PRIVATINSOLVENZEN

Trendwende im zweiten Halbjahr zu erwarten

Neun Jahre lang gab es zum Thema Privatinsolvenz nur gute Nachrichten. Das Jahr 2019 könnte in dieser Hinsicht allerdings vorläufig das letzte gute Jahr gewesen sein. Zum neunten Mal in Folge war die Zahl der privaten Insolvenzen 2019 rückläufig, und zwar um 2,4 Prozent. Insgesamt gab es im letzten Jahr in Deutschland 86 838 Privatinsolvenzen und damit so wenig wie seit 2004 nicht mehr.

Im Vergleich zum Insolvenzrekordjahr 2010, als 139 110 Privatpersonen innerhalb eines Jahres eine Insolvenz anmelden mussten, sind die Fallzahlen um 37,5 Prozent gesunken. Das geht aus dem "Schuldenbarometer 2019" von Crifbürgel hervor.

Dieser langjährige Rückgang ist vor allem auf die anhaltende gute wirtschaftliche Entwicklung mit einer soliden Beschäftigungs- und Einkommenssituation zurückzuführen. Zumindest dabei wird es 2020 aber zu einer Trendumkehr kommen. Denn die Corona-Krise führt schon jetzt zu Einkommenseinbußen, etwa durch Kurzarbeit. Auch ist davon auszugehen, dass in der Folge der Krise auch die Arbeitslosigkeit wieder ansteigt - und die ist nach wie vor einer der wichtigsten Auslöser, wenn es zu Privatinsolvenzen kommt.

Bereits jetzt gelten etwa 6,8 Millionen Bürger in Deutschland als überschuldet. In den letzten Jahren war dabei zunehmend die unwirtschaftliche Haushaltsführung als Ursache in den Vordergrund getreten. In Kombination mit Einkommenseinbußen kann das rasch in die Insolvenz führen.

Derzeit geht Crifbürgel in diesem Jahr von einem Anstieg von mindestens 10 Prozent bei den Privatinsolvenzen aus. Da in den Insolvenzstatistiken vor allem die Vergangenheit abgebildet wird und sie somit gewissermaßen ein Blick in den Rückspiegel sind, werden die wirtschaftlichen Folgen durch die Corona-Krise allerdings erst im 2. Halbjahr 2020 und dann verstärkt 2021 einen Einfluss auf die Insolvenzzahlen haben - gewissermaßen als der Tropfen, der bei den ohnehin schon überschuldeten Haushalten das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen bringt.

Geringe Auswirkungen auf das Insolvenzgeschehen haben dürfte Corona, was die Privatinsolvenzen bei älteren Menschen angeht, zumindest soweit es sich um Ruheständler handelt. Doch auch hier dürfte der Aufwärtstrend der letzten Jahre anhalten, womit sich die Senioren anders als bisher nicht mehr gegenläufig zur Gesamtbevölkerung verhalten würden. In den beiden ältesten Altersgruppen (61 Jahre und älter) ist die Zahl der Privatpleiten im vergangenen Jahr gegen den Trend um 0,9 Prozent auf 9 478 Fälle gestiegen.

Überraschend erhöht hat sich auch die Fallzahl in der Altersgruppe der 51- bis 60-Jährigen. In dieser Gruppe stiegen die Privatinsolvenzen um 1,7 Prozent auf 18 348 Fälle. Red.

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