ERTRAGSPOLITIK

Mieteinnahmen als Ertragsstabilisator

Es ist überall das gleiche: Das Kreditgeschäft wächst gut - die Einlagen wachsen besser. Eben dieses Bild zeigt sich auch bei der Sparkasse Mittelthüringen. Im Jahr 2021 hat das Institut 2,8 Milliarden an Krediten an private und geschäftliche Kunden ausgereicht. Dennoch übersteigen die Kundeneinlagen mit 4,1 Milliarden Euro das ausgereichte Kreditvolumen weiterhin deutlich um rund 1,3 Milliarden Euro. Angesichts dessen kann das Provisionsergebnis aus Wertpapiergeschäft und sonstigem Verbundgeschäft zwar helfen, die Ertragslage zu stabilisieren. Die Suche nach neuen Erträgen tut jedoch hier wie andernorts not.

Gut ist, dass ein Großteil der Kunden seine Zustimmung zu den Preisanpassungsklauseln in den AGB mittlerweile erteilt hat. Nach dem BGH-Urteil vom 27. April 2021 haben die Thüringer ihre Kunden ab September dazu informiert und via Brief, Online-Banking oder vor Ort in den Filialen um ihre Zustimmung zu den zuletzt vereinbarten Entgelten sowie den angepassten AGB und Sonderbedingungen gebeten. Bis Mitte Januar 2022 konnten so 165 000 Zustimmungserklärungen eingeholt werden, was in etwa 85 Prozent der Gesamtkundenzahl entspricht. Am Druck auf die Ertragslage ändert das freilich nichts.

Hier richtet sich der Blick verstärkt auf Wohnungsbauprojekte, um durch die Vermietung von Wohnraum zinsunabhängige Einnahmen zu erzielen. So hat die Sparkasse auch 2021 den Ausbau ihres Immobilienbestandes fortgesetzt und verschiedene Objekte erworben oder erstellt.

Damit lassen sich gewissermaßen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Gelder, die in den Immobilienbestand investiert werden, müssen nicht teuer bei der EZB "geparkt" werden. Gleichzeitig können von der Sparkasse initiierte Wohnungsbauprojekte in einem Umfeld, in dem allenthalben Wohnungen gesucht werden, geradezu als Teil der regionalen Verantwortung verstanden und entsprechend vermarktet werden. Wenn die Sparkasse ihren eigenen Kunden, die eine Wohnung suchen, ein entsprechendes Angebot machen kann, mag das auch durchaus der Kundenbindung dienen.

Ganz ohne Risiken ist es allerdings nicht, wenn Banken und Sparkassen mehr und mehr zu Wohnungsgesellschaften werden. Die Sparkasse als Vermieter mag im Vergleich zu den Giganten der Wohnungswirtschaft einen guten Ruf haben - doch auch sie wird auf Dauer Mieterhöhungen nicht vermeiden können. Auseinandersetzungen mit Mietern werden nahezu unausweichlich sein - umso weniger, je größer der Immobilienbestand des jeweiligen Instituts wird. Es ist also nicht auszuschließen, dass das Vermietungsgeschäft irgendwann zum Bumerang wird, der das Image der Institute massiv beschädigen und Kundenbeziehungen in Gefahr bringen könnte.

Dies gilt allerdings im Grunde für alle Geschäfte, die über das ursprüngliche Bankgeschäft hinausgehen. Überall dort, wo der Name einer Bank oder Sparkasse draufsteht, kann es positive Rückkopplungen geben, wenn die entsprechenden Leistungen aus Sicht der Kunden gut sind, und negative, wenn es Mängel gibt. Auf diese unerwünschten Nebenwirkungen gilt es ein Augenmerk zu haben. Sie können indessen kein Grund sein, nicht in neue Geschäftsfelder vorzustoßen. Denn nur so wird sich vermutlich auf Dauer die eigene Ertragslage stabilisieren lassen. Red.

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