Landesbanken

Mühsame Selbstfindung

Das Immobiliengeschäft ist seit vielen Jahren fester Bestandteil des Dienstleistungsangebots und wichtiger Ertragsbringer der deutschen Landesbanken. Die Helaba beispielsweise erwirtschaftet rund zwei Drittel der Erträge mit Immobilienfinanzierungen und Projektentwicklungen im In- und Ausland. Doch auch bei Bayern-LB, LBBW, HSH und der Nord-LB ist das Geschäft mit Gebäuden fester Bestandteil des Geschäftsmodells. Die ehemalige Landesbank Berlin erfreute sich stets der erfolgreichen Berlin Hyp, die auch nach der Zerschlagung des LB-Konzerns noch der Landesbank Berlin Holding AG und damit der Erwerbsgesellschaft und der Beteiligungsgesellschaft der S-Finanzgruppe gehört.

Im Zuge der mühsamen Suche nach der richtigen Aufstellung wird von den jeweiligen Häusern immer wieder die vielbeschworene "Bündelung der Kräfte" geprüft. Da kann das Immobiliengeschäft als eine der tragenden Säulen natürlich nicht außen vor bleiben. Auch wenn sich die Betroffenen fast immer nur aus der Not heraus, denn unter rationalen Aspekten zu einer Konsolidierung durchringen können. Bestes Beispiel: Die Nord-LB. Die viel zu teure und offensichtlich auch viel zu riskante Übernahme der schiffskranken Tochter aus Bremen riss ein tiefes Loch in Bilanz und GuV. Eigenkapital fehlte an allen Ecken und Enden. "Alles steht auf dem Prüfstand" hieß es dann folgerichtig im Mai vergangenen Jahres: Spar- und Effizienzprogramme, Stellenabbau, Beteiligungsverkäufe. Der neue Vorstandschef Thomas Bürkle bespielte das ganze Instrumentarium eines Sanierers. Mehr als überrascht zeigten sich die meisten Beobachter allerdings von seiner Ankündigung, auch die erst 2008 von einer Investorengruppe übernommene Deutsche Hypo zu verkaufen. Lieferte die doch für 2016 einen Gewinn von stolzen 115 Millionen Euro ab, und das gerade mal mit rund 400 Mitarbeitern. Schnell wurde über eine Zusammenlegung mit der sparkasseneigenen Berlin Hyp spekuliert und auch die LBBW warf offensichtlich ein Auge auf die "Perle".

Ein gutes halbes Jahr später ist das alles Makulatur. Die Deutsche Hypo ist wesentlicher Ertragsbringer der Nord-LB, so etwas verkauft man nicht, heißt es nun aus Hannover. War das nicht schon immer klar? Zumindest die Sache mit dem Ertragsbringer. Was ist in diesem halben Jahr passiert? Die Sparkassen haben einen neuen Präsidenten, der sicherlich viel stärker bankpolitisch als politisch denkt. Die Deutsche Hypo hat einen neuen Chef, der langjährige Vorstandsvorsitzende Andreas Pohl bekam den Vertrag nicht verlängert, obwohl erst sechzig Jahre alt. Ob diese Personalien für diesen zwar richtigen, aber der Glaubwürdigkeit der Nord-LB sicherlich nicht zuträglichen neuerlichen Strategieschwenk beeinflusst haben oder ob sich andere Möglichkeiten der Eigenkapitalstärkung aus der Substanz heraus ergeben haben? Man wird es hoffentlich irgendwann erfahren. Die mühsame Selbstfindung der Nord-LB wird damit aber wahrscheinlich noch nicht beendet sein.

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