MITARBEITER

Abschied vom "Bankbeamten"

22 Jahre sind eine lange Zeit - im digitalen Zeitalter mehr denn je. Genauso alt ist die bisher geltende Ausbildungsordnung für Bankkaufleute. Seit ihrem Inkrafttreten im Jahr 1998 hat sich das Berufsbild für Bankkaufleute - wie in vielen anderen Berufen auch - grundlegend verändert. Damit muss die Ausbildung Schritt halten. Am 1. August 2020 wird es soweit sein. Dann tritt die überarbeitete Ausbildungsverordnung in Kraft, die Mitte Februar im Bundesgesetzblatt veröffentlicht wurde. Der neue Ausbildungsjahrgang 2020 wird also nach den neuen Vorgaben geschult.

Neben die erforderlichen bankfachlichen Kompetenzen wie Vermögensbildung, Vorsorge, Kreditgeschäft oder Bau und Unternehmensfinanzierung rücken mit der neuen Ausbildungsordnung auch kommunikative Fähigkeiten wie die Beratungskompetenz in den Mittelpunkt. Auch neue digitale Aspekte und Fähigkeiten wurden aufgenommen. Stärker als bisher sollen auch vollständige Arbeitsprozesse wie der Verlauf eines Beratungsgesprächs erlernt werden. Insgesamt wird die Bankausbildung damit digitaler, transparenter, kunden- und praxisorientierter.

Die Abschlussprüfung wurde auf zwei Termine gestreckt: einen nach der Hälfte der Ausbildung, einen weiteren zum Abschluss. Die mündliche Abschlussprüfung umfasst nun auch ein Kundenberatungsgespräch inklusive Einsatz digitaler Medien. Diese Anpassungen haben vermutlich gleich mehrere Vorteile: Zum einen ist das Berufsbild des "Bankbeamten" damit endgültig passé. Fachwissen bleibt zwar weiterhin wichtig, die kommunikativen Fähigkeiten bekommen aber in der Ausbildung den Stellenwert, den sie in der täglichen Arbeit schon längst haben. Damit dürfte künftig der Schulungsbedarf an dieser Stelle geringer werden.

Dass auch vernetztes Denken, der Einsatz digitaler Arbeitsmittel und projektbezogenes Arbeiten in die Ausbildung aufgenommen wurden, könnte zudem dazu beitragen, den Beruf des Bankkaufmanns für potenzielle Auszubildende wieder interessanter zu machen, als er das in den letzten Jahren war. In Zeiten des Fachkräftemangels, in denen Auszubildende immer schwerer zu gewinnen sind, ist auch das sicher nicht zu vernachlässigen. Red.

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