Deutsche Börse

"Frankfurter Erklärung" zur Nachhaltigkeit

Quelle: Deutsche Börse

Weltweit wird das Thema der unternehmerischen Nachhaltigkeit (ESG - Environmental, Social and Governance) immer wichtiger und verändert nach und nach ganze Wirtschaftszweige. Globale und lokale Initiativen wie die Entwicklung der "Sustainable Development Goals" durch die Vereinten Nationen oder der "Green Finance-Fokus" der deutschen G20-Präsidentschaft im Jahr 2017 machen dies deutlich.

Angesichts der erhöhten politischen und wirtschaftlichen Beachtung des Themas interessiert es natürlich die verschiedensten Organisationen, inwiefern Investoren bereits Wert auf Fragen der Umwelt, auf soziale Aspekte und gute Unternehmensführung legen. Um das herauszufinden, unterstützt die Uno beispielsweise als Mitbegründerin die Investoreninitiative Principles of Responsible Investment (PRI). Diese hat nun gemeinsam mit dem CFA Institute eine weltweite Erhebung gestartet, um zu ermitteln, inwieweit Analysten und Portfoliomanager ESG-Kriterien in ihre Arbeit einbeziehen. Während die ersten regionalen Ergebnisse dieser Untersuchung ab Sommer 2018 zu erwarten sind, ist die BNP Paribas schon weiter. Ihre Studie "Great Expectations: ESG - what's next for asset owners and managers" hat ebenfalls untersucht, wie weit verbreitet die Einbeziehung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren in Investitionsentscheidungen ist. Gemäß dem Bericht setzen 79 Prozent der Befragten auf ESG entweder bei ihrer Anlagestrategie als Asset Owner oder bei den von ihnen vermarkteten Produkten als Asset Manager. Das hört sich auf dem ersten Blick zwar viel an, aber die Studie zeigt auch, dass 77 Prozent der Asset Owner, die ESG einbeziehen, nur 25 Prozent oder weniger in spezifische ESG-Strategien investieren.

Ähnliches kann auch die Deutsche Börse berichten: 2016 habe sich die Zahl ihrer Nachhaltigkeitsindizes mehr als verdoppelt, trotzdem seien bisher aber nur 12,5 Millionen Euro investiert worden. Um das Thema nun von einem anderen Ansatz verstärkt anzuschieben, hat die Börse gemeinsam mit wichtigen Akteuren des Finanzplatzes Frankfurt die Nachhaltigkeitsinitiative "Accelerating Sustainable Finance" ins Leben gerufen. Ausgangspunkt ist die Überzeugung, dass Klimawandel und Nachhaltigkeitsfragen auch Auswirkungen auf Risiko und Ertrag von Finanzanlagen haben können. Als ersten Schritt haben Vertreter vieler Unternehmen wie KfW, Goldman Sachs, Commerzbank, Deutsche Bank, ING DiBa, Allianz, Deka, Union Investment sowie HSBC und Deutsche Bundesbank ein freiwilliges Bekenntnis zur Umsetzung der gemeinsamen Nachhaltigkeitsinitiative unterschrieben. Mit der "Frankfurter Erklärung" bezeugen sie ihre Absicht, Rahmenbedingungen einer nachhaltigen Finanzwirtschaft zu definieren und diesbezüglich verschiedene Initiativen am Finanzplatz Frankfurt anzustoßen. Dazu zählen die Identifikation innovativer Geschäftsfelder sowie ein verantwortungsbewusster Umgang mit Risiken. Auf diese Weise soll eine ganzheitliche Mobilisierung nachhaltiger Finanzmarktinfrastrukturen gefördert werden, so die Deutsche Börse.

Ob die Initiative den gewünschten Effekt hat, bleibt abzuwarten. Laut der Untersuchung von BNP Paribas Securities Services beabsichtigen Asset Manager und Asset Owner zwar ihre Anlageaktivitäten in Umwelt-, Sozial- und Corporate Governance-orientierte Strategien in den kommenden zwei Jahren zu verdoppeln, sie schauen dabei nicht durchweg positiv auf ESG-Anlagen. Der Mangel an fortschrittlichen Analysen wird von beiden befragten Gruppen mit Sorge betrachtet. Fast ein Viertel (23 Prozent) erwähnt dies als ein mögliches Hindernis in der Zukunft und sieht den steigenden Bedarf, in Technologie und Spezialisten zu investieren. Der Aufbau neuer Ressourcen erfordert Investitionen und Asset Manager befürchten einen sich daraus ergebenden Kostenanstieg.

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