BERATUNG

Gemeinsamer Ausflug ins Grüne

Quelle: Commerzbank AG

Gerne wurde in den vergangenen Monaten darauf beharrt, Banken seien Teil der Lösung. Dies bezog sich auf die Bewältigung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie. Doch was passiert, wenn die Krise vorbei ist? Können Banken auch Teile der Lösun gen in anderen Problemfeldern werden? Unternehmen sehen dies bezogen auf das weltumspannende Thema des nachhaltigen Wandels nur begrenzt so, besagt die Studie "Unternehmensperspektiven", durchgeführt von der Commerzbank und Forsa, bei der mittelständische Unternehmen mit 2 bis 100 Millionen Euro Jahresumsatz nach ihrem Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit befragt wurden.

Demnach bauen nur 11 Prozent der Unternehmen neue, nachhaltige Geschäftsfelder im Austausch mit der Bank auf. Die größten Impulsgeber sind für 78 Prozent der Befragten ihre Kundschaft sowie für 59 Prozent die Betrachtung ihrer Wettbewerber. Das mag in Ordnung sein, solange die Bank sich nur als passiver Finanzier der nachhaltigen Entwicklung sieht: Unternehmen entwickeln intern oder im Austausch mit Kunden neue Geschäftsideen und die Bank prüft deren Zukunftsfähigkeit und damit auch ihr eigenes Risiko. Ist die Idee eine nachhaltige, ist dies umso besser.

Anders ist es jedoch, wenn die Bank an sich selbst den Anspruch hat, aktiver Begleiter der nachhaltigen Transformation zu sein. Die aktuelle Studie der Commerzbank kann hier ein Indikator sein, wo solche Banken mit den von ihnen angebotenen Dienstleistungen ansetzen könnten. Zuoberst wünschen sich 62 Prozent der Befragten von ihrer Bank gute Beratung zu einem unübersichtlichen Katalog an Fördermitteln des Staates, von dem 49 Prozent sagen, er sei ein Hindernis für die Anstrengung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen. An zweiter und dritter Stelle der Bedürfnisse folgen Aufklärung zu Nachhaltigkeitsthemen mit 42 Prozent und die branchenspezifische Beratung, um als Unternehmen nachhaltiger zu werden mit 40 Prozent. Weiter unten auf der Liste stehen hingegen nachhaltige Finanzierungsprodukte mit 32 Prozent und nachhaltige Kapitalanlagemöglichkeiten mit 29 Prozent.

Mehrheitlich möchten Unternehmen also von Banken lernen, was Nachhaltigkeit zunächst einmal ist und wie nachhaltige Projekte umgesetzt sowie unterstützt werden können. Ein Firmenkundenberater mit einer stabilen Beziehung zum Kunden und guter Branchenkenntnis könnte sich also verdient machen, indem er dem hilfesuchenden Unternehmen neben einer Einführung ins Thema auch gleich Nachhaltigkeitsstrategien aufzeigen kann, die über das Einsparen von Verbrauchsmitteln oder den Einsatz erneuerbarer Energien hinausgehen.

Maßnahmen, die der Studie zufolge von Unternehmen noch in geringem Umfang umgesetzt werden, bei denen eine Bank aber eventuell als Quelle von Wissen und Beratung fungieren könnte, wären zum Beispiel die Umstellung von Produktionsanlagen sowie die Umstellung der Transportwege und -mittel auf umweltfreundliche Alternativen. Im Gespräch mit dem Kunden zur Umsetzung dieser oftmals kostspieligen Vorhaben könnten dann auch nachhaltige Finanzierungsinstrumente eine Rolle spielen. Ebenso könnte eine Bank sich als Mittelpunkt eines Netzwerkes von Unternehmen etablieren, die eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln. 39 Prozent der Befragten wünschen sich von der Bank eine Plattform, über die sie Erfahrungen zum Thema mit anderen austauschen können.

Ist Nachhaltigkeit also ein Kernanliegen der Bank, wird es nicht genügen, einseitig nur noch in bereits nachhaltig aufgestellte Unternehmen zu investieren oder zu hohe Ansprüche an Unternehmen zu stellen. Stattdessen gilt es, auch die Kunden, die Unterstützung beim Thema benötigen oder sich in noch keiner Weise damit befasst haben, auf ihrem Weg ins Grüne mit Wissen, Kontakten und Finanzierungsmöglichkeiten für Übergangsprozesse zu begleiten. Die Transformation geschieht im Austausch, an dem beide Partner wachsen können. gb

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