Blickpunkte

Internet - Der gläserne Bankkunde

Für den umsichtigen Verbraucher ist das gute alte Haushaltsbuch eine fantastische Sache. Es ermöglicht die detaillierte Übersicht über monatliche Einnahmen und Ausgaben. Der typische moderne Mensch dürfte das Instrument in seiner Papierform aber als schrecklich altmodisch und umständlich empfinden. Eine Symbiose aus klassischem Haushaltsbuch und Onlinebanking bietet daher das Münchener Start-up-Unternehmen Kontoblick GmbH an.

Der Kunde kann sich bei dem Dienstleister ein Konto erstellen, über das er die Daten verschiedener Bankverbindungen abruft. Die Abfrage erfolgt je nach Unter stützung durch das jeweilige Kreditinstitut per HBCI oder über eine CSV-Datei. Die Informationen werden dann automatisch kategorisiert - eine Abbuchung von Aral wird beispielsweise der Kategorie "Tanken" zugerechnet - und in Grafiken aufbereitet. Außerdem können Budgets gesetzt werden, deren Erreichung das Programm stets aktualisiert auswertet.

Für technikaffine Kunden mag das eine durchaus nützliche Spielerei sein. Kontoblick hat daher seit Gründung im November 2008 bereits rund 10 000 registrierte Nutzer gewonnen. Für sicherheitsbedachte Bankkunden ist die Hemmschwelle zur Nutzung des Portals aber (zu) hoch. Denn nach dem Anmelden muss der Verbraucher seine Konten freigeben und dazu wird in dem Internet-Formular auch seine PIN abgefragt. Ob er sich hierzu überwinden kann, ist fraglich - schließlich wurde ihm jahrelang eingeimpft, dass gerade das Eingeben dieser Kennzahl in ein anderes als das Internetportal seines eigenen Kreditinstituts nicht ratsam sei. Doch nicht nur durch die Weitergabe seiner PIN macht sich der Kontoblick-Nutzer zum sprichwörtlich gläsernen Kunden. Geld verdienen soll das Portal nämlich zukünftig über eine Auswertung der gewonnen Kundendaten.

Konkret wird das dann so aussehen: Der Betreiber kooperiert mit Partnern aus den verschiedensten Bereichen, beispielsweise Versicherern und Mobilfunkanbietern. Diese können dem registrierten Benutzer Angebote unterbreiten und dabei auf seine derzeitigen Verträge verweisen. Für den Zugang zu den Kunden erhält Kontoblick eine Provision vom Produktpartner. Dass die Daten dabei jederzeit bei Kontoblick bleiben und dieser versichert, dass dem Datenschutz zu 100 Prozent entsprochen werde, dürfte den Bankkunden nur wenig trösten. hm

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