DIGITALISIERUNG

Banken fehlt noch immer eine konsistente Strategie

Plattformen im Fokus Quelle: Statistica/Swiss Post Solutions

Bei über der Hälfte der Banken weisen mindestens 50 Projekte einen Digitalisierungsbezug auf. Das geht aus einer Umfrage unter Führungskräften und Projektleitern deutscher Banken einer Studie von Statistica und Swiss Post Solutions hervor. 65 Prozent der für die Untersuchung befragten Banken verfolgen demnach derzeit zwischen 20 und 69 Projekte, die auf einen digitalen Transformationsprozess einzahlen. Bei 45 Prozent der Institute wurden sogar 40 bis 69 derartige Projekte initiiert.

Digitalisierung beansprucht immer mehr Zeit

Entsprechend hoch ist der damit verbundene Zeitaufwand. Die Mehrheit der Befragten gab an, 20 Prozent oder mehr ihrer Arbeitszeit für die Umsetzung dieser Maßnahmen zu verwenden, bei fast jedem Dritten hat die Bearbeitung neuer, digitaler Themen sogar einen Arbeitszeitanteil von 30 Prozent oder mehr. 88 Prozent der Führungskräfte geht zudem davon aus, dass dieser Anteil perspektivisch noch größer werden wird, 41 Prozent rechnen sogar mit einer deutlichen Zunahme. Damit, dass der Zeitaufwand für digitale Themen künftig wieder sinken könnte, rechnete in der Umfrage niemand.

82 Prozent der Banken verfügen der Studie zufolge zumindest teilweise über eine Digitalisierungsstrategie. Allerdings verfolgen nur drei von zehn Instituten einen ganzheitlichen Ansatz, während bei der Mehrheit von 52 Prozent nur teilweise ausformulierte Ziele und Vorgehensweisen für die digitale Transformation vorliegen.

Ein Großteil der Banken stimmt ihre Digitalisierungsstrategie noch unzureichend mit der Gesamtstrategie ab. Stattdessen kommt es zu Abschottungseffekten und Silodenken, was zu redundanten Digitalisierungsprojekten einzelner Organisationseinheiten führt. Zudem erschweren etablierte Systeme und Prozesse eine durchgehende Digitalisierung.

Der intelligenten Automatisierung und Digitalisierung wird von den Studienteilnehmern grundsätzlich hohe Bedeutung beigemessen. 72 Prozent der befragten Banken gaben an, wenigstens teilweise interne Prozesse zu automatisieren, bei Kundenprozessen sind es 71 Prozent. 67 Prozent bauen digitale Plattformen auf. Mit Blick auf eine eigene Softwareentwicklung gehen die Meinungen dagegen auseinander. 48 beziehungsweise 58 Prozent der befragten Institute bauen eine eigene Softwareentwicklung auf oder aus. 52 Prozent setzen mehr auf Open Source Software.

Künstliche Intelligenz in fünf Jahren verbreitet?

In puncto "Künstliche Intelligenz" ist der Entwicklungsbedarf seitens der Banken weiterhin groß. Am stärksten ausgeprägt ist der Einsatz von KI bei transaktionsbezogenen Prozessen, gefolgt von Vertriebsprozessen. Hier kommt KI in 11 sowie 5 Prozent der befragten Kreditinstitute zum Einsatz. Ebenfalls bei transaktionsbezogenen Prozessen sowie beim Marketing gibt es die meisten Prototypen/Entwicklung (je 22 Prozent).

Etwa jede dritte Bank hat Anwendungen der Künstlichen Intelligenz in Planung oder Prüfung, mit einem Zeithorizont von zwei bis fünf Jahren. Hier sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Prozesskategorien nicht sehr groß, sodass man davon ausgehen kann, dass in etwa fünf Jahren Künstliche Intelligenz bankweit sehr viel stärker zum Einsatz kommen wird als heute.

Die geringste Priorität hat diese Thematik dort, wo der Faktor Mensch immer noch entscheidend ist, wie bei Führungsprozessen. Hier sehen 18 Prozent der Befragten auch beim Ausblick den Einsatz von KI "nur in geringem Maß" (12 Prozent) oder gar nicht (6 Prozent).

Die Automatisierung gewinnt nicht zuletzt mit Blick auf Kostensenkungspotenziale an Relevanz. 48 Prozent der Befragten nennen die Automatisierung als IT-Maßnahme mit hoher Bedeutung für die Kostensenkung, gefolgt von durchgängig digitalen Prozessen (41 Prozent), Cloud-basierten Lösungen (39 Prozent) und agiler Entwicklung (38 Prozent). Im IT-Outsourcing sieht dagegen nur jeder Dritte (34 Prozent) hohes Kostensenkungspotenzial. Red.

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