MARKTSTUDIE

Noch mehr Dynamik bei Fusionen erwartet

"Deutschlands Banken 2018: Schneller, stärker ... und rentabler?" heißt die Überschrift einer neuen Studie von Bain & Company, für die zum fünften Mal die Bilanz- und GuV-Strukturen der deutschen Kreditinstitute (Stand 2017) ausgewertet wurden. Das Fazit ist allerdings erneut ernüchternd. Die Konsolidierung der Branche geht in unverändertem Tempo weiter, sowohl was die Anzahl der Kreditinstitute als auch die Anzahl der Bankstellen und der Beschäftigten angeht.

Allein 2017 sank die Zahl der Filialen um 2 000 auf 26 000 (minus 7 Prozent) und die der Beschäftigten um 17 000 auf 573 000 (minus 3 Prozent). Zugleich verabschiedeten sich 71 Banken aus dem Markt oder gingen in größeren Einheiten auf (minus 4 Prozent). Dennoch erhöhte sich die Cost Income Ratio gemessen am Vorjahr um 3 Prozentpunkte auf 72 Prozent. Die Studienautoren sehen Deutschlands Banken deshalb unverändert in der Renditefalle.

Allerdings präsentieren sich die einzelnen Institutsgruppen in unterschiedlicher Verfassung. Hohe Renditen erwirtschaften vor allem die Automobil- und Direktbanken mit ihren fokussierten Geschäftsmodellen. Neben den Autobanken konnten auch die Spezialfinanzierer und die Vermögensverwalter 2017 ihre Eigenkapitalrendite spürbar verbessern, in geringerem Ausmaß gelang das auch Landesbanken, Großbanken und Realkreditinstituten. Immerhin jede zweite Institutsgruppe verbesserte demnach 2017 ihre Eigenkapitalrendite.

Bei Kreditgenossenschaften und den Sparkassen wird der Renditevergleich dadurch erschwert, dass sie ihre Eigenkapitalbasis auch über Zuführungen zum Sonderposten für allgemeine Bankrisiken nach § 340g HGB stärken - 2017 mit insgesamt mehr als 8 Milliarden Euro. Wird dieser Aufwand außen vor gelassen, haben die genossenschaftlichen Banken im vergangenen Jahr eine Eigenkapitalrendite von 7 Prozent erzielt. Bei den Sparkassen sind es 6,5 Prozent - was dem Durchschnittswert der deutschen Kreditinstitute entspricht. Mit diesem Wert erreichte die Eigenkapitalquote der deutschen Banken 2017 einen neuen Höchststand. Doch die bisherigen Anstrengungen reichen nicht aus, die Renditen bleiben niedrig.

Bain-Deutschlandchef Walter Sinn erwartet deshalb nicht nur weitere Fusionen und Übernahmen, sondern sogar eine Zunahme der Konsolidierungsdynamik. Zunächst aber werde der Alltag davon bestimmt sein, das Potenzial im eigenen Haus auszuschöpfen sowie Partnerschaften auf- und auszubauen. "Wenn Banken das richtig anpacken", so Sinn, "werden sie in Zukunft schneller, stärker und vor allem rentabler sein."

Sechs Stellhebel macht er dabei aus: Kundenfokus, Exzellenz im Vertrieb, umfassende Automatisierung und Digitalisierung, Reduktion der organisatorischen Komplexität, Verringerung der Wertschöpfungstiefe und Transformation der IT. Gestalt nimmt nach Beobachtungen von Bain inzwischen die Plattformökonomie im Kreditgewerbe an. Mit schlagkräftigen Partnerschaften können Banken so Größenvorteile besser ausspielen, neue Qualitätsstandards setzen, Innovationen beschleunigen oder Plattformen aufbauen. Red.

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