Autobanken

50-Prozent-Marke rückt in Sichtweite

Der Markt für automobile Finanzdienstleistungen war 2014 - zumindest bei Privatkunden - kein einfacher. Die Zahl der Kfz-Neuzulassungen sank um 1,9 Prozent. Gleichzeitig ist die Wettbewerbsintensität durch die Bemühungen, im Markt der Kfz-Finanzierung wieder Fuß zu fassen, weiter gestiegen. Und das Niedrigzinsumfeld trug dazu bei, den durch den schleppenden Fahrzeugabsatz kleiner gewordenen Kuchen für Finanzierungen noch weiter schrumpfen zu lassen: Der Anteil der Barzahler ist - entgegen dem langfristigen Trend - 2014 im Vergleich zum Vorjahr um 3 Prozentpunkte auf 25 Prozent gestiegen.

Von diesem kleineren Kuchen jedoch haben sich die Finanzierungsinstitute der Kfz-Hersteller erneut ein größeres Stück abgeschnitten, sind also weiter zulasten des Wettbewerbs gewachsen. Das berichtet der Arbeitskreis der Banken und Leasinggesellschaften der Automobilwirtschaft. Mit 595 000 privaten Finanzierungs- und Leasingverträgen im Wert von rund 11,5 Milliarden Euro haben dessen Mitglieder im schrumpfenden Privatkundenmarkt um 6 Prozent zugelegt. Insgesamt, das gewerbliche Segment also eingerechnet, haben sie 2014 1,34 Millionen neue Verträge im Wert von 33,41 Milliarden Euro neu abgeschlossen, was einem Zuwachs von 9 Prozent bei den Verträgen beziehungsweise 11 Prozent bei deren Wert entspricht. Damit haben sie einmal mehr den Fahrzeugabsatz ihrer Mutterkonzerne erfolgreich unterstützt.

Auch die Penetrationsrate, also der Anteil der Captives an den Fahrzeugneuzulassungen in Deutschland, ist weiter angestiegen - von 43,4 Prozent im Jahr 2013 auf 45,9 Prozent 2014. Damit bleiben die Autobanken nicht nur unangefochtener Marktführer in ihrer Nische. Sondern sie nehmen jetzt sogar die 50-Prozent-Marke beim Marktanteil erstmals konkret ins Visier. Mit Recht bezeichnen sie sich damit als Motor der automobilen Finanzdienstleistungen.

Für den deutlichen Marktanteilsgewinn macht der Arbeitskreis vor allem einen Trend zum "Flatrate-Prinzip" auch im Bereich Mobilität aus. Denn solche Monatspauschalen, die neben der Finanzierung auch Versicherungen und Servicepakete umfassen, können nur die Captives mit ihrer engen Zusammenarbeit mit den Autohäusern liefern. Mittlerweile kommen sie bei jedem Leasing- oder Finanzierungsvertrag auf rund zwei zusätzliche Dienstleistungen pro Kunde - seien es Reparaturkostenversicherung, Garantieverlängerung oder Pakete für Wartung/Verschleiß.

Gerade bei diesen zusätzlichen Dienstleistungen über Kfz-Versicherungen und Kreditversicherungen hinaus sind die herstellergebundenen Anbieter 2014 auch am stärksten gewachsen - mit einer Zuwachsrate von 9 Prozent auf 1,598 Millionen Verträge. Und das Geschäft mit Dienstleistungsverträgen hat für sie zudem den Charme, dass es als reines Provisionsgeschäft nicht mit Eigenkapital unterlegt werden muss.

Ein weiteres Wachstumsfeld ist nach wie vor der Gebrauchtwagenmarkt, in dem die herstellergebundenen Finanzierungsinstitute noch immer unterrepräsentiert sind. Das liegt zum einen an dem in diesem Segment überdurchschnittlich hohen Anteil der Barzahler, nicht zuletzt aber auch daran, dass die Captives sich hier stark auf das Segment der "jungen Gebrauchten" fokussieren, in dem der Markenhandel als zentraler Vertriebspartner gut positioniert ist. Insgesamt hat der Markenhandel jedoch nur einen Anteil von 38 Prozent am Gebrauchtwagenmarkt, was das Potenzial der Autobanken beschränkt. Wachsen will man hier aber nicht zuletzt durch eine etwas weiter gefasste Definition der "jungen Gebrauchten", über Jahreswagen oder Leasingrückläufer hinaus.

Das Thema "Digitalisierung" ist für die Captives ebenfalls ein heikles. Zwar ist der klassische Autohändler noch für 84 Prozent der Käufer die wichtigste Informationsquelle beim Neuwagenkauf. Und derzeit werden erst 9 Prozent aller Neuwagen im Internet gekauft. Für die Autobanken heißt das gleichwohl: Sie müssen Wege finden, den Kunden im Internet abzuholen und zum Autohaus zu führen, wie es Christian Ruben, der Sprecher des Arbeitskreises, formuliert. Denn wenn sie im Internet ihr Geschäft an den Autohäusern vorbei machen, würden sie damit möglicherweise die Axt an die Wurzeln ihres Geschäftsmodells legen. Red.

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