Ertragslage

Schadensbegrenzung durch Sonstiges betriebliches Ergebnis

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Dass sich die deutsche Kreditwirtschaft den Ergebnissen der aktuellen Niedrigzinsumfrage der Bankenaufseher nach recht zuversichtlich zeigt, die spürbaren Einschnitte in ihre Ertragsrechnung durch das sichtbar schwächer werdende Zinsgeschäft mit entsprechenden Zuwächsen beim Provisionsüberschuss zu kompensieren, ist schon einigermaßen erstaunlich. Denn die angestrebte Stärkung des Provisionsgeschäftes ist keineswegs neu, in den vergangenen Jahrzehnten allerdings nur in Trippelschritten gelungen. Wie die Berichterstattung für 2016 der großen Verbundorganisationen einmal mehr gezeigt hat, bewegt sich der Anteil des Zinsüberschusses am Rohertrag bei den Sparkassen immer noch bei rund 75,5 Prozent und der Anteil des Provisionsüberschusses demnach bei lediglich 24,5 Prozent. Die genossenschaftlichen Ortsbanken sind mit ihren entsprechenden Quoten von 78,3 Prozent und 21,7 Prozent sogar noch stärker vom Zinsgeschäft abhängig.

Ähnliche Erkenntnisse bringen seit Jahren die Bilanzvergleiche dieser Zeitschrift. Auch nur annähernd zu einem ausgeglichenen Verhältnis zu gelangen, erscheint daher für die Masse der Verbundinstitute und auch für viele der kleineren und mittleren privaten Banken mit der bisherigen Geschäftsausrichtung nahezu illusorisch. Gelungen ist eine sichtbare Umsteuerung in den vergangenen Jahren allerdings der Castell-Bank mit Anteilen von gut 54 Prozent für das Zins- und knapp 46 Prozent für das Provisionsgeschäft 2016 (nach 66,57 und 33,43 Prozent 2012). Aber diese Entwicklung war und ist mit einem deutlichen Ausbau der Vermögensverwaltung und deren bundesweiter Ausdehnung verbunden. Und über diese Stellschraube verfügen die Verbundinstitute mit ihrer Bindung an die Region nur bedingt. Ihnen bleibt zwar eine Intensivierung der Zusammenarbeit mit den gruppeneigenen Asset Managern und/oder Versicherern für die Marktbearbeitung in der Region. Ihrem Selbstverständnis beziehungsweise Auftrag nach fühlen sich die Sparkassen wie auch die Genossenschaftsbanken vor Ort allerdings verpflichtet, in ihrem Geschäftsgebiet ein Vollsortiment an Produkten und Dienstleistungen anzubieten, einschließlich einer wie auch immer definierten Mindestdichte von Filialen.

Gleichsam "gerettet" wird die Ergebnisrechnung der deutschen Kreditwirtschaft im Berichtsjahr 2016 dem Monatsbericht September der Deutschen Bundesbank zufolge ohnehin weniger vom Provisionsgeschäft als von den Zuwächsen beim Sonstigen betrieblichen Ergebnis. Dass dieser Effekt im Großbankensektor insbesondere durch geringere Aufwendungen im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten spürbar zum Tragen kam, lenkt den Blick auf eine große deutsche Bank, bleibt für die Gesamtbranche aber ein Sonderfall. Für alle Bankengruppen relevant ist an dieser Stelle vielmehr der Einmaleffekt aus der Bewertungsanpassung von Pensionsverpflichtungen, der beispielsweise den Sparkassen im Berichtsjahr 0,3 Milliarden Euro gebracht hat. Genau dies lässt sich aber ebenso wenig fortschreiben wie das nach wie vor günstige Bewertungsergebnis, das sich für die Gesamtbranche im Berichtsjahr allerdings schon um 5,3 Milliarden Euro auf minus 8,8 Milliarden Euro verschlechtert hat - insbesondere des Vorsorgebedarfs bei Schiffsfinanzierungen wegen. Allein bei den schwerpunktmäßig im Kreditgeschäft mit privaten Kunden und im Mittelstandsgeschäft aktiven Ortsbanken der Verbünde registriert die Bundesbankstatistik für 2016 noch einen Nettoertrag. Bei den Sparkassen fiel dieses Bewertungsergebnis mit rund 1 Milliarde Euro 2016 schon zum sechsten Mal in Folge positiv aus. Für die Kreditgenossenschaften zeigt sich nach einem Swing von 600 Millionen Euro für 2016 ein Plus von 0,1 Milliarden Euro. Gerade die Ortsbanken, so das ausdrückliche Lob der Bundesbank, haben die guten Bewertungsergebnisse der vergangenen Jahre größtenteils zur Stärkung ihrer bilanziellen Eigenkapitalbasis genutzt.

Allein der Fonds für allgemeine Bankrisiken wurde per saldo um 10,8 Milliarden Euro aufgestockt, wobei über 80 Prozent der Nettozuführungen auf die Primärinstitute entfielen. Damit zeigen sich hierzulande gerade jene Banken als besonders vorsorgebewusst, die für sich bei der deutschen und europäischen Politik und der Bankenaufsicht ein geringes Risikoprofil reklamieren und damit eine verbesserte Umsetzung des Proportionalitätsprinzips anmahnen. Diese Bestandsaufnahme relativiert sich aber mit Blick auf den angesprochenen hohen Anteil des Zinsüberschusses in diesen Häusern, der in Zeiten einer Normalisierung der Geldpolitik schnell zu einer vergleichsweise höheren Gefährdung durch Zinsänderungsrisiken führen kann. Genau dafür sehen die Aufseher die Branche dank der vorausschauenden Zinsszenarien der jüngsten Niedrigzinsumfrage aber gut gerüstet.

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