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Regionalprinzip: Sparda-Bank als Präzedenzfall

Sparda-Bank Filiale in Stuttgart am Hauptbahnhof, Quelle: Sparda-Bank

"Sparda-Bank Baden-Württemberg wagt großen Schritt". Unter dieser Überschrift verbreitete die in Stuttgart ansässige Genossenschaftsbank zwei Änderungen am Geschäftsmodell. Zum einen will die bislang allein auf das "reine" Privatkundengeschäft konzentrierte Bank künftig auch Selbstständige in ihrer Eigenschaft als Privatkunden betreuen, obwohl bei ihnen oft nicht an jeder Stelle klar zwischen Privatem und Geschäftlichem unterschieden werden kann. So will man künftig eine Immobilie auch dann finanzieren, wenn sich dort sowohl Wohnung als auch Geschäftsräume des Kunden befinden. Damit befinden sich die Baden-Württemberger in der Gruppe der Sparda-Banken bereits in guter Gesellschaft. Auch die Kollegen in Hessen etwa haben ihr Geschäfsmodell entsprechend angepasst.

Mit der zweiten Neuerung hingegen schaffen die Baden-Württemberger einen Präzedenzfall: Sie wollen künftig auch bundesweit antreten. Teilweise wird das Geschäftsmodell damit dem angepasst, was faktisch bereits Realität ist. Denn ungeachtet des genossenschaftlichen Grundsatzes "ein Markt - eine Bank" wird Kunden, die aus dem Geschäftsgebiet einer Bank fortziehen, ohne die Bank zu wechseln, üblicherweise nicht gekündigt. Sondern sie werden meist stillschweigend über die digitalen Kanäle weiterbetreut. So praktizieren das auch für viele Volks- und Raiffeisenbanken.

Im Internet ist das Regionalprinzip somit zumindest aufgeweicht. Bei Kunden, die über das Internet nach einem Bankangebot suchen, ist das bisher anders. Suchmaschinenmarketing etwa oder auch die Zusammenarbeit mit Portalen lohnt sich für regionale Institute deshalb oft nur bedingt, da ein Großteil jener, die auf diesem Weg auf ihr Angebot stoßen, durch die regionale Begrenzung als "Streuverlust" gewertet werden muss. Das will die Sparda-Bank Baden-Württemberg künftig ändern. Wenn ihr Angebot künftig etwa auf einem Vergleichsportal auftaucht, dann soll der Kunde auch abschließen können, ganz gleich, wo er wohnt.

Mit dem Verband der Sparda-Banken ist dieses Vorgehen abgestimmt und wird nach Aussage des Verbands auch mitgetragen. Auch der BVR verweist darauf, dass das Regionalprinzip anders als bei den Sparkassen nicht verbindlich vorgegeben ist. Die "regionale Schwerpunktsetzung", die sich vor allem aus dem Genossenschaftsprinzip ergebe, werde "weder kontrolliert noch sanktioniert." Trotzdem hat der bundesweite Antritt natürlich Implikationen - werden doch damit die bemerkenswert einigen Sparda-Banken im Internet zu Wettbewerbern. Das mag bei der eher beratungsintensiven Baufinanzierung vielleicht nicht die ganz große Rolle spielen, kann bei anderen Produkten aber durchaus zu Verdruss führen.

An dieser Stelle stellt sich für die genossenschaftliche Organisation die Frage, wie sich das bundesweite Werben um Kunden in den digitalen Kanälen auf das Thema Mitgliedschaft auswirken wird. Gut möglich, dass jene Kunden, die sich über das Internet eine Regionalbank aus einer anderen Region aussuchen, eher zu den "Schnäppchenjägern" zählen als zur Gruppe jener, die das Genossenschaftsprinzip zu schätzen wissen und eine entsprechende Loyalität zu ihrer in der Region verankerten Bank mitbringen; denn es ist ja nicht die eigene Region. Eine völlige Verwässerung des Genossenschaftsprinzips ist durch solche Kunden sicher nicht zu befürchten, solange die Filialen in der eigenen Region (und zwar weiterhin nur dort) den Löwenanteil der neuen Kunden beisteuern. Und doch könnte es mindestens schwieriger werden, die Bedeutung der Mitgliedschaft zu vermitteln.

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