6) Millionen Euro abschmelzen lassen. Rechnet man die Aufwendungen von 26,7 Millionen im Segment Konsolidierung heraus, ist der Anteil von PB& AM am gesamten Jahresüberschuss auf rund 10,7 Prozent gesunken.

Getragen wird das Wachstum und das gesamte Geschäft des Deutschland-Ablegers der HSBC inzwischen eindeutig von dem Segment Global Banking and Markets, dem 176,2 (141,9) Millionen Euro an Jahresüberschuss vor Steuern zuzurechnen sind. Den Konsolidierungsanteil herausgerechnet bedeutet das einen Anteil von 65,2 Prozent am Jahresüberschuss. Auch diese Quote verdeutlicht, wie weit sich die Geschäftsausrichtung der Düsseldorfer HSBC-Tochter inzwischen von den Wurzeln im Privatbankgeschäft wegbewegt hat. Das korrespondiert mit der schon seit einigen Jahren verfolgten strategischen Forcierung des Firmenkundengeschäftes mit international tätigen Unternehmen. Künftig will man an dieser Stelle freilich ein wenig umsteuern: Akquise und Vertiefung der Geschäftsbeziehung zu den Bestandskunden sollen sich die Waage halten. Organisatorisch wurde dazu der Bereich Corporate and Institutional Banking (CIB) geschaffen, in dem unter einheitlicher Führung die deutschen mittelständischen Unternehmen mit starker internationaler Ausrichtung ebenso betreut werden wie die großen globalen Konzerne. Das Kreditvolumen mit den Firmenkunden in China, so ein punktueller Eindruck vom dortigen Geschäftsverlauf 2016, ist um 25 Prozent gestiegen.

Ein Geschäftsfeld, das in der hiesigen Bankenszene bisher vernachlässigt wird, beschreibt die HSBC in diesem Zusammenhang mit dem schönen Wort Eventbanking. Gemeint sind Transaktionen und Finanzierungen im M& A-Geschäft in Deutschland, Europa und aller Welt, die sich längst nicht mehr nur auf die globalen Konzerne erstrecken, sondern bis weit in den Mittelstand hineinreichen. Wenn die HSBC schon bei der Vorbereitung solcher Transaktionen angerufen und bei der tatsächlichen Umsetzung dann möglichst oft und umfangreich beteiligt wird, ist das Ziel erreicht. Ob die Transaktionserträge dann letztlich in Düsseldorf verbucht werden können oder in einer der HSBC-Tochtergesellschaften weltweit anfallen, ist aus Konzernsicht erst einmal unerheblich, sie bleiben jedenfalls in der Gruppe. Die Düsseldorfer Tochter generiert bei internationalen Transaktionen somit teilweise Erträge für Schwestergesellschaften im Ausland, kann aber umgekehrt auch von deren Arbeit profitieren.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X