Blickpunkte

Öffentlichkeitsarbeit I Verpasste Chance

Die britische HSBC hat bei der Marktbearbeitung hierzulande einen komparativen Vorteil gegenüber anderen internationalen Instituten: ihren Chairman Stephen Green. Der ist nämlich echter Deutschland- und Goethe-Fan, so wird zumindest seitens der Bank gerne betont. Er fliege auch schon einmal zu einer Vorführung von Faust, der Tragödie zweiter Teil, ins Heimatland des Dichters. Kurzum, er besitzt durchaus eine intellektuelle Nähe zum deutschen Markt.

Die Großbank tat also gut daran, sich genau darauf zu besinnen und ihren Chef im Rahmen einer großzügig angelegten Veranstaltung im Frankfurter Städel ins hiesige Marketing einzuspannen. Die Botschaft, die es dort vor rund 400 geladenen Gästen zu verbreiten galt, war zunächst simpel: Das Institut will in Deutschland wachsen - nicht per überraschendem Einstieg ins breite Retailgeschäft, wie am Abend klar wurde, sondern auch weiterhin "hinter den Kulissen" über die Düsseldorfer Private-Banking-Tochter mit dem erweiterten Angebot der HSBC-Gruppe im Rücken. Aber war das schon alles? Könnte doch noch "was" kommen? Immerhin stand die Rede Greens ja noch an. Zuschauer- und medienwirksam wurde also schon vor der angekündigten Ansprache im Garten des Museums eine durchaus erwartungsvolle, wenn auch lockere Stimmung aufgebaut.

Dann war es so weit. Die Rede kam - in bestem Deutsch natürlich. Der Clou dabei: Der HSBC-Chairman war gar nicht persönlich zugegen. Stattdessen verließ der Veranstalter sich, ganz im Stile einer internationalen Großbank, auf die moderne Kommunikationstechnik. Und so lief die aufgezeichnete - "Grußbotschaft" über den Videoschirm. Die Einladung wie auch die Anmoderation hatten zwar nicht ausdrücklich von einem anwesenden Green gesprochen. Allerdings war in vielen Gesichtern zu lesen, dass eben jenes erwartet worden war.

Das Gefühl der Nähe, das man doch zu vermitteln versuchte - Großbank mit lokal verankerter Tochter -, kam mit der Abwesenheit des "Stargastes" nicht richtig auf. Die Chance, die Deutschland-Affinität ihres Chairmans auszuschöpfen, hat die HSBC jedenfalls bei dieser Gelegenheit nicht ausreichend genutzt. Vielleicht wäre es da besser gewesen, die (bewusst oder unbewusst geschürten) Erwartungen etwas niedriger zu halten.

Nach dem offiziellen Programm sorgte übrigens Lisa Stansfield für Stimmung. "All around the world" war wohl ihr größter Hit. Und das passe schließlich auch zur Internationalität der Bank, meinte die Moderatorin der Veranstaltung noch. Den lokalen Bezug muss also wohl weiterhin die Privatbanktochter selbst herstellen.Red.

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