Riester-Lob von der OECD

In Deutschland ist Riester in den letzten Jahren systematisch schlechtgeredet worden - auch seitens der Politik. Die OECD-Studie Pension Outlook 2018 stellt der deutschen staatlich geförderten Altersvorsorge jedoch ein ganz anderes Urteil aus und sieht Riester als effektives Instrument zur privaten Altersvorsorge. Darauf verweist der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) e.V, Berlin.

So loben die Autoren des Pension Outlook unter anderem, dass gerade Geringverdiener wie zum Beispiel alleinerziehende Frauen von den fixen staatlichen Zulagen überdurchschnittlich profitieren. Solche fixen Zulagen gibt es außer in Deutschland lediglich in vier weiteren der insgesamt 41 von der OECD untersuchten Länder.

Hohe "Trefferquote" bei Geringverdienern

Einer der immer wiederholten Kritikpunkte hierzulande lautet, Riester erreiche zu wenige und vor allem nicht diejenigen Menschen, die am dringendsten auf eine Aufstockung ihrer Ruhestandseinkünfte angewiesen sind. Beides ist so nicht ganz richtig. Laut Zulagenstatistik der Zentralen Zu lagenstelle für Altersvermögen (ZfA) verdient fast die Hälfte der Zulagenempfänger weniger als 20 000 Euro jährlich - damit geht Riester eben nicht an den Geringverdienern vorbei.

Vor allem unter den Frauen mit geringem Einkommen ist die "Trefferquote" hoch. Hier betrug das "maßgebende Jahreseinkommen" zum letzten Auswertungsstichtag (15. Mai 2017) bei 28,1 Prozent der Geförderten weniger als 10 000 Euro, bei weiteren 25,8 Prozent zwischen 10 000 und 20 000 Euro.

Erfolgreichste freiwillige private Altersvorsorge weltweit

Die "Riester-Quoten" - also der Anteil jener Förderberechtigten, die tatsächlich riestern, könnten zweifellos noch besser sein, als sie es sind. Doch geht aus dem OECD-Report hervor, dass die Abdeckungsquote verglichen mit den steuerlich geförderten Modellen zur privaten Altersvorsorge in anderen Ländern in Deutschland hoch ist.

Mit 16,57 Millionen Verträgen, die das Bundesfinanzministerium zum Ende des 2. Quartals 2018 ausweist, ist Riester schon heute die erfolgreichste freiwillige private Altersvorsorge weltweit.

Förderregeln dynamisieren

Das heißt natürlich nicht, dass das Modell nicht noch verbessert werden könnte. Auch hier gibt der OECD-Report Hinweise. So wird etwa empfohlen, nominale Förderbeträge regelmäßig anzupassen oder dynamisch zu gestalten. Wenn die Förderung und Neuverteilung inländischer Ersparnisse in Richtung langfristiger Geldanlagen ein politisches Ziel ist, so heißt es, dann erfordere dies automatische Mechanismen, die die Leistungen an die wirtschaftliche und demografische Wirklichkeit anpassen. Mechanismen wie eine automatische Beteiligung und die automatische Steigerung der Beiträge, so die OECD, können die Trägheit der Menschen nutzen, um Vorsorgesysteme inklusiver zu machen und dazu beitragen, die Beitragsniveaus zu erhöhen.

Mit der Einführung des Opt-out-Modells bei der bAV hat die Bundesregierung hier einen Schritt in die richtige Richtung getan. Bei Riester gibt es aber sicher noch Nachholbedarf. Das gilt vor allem mit Blick auf die Förderhöchstgrenze von 2 100 Euro, die seit der Einführung der Riester-Rente unverändert geblieben ist. Hier wird die Forderung, die Einkommensentwicklung der letzten 16 Jahre zu berücksichtigen, immer dringlicher, wenn Riester wirklich Rentenlücken schließen soll.

Riester versus gesetzliche Rente: "Und" nicht "Oder"

Nicht zuletzt widerlegt die OECD-Studie auch die prominente Forderung von Riester-Kritikern, Förderbeiträge wie die für die Riester-Rente stattdessen in die gesetzliche Rente zu stecken. Anders als die Befürworter einer solchen Gewichtsverlagerung zu Ungunsten der privaten Altersvorsorge gelangen die Experten der OECD zu dem Schluss, dass dies die Alterseinkommen nicht erhöhen würde. Statt Riester weiter schlechtzureden, täte der Gesetzgeber somit vielleicht besser daran, das bestehende Optimierungspotenzial zu nutzen.

Das eine tun und das andere nicht lassen, lautet somit die Botschaft der OECD. Die gesetzliche Rente wird davon nicht ausgenommen. Hier lauten die Anregungen: flexiblerer Renteneintritt anstelle eines immer höheren und manchmal unrealistischen Renteneintrittsalters und eine allmähliche Einführung kapitalgedeckter Redelungen zur Diversifizierung der Rentensysteme.

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