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Marktforschung - Dispozinsen: Viel Lärm um nichts?

Nachdem sich Verbraucherschützer und in ihrem Fahrwasser auch Politiker in jüngster Zeit vehement über die von Banken erhobenen Zinsen für Dispositionskredite ereifert haben, hat der Markt jüngst reagiert. Viele Kreditinstiute haben nicht nur die Zinsen für Überziehungskredite gesenkt, sondern in vielen Fällen auch die Sonderkonditionen für geduldete Überziehungen des eingeräumten Limits abgeschafft. Dies dürfen Verbraucherschützer getrost für sich als Erfolg verbuchen. Ob die Maßnahmen ausreichen, um einen neuerlichen regulatorischen Eingriff zu vermeiden, wird sich zeigen müssen.

Ob die ganze Aufregung sich überhaupt gelohnt hat, ist eine ganz andere Frage. Denn eine Umfrage des Verbraucherportals Verivox von Anfang Juni ergab, dass nur 29 Prozent der Bankkunden den Dispokredit überhaupt nutzen. Weitere 29 Prozent verfügen über keinen Dispo. Insgesamt sind die Konditionen somit für 71 Prozent der Bankkunden gar nicht relevant.

Auch die Angaben zu Gründen und Zwecken der Dispo-Nutzung legen den Schluss nahe, dass es hier nicht um Ausbeutung der Kunden geht, denen Banken und Sparkassen den günstigeren Ratenkredit bewusst nicht anbieten. Vielmehr sprechen die Zahlen dafür, dass die Bundesbürger den Überziehungskredit genau dazu nutzen, wofür er gedacht ist, nämlich dazu, kurzfristige Zahlungslücken zu schließen: Ungeplante Ausgaben stehen mit 44,3 Prozent der Nennungen ganz an der Spitze der Verwendungszwecke. 74,1 Prozent der Dispo-Nutzer verwenden keinen Ratenkredit, weil der Überziehungskredit sofort und flexibel verfügbar ist, 32,8 Prozent, weil er keine feste Laufzeit hat. Etwa zehn Prozent der Probanden geben an, öfter im Dispo zu sein. Ihnen würde vermutlich auch ein Ratenkredit nicht helfen, eher schon eine Überprüfung des eigenen Ausgabenverhaltens. Red.

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