Commerzbank

Volumina als Ertragshoffnung

Quelle: Commerzbank

Dass die beiden verbliebenen deutschen Großbanken für US-Investoren nicht völlig uninteressant sind, hat kürzlich der Einstieg von Cerberus bei der Deutschen Bank gezeigt. Zusammen mit dem Engagement bei der Commerzbank im Sommer dieses Jahres (ZfgK 16-2017) bietet die kürzlich erfolgte Stimmrechtmitteilung des Investors für die Deutsche weiteren Stoff für allerlei Spekulationen, auf welche Art von Wertsteigerung sich diese Aktivitäten im deutschen Großbankenlager wohl richten mögen. An den Marktbedingungen generell hat sich seither wenig geändert. Ebenso wie die Commerzbank sucht auch die Deutsche nach der richtigen Dimensionierung ihrer Digitalisierungsstrategie und mehr noch als die Gelben hält sie an ihrem globalen Anspruch fest.

Im direkten Fokus steht die Vorbereitung auf einen einheitlichen europäischen Bankenmarkt in beiden Instituten nicht. Sie orientierten sich vielmehr von Quartal zu Quartal an der Umsetzung ihrer strategischen Ziele, wobei die Commerzbank dank des weitaus geringeren Störfeuers aus Rückstellungen für Rechtsrisiken vergleichsweise ruhig an ihren strategischen Zielsetzungen arbeiten konnte und allem Eindruck nach einen Vorsprung von einigen Quartalen hat. Allein seit dem klaren Bekenntnis zur digitalen Transformation hatte die Bank schon seit September vergangenen Jahres Zeit zur Umsetzung und kann mit der Berichterstattung zu Q3 2017 auch schon einige Entwicklungslinien der angestrebten Ausrichtung dokumentieren. Den Digitalisierungsgrad beziffert die Bank nach Ablauf eines Viertels der auf 2020 ausgerichteten Strategie 4.0 per Ende September dieses Jahres auf 43 Prozent und verweist dabei auf dem Weg zu dem angestrebten Ziel von 80 Prozent auf einen keineswegs linearen Verlauf dieser Entwicklung. Dem sogenannten digitalen Campus als erhofftem Impulsgeber für die Digitalisierung wird inzwischen eine Arbeit mit voller Kraft bescheinigt.

Erklärtes Ziel einer forcierten Technisierung der Prozesse ist eine effiziente Ausweitung der Volumina. Wachstum als Basis für mehr Profitabilität oder Wachstum als Maßnahme gegen niedrige Zinsen waren dementsprechend Kernsätze, mit denen Finanzvorstand Stephan Engels bei der Präsentation der Quartalszahlen den Stand der strategischen Ausrichtung skizzierte. Seiner Datenlage nach ist die Zahl der Commerzbankkunden seit 2015 um rund 4 Prozent, der Wertpapierumsatz um 10 Prozent und die Kreditvergabe um 7 Prozent gestiegen. Allein seit Jahresbeginn veranschlagt die Bank die Zahl ihrer Neukunden im Segment Privat- und Unternehmerkunden auf 450 000 und das Wachstum der Assets auf 28 Milliarden Euro. All diesen schönen Wachstumspfaden rechnet er per September zusätzliche Erträge in Höhe von rund 100 Millionen Euro zu. Die Erträge aus dem Wachstum, so sein zufriedenes Fazit, kompensieren nahezu vollständig Negativzinsen und Preiswettbewerb.

Ein typisches Beispiel für das Zusammenspiel von Digitalisierungsfortschritten und der Ausweitung der Volumina hat der Finanzchef ebenfalls bereit. So wurde die Auflösung des Joint Ventures "Commerz Finanz GmbH" mit der BNP Paribas und die vollständige Übernahme des Ratenkreditportfolios von rund 3,5 Milliarden Euro auf die Bücher und die Plattform der Commerzbank im dritten Quartal vollständig abgeschlossen. Erklärtes Ziel ist es nun, dieses Portfolio bis 2020 auf über 10 Milliarden Euro zu steigern.

Dass die strategische Grundausrichtung der Bank im laufenden Jahr nicht maßgeblich gestört wurde, zeigt weniger die quartalsbezogene Ergebnisbetrachtung für Q3, die auf der Ertagsseite von einigen Sondereffekten wie den Concardis-Verkauf (89 Millionen Euro), Verkaufsgewinnen aus Immobilien (225 Millionen Euro) und das Ratenkredit-Joint-Venture (160 Millionen Euro) begünstigt war, sondern eher die leicht erhöhte Gewinnprognose für das Gesamtjahr und die Luft zu zukunftswirksamen Bereinigungseffekten. So wurde der Abbau des Schiffsportfolios in den ersten neun Monaten dieses Jahres auch über den Preis um 1,5 Milliarden Euro vorangetrieben. Mit Inkrafttreten des IFRS 9 und der damit verbundenen Neubewertung nach Fair Value werden diese Belastungen damit in der Kernkapitalquote voll berücksichtigt.

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