Investmentgesellschaften

Union: Online-Versuchsballon

556 (485) Millionen Euro Vorsteuerergebnis, 26,2 (16,2) Milliarden Euro Nettomittelzuflüsse, zum Jahresende 2015 ein Volumen der Assets under Management von 260,8 (232,1) Milliarden Euro - so lauten die (erneut rekordhohen) Jahreszahlen 2015 der Union Investment. Die Fondsgesellschaft im genossenschaftlichen Finanzverbund hat im vergangenen Jahr bei institutionellen Anlegern 18,2 Milliarden Euro an neuen Mitteln eingeworben, davon flossen 10,1 Milliarden Euro in Spezialfonds. Insgesamt 66 professionelle Anleger hat sie als neue Kunden gewonnen, davon 64 aus dem nichtgenossenschaftlichen Bereich. Private Kunden vertrauten dem Unternehmen 8,0 (5,1) Milliarden Euro neu an. Dabei haben sich gerade Multi-Asset-Produkte, das ist unter anderem die im Jahr 2011 aufgelegte Reihe Privatfonds, zu einem echten Absatzschlager entwickelt. Mit 4,9 (3,8) Milliarden Euro floss alleine den Privatfonds mehr als die Hälfte des privaten Neugeschäftes zu. Ihr Volumen beläuft sich mittlerweile auf 13,4 (8,4) Milliarden Euro. Hier hat die Union Investment offenbar einen Nerv getroffen.

Nun liegen diese überragenden Zahlen ganz klar auch im Trend, der die gesamte Branche während des Jahres 2015 enorm begünstigt hat. Der Fondsverband BVI hat vor wenigen Wochen über einen Rekordzufluss in Investmentfonds für das abgelaufene Jahr von netto 193 Milliarden Euro berichtet - und von einem Volumen der Assets under Management in Höhe von 2,6 Billionen Euro zum Jahresende (siehe ZfgK 5-2016). Dass sich die Genossen vom Mittelzufluss der gesamten Branche - im institutionellen und privaten Bereich - dann immerhin ein Zehntel einverleiben konnten, spricht aber auch in diesem positiven Umfeld durchaus für geschickte Unternehmensführung.

Über zwei zukunftsgerichtete Themen strebt die Gesellschaft zudem an, ihr Geschäft in verschiedene Richtungen auszudehnen. Erstens durch die Integration der in Österreich erworbenen Kapitalverwaltungsgesellschaft VB Invest, die seit Jahresbeginn unter dem Namen Union Investment Aus tria firmiert. In den kommenden Monaten soll hier die personelle Eingliederung und Prozessintegration in die Union-Investment-Gruppe voran gebracht werden. Die Absicht dahinter: Die Aktivitäten mit institutionellen Anlegern sowie die Zusammenarbeit mit den Volksbanken in Österreich ausbauen.

Zweitens startete die Gesellschaft mit der Online-Plattform Visualvest Anfang März einen interessanten Versuchsballon, an dem ein Team aus "Finanz-Geeks, IT-Nerds, Online-Verrückten, Service-Verliebten und Marketeers" 14 Monate lang gearbeitet hat. Im lässigen Design eines Start-ups und nach der Methodik eines Robo-Advisors wird dem interessierten Anleger hier online nach der Beantwortung einiger Fragen eines von 14 Musterportfolios empfohlen, nach dem er sein Geld anlegen kann. Dabei werden sieben Risikoklassen vorgegeben, die dann jeweils aktiv oder passiv abgebildet werden können. Die konkret empfohlenen Fonds stammen dabei nicht aus dem Hause Union Investment, sondern von anderen Anbietern; das sind in diesem Fall Deutsche Asset & Wealth Management Investment S.A., Lyxor International Asset Management, Black Rock Asset Management Ireland Limited, J. P. Morgan Asset Management, Amundi Asset Management, Invesco Management S.A., Fidelity Investments und Carmignac Gestion S.A.

Aus Sicht der Union Investment ist es verständlich, dass sie das zusätzliche Geschäft mit online-affinen Kunden, das in den kommenden Jahren sicherlich nicht weniger wird, mitnehmen will. An dem Modell verdient die Visualvest 0,05 Prozent des an gelegten Depotwertes. Auf Transaktionskosten, Ausgabeaufschläge und Vertriebsprovisionen wird verzichtet. Auch der Ansatz einer offenen Architektur ist dabei ganz bemerkenswert. Dass Union Investment hier nicht offensiv mit der eigenen Marke auftritt, ist im Hinblick auf ihre Vertriebspartner ebenfalls einleuchtend. Denn auf die Resonanz der Initiative bei den Volks- und Raiffeisenbanken, die oftmals exklusiv die Fonds der Union Investment vertreiben, darf man durchaus gespannt sein. Dass sie sich über die neue - und gut gemachte - Konkurrenz freuen, ist eher unwahrscheinlich.

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