ZAHLUNGSVERKEHR

PSD2 - Banken nutzen Chancen zu wenig

Höhere Erträge sind Hauptmotivator für Open Banking Quelle: Roland Berger

Jede vierte Bank in Europa ist die PSD2 ausschließlich als regulatorische Pflicht angegangen, jede dritte hat sie als Pflicht und Chance gleichermaßen behandelt, 42 Prozent primär als Chance. Mittlerweile sieht die große Mehrheit (81 Prozent) die PSD2 als Chance. Doch wenn es darum geht, diese Chance zu nutzen, sind die Banken noch zögerlich. Das geht aus der Studie "Adapt or die? Why PSD2 has so far failed to unlock the potential of Open Banking" von Roland Berger hervor, für die 40 führende Banken, Drittanbieter und große Technologieunternehmen in zwölf europäischen Märkten befragt wurden.

Als wesentliche Hürden bei der Implementierung der PSD2 nennen die Befragten vor allem die regulatorische Unsicherheit (39,6 Prozent), den Mangel an Standards (20,8 Prozent) sowie begrenzte Ressourcen (14,6 Prozent). Fast jeder Zweite fürchtet als Konsequenz der PSD2 wachsenden Wettbewerb (48,0 Prozent), etwa jeder Dritte (32,0 Prozent) den Verlust der Kundenschnittstelle.

Mit Blick auf die neuen Möglichkeiten stehen die Verbesserung des eigenen Serviceportfolios (33,3 Prozent), die Gewinnung neuer Kunden (25,9 Prozent) und der Aufbau eines Ökosystems basierend auf Kooperationen und Partnerschaften (18,5 Prozent) an der Spitze. Die Bereitschaft, selbst in die Rolle eines Drittanbieters zu schlüpfen, erklärt bislang nur gut ein Drittel (35 Prozent) der Banken. Fast drei Viertel von ihnen (72 Prozent) planen, mit der PSD2 ihr Serviceportfolio zu verbessern und so auch neue Kundschaft anzusprechen.

Dabei sind sie sich mehrheitlich des Vertrauens ihrer Klienten sicher (54 Prozent), sehen allerdings gleichzeitig die Herausforderung durch neue Konkurrenten, die in den Markt drängen und ihre Geschäftsmodelle bedrohen: allen voran große Technologiekonzerne wie Google, Amazon, Facebook und Apple (71 Prozent). Fintechs dagegen sind aus Sicht der etablierten Dienstleister eher Partner als Konkurrenten. Sie werden nur von 13,2 Prozent der Befragten als größte Bedrohung gesehen.

Beim Einstieg ins Open Banking mangelt es den Banken nach Einschätzung von Roland Berger nicht unbedingt am Willen. Sondern das Zögern ist auch dem Marktumfeld geschuldet. Die Banken selbst versprechen sich vor allem höhere Erträge, die Erforschung künftiger Entwicklungen im Banking sowie die Reduktion der Kundenabwanderung. Bisher ist jedoch erst gut jede dritte Bank bereit, in die Rolle eines Drittanbieters zu schlüpfen. Hier mahnt Roland Berger zu einer klaren strategischen Positionierung. Denn wenn die Banken die Chancen nicht nutzen, werden andere es tun. Red.

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