ANLAGEBERATUNG

Kampagne gegen Provisionen trägt Früchte - Anleger misstrauen der Beratung

Die Deutschen trauen den Urteilen von Anlageberatern nicht recht. Sie fühlen sich durch das Internet und Anlage- Plattformen ausreichend informiert, um ihre Geldanlage selbst zu bestimmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Online-Umfrage des Hamburger Fintechs Exporo zum Thema "Finanzberatung - Wer kümmert sich um Ihre private Geldanlage?", zu der im Mai dieses Jahres 1 000 Bundesbürger befragt wurden. Hauptgrund dafür, Geldanlage und Altersvorsorge in die eigene Hand zu nehmen, ist der Umfrage zufolge der Kostenaspekt. So stimmen 53 Prozent der Aussage, "ein professioneller Anlageberater ist mir zu teuer" voll zu, weitere 33 Prozent stimmen eher zu. Die Argumentation der Verbraucherschützer in diesem Sinne ist also offenbar auf fruchtbaren Boden gefallen.

43 Prozent der Befragten geben in den Topboxen zu Protokoll, ihnen fehle das Fachwissen für gute und sichere Geldanlage, deshalb überließen sie dieses schwierige Thema ihrem Bankberater. Die Mehrheit von 57 Prozent stimmt dem eher nicht (33 Prozent) oder überhaupt nicht (24 Prozent) zu. Potenzial für die Beratung zeigt die Umfrage vor allem bei den 18- bis 24-jährigen, von denen die Mehrheit von 53 Prozent mangels Fachwissen eher zu einem Bankberater gehen würde. Bei den 35-bis 54-Jährigen sinkt dieser Anteil auf 45 Prozent, bei dem über 55-Jährigen auf nur noch ein Drittel.

Mit den Ergebnissen zahlreicher Umfragen zum Thema Finanzbildung lässt sich dies schwer vereinbaren - räumt hier doch regelmäßig eine Mehrheit der Befragten Defizite ein. Erklären lässt sich diese Abweichung am ehesten mit dem Kostenargument - und dem von Verbraucherschützern seit langem geschürten Misstrauen gegenüber Beratern. 69 Prozent der Befragten folgen der Argumentation, dass Berater eher Produkte empfehlen, die ihnen hohe Provision bringen und für den Kunden weniger Rendite (26 Prozent stimme voll zu, 43 Prozent stimme eher zu). An dieser Stelle wäre es interessant zu erfahren, wie die Werte aussähen, wenn gezielt nach dem eigenen Berater gefragt würde - ist doch erfahrungsgemäß das Vertrauen in die Branche allgemein weitaus geringer als in die eigene Bank. Dass danach nicht gefragt wurde, ergibt sich indes aus dem Absender der Studie. Ein Fintech hat schließlich kein Interesse daran, Ergebnisse zutage zu fördern, die das Gesamtbild zugunsten der Banken verbessern könnten.

Dass das Internet und transparente Anlageplattformen genug Möglichkeiten bieten, sich ein unabhängiges Urteil zu bilden, glauben 69 Prozent der Befragten. Bei Männern meinen das sogar 72 Prozent, gegenüber 57 Prozent der Frauen. In Sachen ETFs sind die Meinungen geteilt: 49 Prozent stimmen der Aussage zu, dass professionell gemanagte Fonds meist nicht den jeweiligen Vergleichs-Index schlagen und sie deshalb besser ETFs kaufen, die keine Managementgebühren berechnen und jederzeit verkauft werden können. 51 Prozent stimmen dieser Aussage eher nicht oder überhaupt nicht zu. Red.

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