Geldvermögen

Hartnäckige Präferenz für Bankeinlagen

Quelle: pixabay.com

Das weltweite Geldvermögen ist so hoch wie nie zuvor - das geht aus dem Global Wealth Report hervor, in dem die Allianz für das Berichtsjahr 2016 zum achten Mal die Vermögens- und Schuldenlage der privaten Haushalte in über 50 Ländern untersucht hat. Der bloße Anstieg des Brutto-Geldvermögens auf 169,2 Billionen Euro gegenüber dem Vorjahr dürfte für die Autoren weniger überraschend gewesen sein, wohl aber sein Ausmaß. Denn mit 7,1 (4,7) Prozent hat das Wachstumstempo die gedämpften Erwartungen nach dem Vorjahresbericht eher übertroffen. In allen drei untersuchten Assetklassen Bankeinlagen (6,3 Prozent), Wertpapiere (8,7 Prozent) sowie Versicherungen und Pensionsfonds (6,0 Prozent) hat sich das Wachstum beschleunigt und lag über den durchschnittlichen Wachstumsraten im Zeitraum 2006 bis 2016 von 6,0 Prozent für Bankeinlagen, 5,6 Prozent für Wertpapiere und 5,1 Prozent für Versicherungen und Pensionen.

Überraschend ist insbesondere die globale Präferenz für Bankeinlagen. Das Vertrauen in diese Assetklasse als sicherer Hafen und/oder Liquiditätsgarant ist trotz der weltweit niedrigen Zinsen offensichtlich kein rein deutsches Phänomen. Weltweit erhöhten sich die frischen Spargelder 2016 gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent, in Europa gar um 50 Prozent. Im gesamten Euroraum erreichte der Bestand an Bankeinlagen Ende 2016 einen Anteil von knapp einem Drittel am Brutto-Geldvermögen, am stärksten ausgeprägt in Griechenland mit 66 Prozent, am wenigsten in den Niederlanden mit 18 Prozent. Deutschland lag mit 39 Prozent knapp über dem Durchschnitt. Vor dem Hintergrund solcher Entwicklungen wird nachvollziehbar, weshalb die hiesigen Banken in ihren Marketinganstrengungen für das Wertpapier- und Aktiensparen überaus vorsichtig agieren. Sie wollen offenbar jeglichen Verdacht vermeiden, ihre Kunden in unerwünschte Produktlinien zu treiben, obwohl Bankeinlagen in den vergangenen Jahren nicht nur keinen Ertrag mehr abgeworfen, sondern zu realen Wertverlusten geführt haben. Allein für 2016 schätzt die Allianz-Studie die Einbußen durch Geldentwertung in den Industrieländern auf 300 Milliarden Euro und hält für das laufende Jahr durch die Rückkehr der Inflation gar eine Verdopplung für möglich. Für die hiesige Kreditwirtschaft kann das nur bedeuten, die Anleger durch gleichermaßen gezielte wie transparente Aufklärungsarbeit kontinuierlich an das Wertpapier- und Aktiensparen heranzuführen.

Mit Blick auf die Verschuldung der privaten Haushalte als andere Seite der Vermögensbilanz dürfte den hiesigen Banken die Marktbearbeitung deutlich leichter fallen. Denn in Deutschland sank die Schuldenquote weiter auf 54 Prozent und liegt damit nicht nur unter dem Durchschnitt im Euroraum, sondern auch weit entfernt von Werten der Jahrtausendwende, als die Verschuldung privater Haushalte auf mehr als 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) angestiegen war. Weltweit hingegen stieg die Verschuldung der privaten Haushalte laut der Allianz-Studie mit 5,5 Prozent so stark wie seit 2007 nicht mehr. Erstmals seit 2009 wuchsen die Schulden damit auch wieder schneller als die nominale Wirtschaftsleistung, wodurch die globale Schuldenstandsquote (Verbindlichkeiten in Prozent des BIP) um einen knappen Prozentpunkt auf 64,6 Prozent gestiegen ist. Insbesondere die Schuldenquoten privater Haushalte in Asien (ohne Japan) haben sich deutlich erhöht. Dass von den weltweit knapp 41 Milliarden Euro an privaten Verbindlichkeiten mittlerweile knapp ein Fünftel (nach unter 7 Prozent vor zehn Jahren) auf diese Region entfällt, birgt ein gewisses Krisenpotenzial.

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