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Fondsgebundene Produkte: bei R+V ab der zweiten Jahreshälfte wieder im Visier

Für die These, dass das Allfinanz-Konzept gescheitert und auf dem Rückzug ist, lassen sich zahlreiche - hinlänglich bekannte - Beispiele finden. Genannt seien hier Allianz und Dresdner Bank sowie die ING-Group. Bei den Volks- und Raiffeisenbanken und ihrem Versicherer R+V hat das Modell im vergangenen Jahr aber in gewohnter Weise gut funktioniert.

R+V profitiert vom Vertrauenszuwachs für Genossenschaftsbanken

Die R+V verbucht das zurückliegende Geschäftsjahr als eines der erfolgreichsten ihrer Geschichte. Im Erstversicherungsgeschäft stiegen die gebuchten Brutto-Beiträge der Gruppe um 8,4 Prozent auf rund 9,4 Milliarden Euro (nach HGB-Bilanzierung), während die Branche nach Zahlen des GDV um 4,1 Prozent auf 171,3 Milliarden Euro wuchs.

Die deutliche Erhöhung des Jahresüberschusses von 117 Millionen Euro im Jahr 2008 auf 202 Millionen Euro für 2009 verdankt das Unternehmen freilich insbesondere dem mehr als verdreifachten Ergebnis aus Kapitalanlagen. Die Bruttoaufwendungen für Versicherungsfälle (plus 11,2 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro) und die Bruttoaufwendungen für den Versicherungsbetrieb (plus 10,4 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro) stiegen ein wenig stärker als die gebuchten Bruttobeiträge.

Im Lebensversicherungsgeschäft, dessen Vertrieb traditionsgemäß besonders stark über die Volks- und Raiffeisenbanken läuft, sind die gebuchten Brutto-Beiträge um 9,6 Prozent auf 5,58 Milliarden Euro angestiegen. Die R+V sieht sich mit einem Marktanteil von 6,5 Prozent als zweitgrößten Lebensversicherer im deutschen Markt. Im Neugeschäft beträgt ihr Marktanteil rund 10,2 Prozent. Etwa 80 Prozent des Lebensversicherungsgeschäftes der VR Banken geht an die R+V. Dem Unternehmen kam es dabei 2009 durchaus zugute, dass seine Vertriebspartner während der Finanzkrise an Vertrauen in der Bevölkerung gewonnen haben.

Doch gerade im Bankenvertrieb und damit auch für die R+V spielten die umstrittenen Versicherungsprodukte gegen Einmalbeiträge eine starke Rolle beim Wachstum: Während sich die laufenden Neubeiträge bei der R+V um rund drei Prozent auf 435 Millionen Euro erhöhten, vergrößerte sich das Einmalbeitragsgeschäft um 37 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Darin enthalten waren 700 Millionen Euro aus der betrieblichen Altersvorsorge und rund 400 Millionen Euro betrafen sofort beginnende Rentenversicherungen von Privatkunden.

Versichertengemeinschaft durch vorzeitige Kündigungen geschädigt

Bei den übrigen Verträgen ist ein aufgeschobener Auszahlungsbeginn vorgesehen. Die oftmals allzu flexible Handhabung entsprechender Produkte durch die Anbieter und dadurch bedingte Auswirkungen auch auf lang laufende Lebensversicherungsverträge betrachtet derzeit die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht näher.

Bei der R+V betont man aber, dass die Versichertengemeinschaft lediglich durch vorzeitige Stornos beziehungsweise Kündigungen geschädigt würden, welche wiederum nicht systemimmanent vorgesehen sind. Die Kündigungsbedingungen seien entsprechend so gestaltet, dass vorzeitig ausgezahlte Beträge kapitalmarktbedingt berechnet würden.

Im Bereich der Lebens- und Pensionsversicherungen setzte der Vertrieb seit Beginn des Jahres 2009 vor allem auf garantierte Produkte. Ab der zweiten Jahreshälfte 2010 sollen auch wieder verstärkt fondsgebundene Versicherungen an die Kunden herangetragen werden: Während klassische Rentenversicherungen mit 60 Prozent den größten Anteil an den neu abgeschlossenen Versicherungsverträgen bei der R+V Lebensversicherung AG hatten, fielen die fondgebundenen Rentenversicherungen nur noch mit 3,8 Prozent und damit einem laufenden Neubeitrag von 14,4 Millionen Euro ins Gewicht. Im Neugeschäft gegen Einmalbeitrag wurden mit einem Anteil von 88,1 Prozent noch deutlich stärker vor allem klassische Rentenversicherungen abgeschlossen.

Dass Versicherungsnehmer nicht um jeden Preis an den Renditeaussichten am Kapitalmarkt teilnehmen möchten, zeigte sich im vergangenen Jahr nicht nur bei der R+V Versicherung, sondern auch im Gesamtmarkt: Mit einem Neuvertragsvolumen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro (APE-Basis) verzeichneten fondsgebundene Versicherungsprodukte im Jahr 2009 nach Zahlen von Towers Watson einen Rückgang um ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr. Sie wurden sowohl gegen Einmalbeitrag (minus 33 Prozent auf 900 Millionen Euro) als auch gegen laufende Beiträge (minus 40 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro) seltener abgeschlossen. Ihr Anteil am Gesamtmarkt Leben reduzierte sich von knapp einem Drittel im Jahr 2008 auf rund 20 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit 2003.

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