VERBUNDSTRATEGIE

PSD Banken: Der "Stecker" zur Fiducia

"Kann man mit Privatkunden Geld verdienen? Klares Ja - wenn man die richtigen Stellschrauben dreht!" Das sagt Dieter Jurgeit, der Vorstandsvorsitzende des Verbands der PSD Banken e.V., Bonn. Diese Stellschrauben fasst er wie folgt zusammen: Kostenvorteile durch den Verzicht auf Filialen, Prozessoptimierung, die die PSD Banken seit zwölf Jahren betreiben, und Digitalisierung.

Hauptertragsquelle für die ehemaligen Post-Spar-und Darlehenskassen mit ihren 1,2 Millionen Kunden und 536 000 Girokonten ist nach wie vor der Zinsertrag aus der Baufinanzierung - im selbst abgeschlossenen Geschäft, aber auch im Geschäft, das über die Plattformen Interhyp und Europace vermittelt wird. Insgesamt stieg das Baufinanzierungs-Neugeschäft der 14 Banken 2018 um 10,2 Prozent auf 3,01 Milliarden Euro. 438,7 Millionen Euro davon kamen über Europace, weitere 553,8 Millionen Euro über Interhyp, was einer Steigerung von 37,1 beziehungsweise 24,4 Prozent entspricht.

Diese hohen Wachstumsraten des Platformgeschäfts, das sich Jurgeit zufolge durch besonders gute Bonitäten auszeichnet, sind freilich kein Selbstläufer. Sondern gute Service-Level-Agreements und schnelle Prozessabläufe in der Abarbeitung der eingereichten Engagements dank einem hohen Maß an Standardisierung und Automation sind wichtige Erfolgsfaktoren. Hier sehen sich die PSD Banken - offenbar zu Recht - gut aufgestellt.

Privatkredite vertreiben die Institute der Gruppe dennoch nicht mehr über Plattformen. Denn anders als im Baufinanzierungsgeschäft, wo sich das Plattformgeschäft durch aufgeklärte Kunden von hoher Bonität auszeichne, kämen im Bereich der Konsumentenkredite - angefeuert von der massiven Werbung - viele Anfragen von bonitätsschwachen Kunden. Bei Check 24 habe die Ablehnungsquote deshalb in der Spitze bis zu 70 Prozent betragen. Deshalb vertreiben die PSD Banken Privatkredite nur noch selbst. Dass das Neugeschäft 2018 mit 342,2 Millionen Euro um 35 Prozent über dem Niveau des Vorjahres lag, führt der Verband in erster Linie auf die neue digitale Antragsstrecke zurück, in der die Kunden die gesamte Prozessstrecke bis zur Einwilligung selbstständig durchlaufen können.

Zu einer zusätzlichen Ertragsquelle haben sich Immobilieninvestments entwickelt. Hier, so Jurgeit, zahle es sich aus, dass der Verband der PSD Banken mit zu den ersten gehört habe, der seinen Mitgliedsbanken Immobilien zur Eigenanlage empfohlen habe, gebündelt in Fonds oder auch selbst als Bauträger (PSD Bank Kassel). So liege die Mindestverzinsung im Regelfall immer noch deutlich über zwei Prozent. Der Verband begleitet diese Investitionen, indem gemeinsam mit Union Investment fünf Risikomodelle entwickelt wurden, mit denen unterschiedliche Portfoliomodelle abgebildet werden können. Vor einer Immobilienblase und den damit einhergehenden Risiken ist Jurgeit deshalb nicht bange.

In Sachen Digitalisierung können die PSD Banken stolz von sich behaupten: "Die Fiducia nimmt uns immer als Piloten". Das gilt auch für die neue Baufi-Vermittlerplattform Baufinext der Bausparkasse Schwäbisch Hall, bei der 12 der 14 PSD Banken zu den "First Movern" zählen. Und die von der R+V entwickelte Versicherungsvermittlerplattform "Wilhelm" wird derzeit von zwei Instituten pilotiert, den PSD Banken Hessen-Thüringen und Rhein Ruhr.

Digitalisierungsprojekte im Verbund gehen den PSD Banken aber oft zu langsam. In vielen Bereichen setzt man deshalb auf Eigenentwicklungen, für die dann nur der "Stecker" zur Fiducia benötigt wird, wie Jurgeit es formuliert. Eine solche Eigenentwicklung ist die "Digitale Auftragsbearbeitung", bei der es darum geht, alle eingehenden Kundenaufträge (unabhängig vom Zugangsweg) vollautomatisch einzulesen, mit einem "Smart-Fix"-System fallabschließend zu bearbeiten und ins optische Archiv zu überführen. Für den Kunden sollen damit die Bearbeitungszeiten beschleunigt werden, für die Banken sollen sich Kostenvorteile gegenüber Mitbewerbern ergeben. Das gemeinsam mit Insiders Technologies entwickelte System kann derzeit bereits alle Aufträge einlesen. Die automatisierte Abarbeitung ohne Eingreifen eines Mitarbeiters ist derzeit für Freistellungsaufträge möglich. Zwei Banken sind aktuell im Wirkbetrieb, der Roll-out an die restlichen zwölf Institute befindet sich in der Realisierung und soll 2019/2020 abgeschlossen werden. Ein weiteres Projekt ist der Einsatz von Spracherkennung im bundesweiten Call Center PSD Service Direkt. Ziel hierbei ist es, die eingehenden Serviceanrufe kostenschonend über Sprachtechnologie abzuwickeln. Red.

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