Commerzbank

Klare Botschaft: strategisch auf Kurs

Quelle: Commerzbank

Als Vorstandsvorsitzender hat Martin Zielke Ende September 2016 unter dem Schlagwort Commerzbank 4.0 eine erneutes Strategieprogramm aufgesetzt. Die Bank klar als digitales Technologieunternehmen zu positionieren und bis zum Jahre 2020 die Prozessabläufe zu 80 Prozent zu digitalisieren lautet seither ein Kernziel. Es wurde ein sogenannter Digital Campus eingerichtet, der mittlerweile mit rund 1 000 Mitarbeitern die Umsetzung der Neuausrichtung vorantreiben soll. Über Einheiten wie Main-Incubator wird der Kontakt zu entwicklungsfähigen Fintech-Projekten intensiviert. Die Digitalisierungsplattform für den Mittelstand, Openspace, soll die technischen Schnittstellen zu diesem wichtigen Kundensegment verbessern. Das Investment- und Corporate-Banking ist im Segment Firmenkunden zusammengefasst, das ebenso wie Privat- und Unternehmerkunden massiv auf Volumen- und Kundenwachstum ausgerichtet ist. Flankierend wurden mit den Mitarbeitern und/oder den Arbeitnehmervertretern verschiedene Programme ausgehandelt, um die Mitarbeiterzahl von dem damaligen Stand von rund 49 900 über die 42 000 Ende 2017 auf die angepeilten 36 000 im Jahre 2020 herunterzubringen. Klare Marschrichtung zudem: Bevor über irgendwelche deutsche und europäische Bankenkonstellationen geredet werden kann, gilt es, die eigenen Hausaufgaben zu machen.

An die Devise, nur keine unnötigen Abschweifungen vom Wesentlichen zu machen, haben sich Martin Zielke und Finanzvorstand Stefan Engels bei der Bilanzpressekonferenz 2017 strikt gehalten. Und weil sie bei der Rechenschaftslegung über die angestrebten strategischen Zwischenziele für das Berichtsjahr 2017 in nahezu allen Bereichen im Soll oder sogar darüber lagen, entwickelte sich eine recht lockere Präsentation auf sicherem Terrain. In der Tat kann die Commerzbank für 2017 eine Reihe von größeren und kleineren Erfolgen melden. So konnte die Zahl der Neukunden im Segment Privat- und Unternehmerkunden netto um gut 500 000 gesteigert werden, seit dem Q4 2016 um rund 639 000. Damit liegt die Bank ebenso über den Planwerten wie bei den Assets under Control, deren Volumina im Berichtsjahr um 38 Milliarden Euro auf 376 Milliarden Euro ausgeweitet werden konnten, geplant waren 345 Milliarden. Allein diesen Volumenzuwächsen sowie der Steigerung des Kreditvolumens um 9 Prozent rechnet die Bank übrigens für 2017 zusätzliche Erträge von 150 Millionen Euro zu und sieht dadurch die negativen Folgen durch die Negativzinsen und den Preiswettbewerb nahezu kompensiert. Über den Planungsansätzen ist die Bank zudem beim Neukundenzuwachs im Firmenkundengeschäft mit 5 400, in drei Jahren sollen das 10 000 werden. Leicht unter Plan, aber auf gutem Weg stuft sie mit 48 (geplant 50) Prozent den momentanen Digitalisierungsgrad ein.

Auch einige unmittelbar ergebnisrelevante Effekte können die Verantwortlichen auflisten: Dass 808 Millionen Euro an Restrukturierungskosten für das Ende 2016 begonnene Strategieprogramm 4.0 schon vollständig verarbeitet sind. Dass allein beim Abbau des Schiffsfinanzierungsportfolios, auch durch Verkäufe unter Buchwert, eine Reduktion von 4,8 auf 2,6 Milliarden Euro erreicht werden konnte. Dass sich die erreichte NPL-Quote von 1,3 Prozent sowie die CET-1-Quote unter IFRS 9 mit rund 13,3 Prozent per Januar 2018 auch im internationalen Vergleich mehr als sehen lassen können. All das ist lobenswert und zielführend. Wie bescheiden allerdings die beiden deutschen Großbanken mittlerweile geworden sind, zeigt der Blick auf die Ergebnisse. Um sich auf dem heimischen Vergleichsmarkt als klarer Gewinner des Berichtsjahres 2017 zu positionieren, bedurfte es für die Commerzbank nicht etwa einer beachtlichen Höhe des Jahresergebnisses, sondern allein schon der positive Wert an sich reichte aus - auch wenn er mit 156 Millionen Euro so spärlich ausfiel. Unter solchen Vorzeichen ist es eben klug, über eine aktive Rolle in einem irgendwann doch einmal kommenden europäischen Bankenmarkt lieber vornehm zu schweigen.

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