Finanzierung

Mehr Unternehmensanleihen

Quelle: Deutsche Bundesbank

Laut ihrem aktuellen Monatsbericht vom Juli dieses Jahres registriert die Deutsche Bundesbank seit Ende 2010 für Deutschland ein Marktwachstum für Unternehmensanleihen von absolut 28,7 Milliarden Euro. Für die deutsche Wirtschaft bedeutet dies zwar einen sichtbaren Anstieg. Aber in der Unternehmensfinanzierung dominieren weiterhin die Bankkredite, das zeigen nicht zuletzt die ersten Ergebnisse der Halbjahresberichte der hiesigen Banken. Auf den gesamten Euroraum lässt sich diese Momentaufnahme allerdings nicht übertragen. Dort verweist die Deutsche Bundesbank der Tendenz nach seit 2011 auf eine Verschiebung der Gewichte. Zwar dominieren auch europaweit und mit Abstand immer noch die Bankkredite. Und nach einem Rückgang in den Jahren 2011 bis 2014 sind sie zuletzt wieder gestiegen. Aber noch stärker und recht kontinuierlich haben die Unternehmensanleihen zugenommen. Das Verhältnis von Unternehmensanleihen zu Bankkrediten hat sich im Euroraum von deutlich unter 15 Prozent Anfang des Jahres 2011 auf eine Größenordnung von rund 23 Prozent in den ersten Monaten des laufenden Jahres erhöht.

In konkreten Zahlen nennt die Bundesbank für Mai 2017 einen Marktumlauf an Unternehmensanleihen im Euroraum von 1 020,4 Milliarden Euro. Davon entfallen 489,1 Milliarden Euro oder 48 Prozent allein auf Frankreich, 146,6 Milliarden Euro oder 14 Prozent auf Deutschland, 117,9 Milliarden Euro oder 12 Prozent auf Italien und 59,9 Milliarden Euro oder 6 Prozent auf die Niederlande. Spürbar gewachsen ist dieses Segment in den vergangenen fünf Jahren aber auch in Spanien. Dass die deutschen Unternehmen gemessen an ihrer Marktgröße vergleichsweise wenig auf die Anleihefinanzierung zurückgreifen, liegt zum Teil an der Bedeutung der Schuldscheine am hiesigen Markt. Diese sind in den genannten Zahlen nicht erfasst. Misst man die Bedeutung der Unternehmensanleihen am Marktumlauf zum Bruttoinlandsprodukt, liegt der Euroraum mit einer Quote von 11 Prozent im internationalen Vergleich weit hinter Großbritannien mit 20 Prozent oder den USA mit 31 Prozent zurück. Bei allem Bedeutungszuwachs der marktbasierten Fremdfinanzierung über Unternehmensanleihen im Euroraum spielt die Kapitalmarktfinanzierung in den angelsächsischen Ländern immer noch eine wesentlich stärkere Rolle.

Auch die diversen Ursachen für den Aufschwung der Unternehmensanleihen in Europa hat die Bundesbank untersucht. In den europäischen Peripherieländern dürften demnach die verschärften Angebotsbedingungen für Kredite eine Rolle spielen. Hinzu kommt allgemein die steigende Nachfrage institutioneller Investoren zur Erreichung ihrer Renditeziele beziehungsweise Zusagen. Und nicht zuletzt ist da noch das Aufkaufprogramm (Corporate Sector Purchase Programme - CSPP) der Europäischen Zentralbank. Deren Bestände erreichten per 20. Juli dieses Jahres 102,0 Milliarden Euro, davon entfallen 24 Prozent der Käufe auf die Bundesbank.

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