SPARKASSEN

Das Rheinland fordert Konsolidierung

29 Institute, 1 091 Filialen (noch, muss man wohl sagen), 382 SB-Geschäftsstellen, 4,8 Millionen Girokonten. Die rheinischen Sparkassen haben das "außergewöhnliche, herausfordernde und sehr anstrengende" Jahr 2020 relativ gut gemeistert. Dabei zeigen sich ähnliche Stärken und Problemstellungen wie im Rest der Republik. Die allgemeine Verunsicherung und die drastisch gestiegene Sparquote haben die Kundeneinlagen der rheinischen Sparkassen im abgelaufenen Geschäftsjahr um 8,9 Milliarden Euro auf den Rekordwert von 138,5 Milliarden Euro anschwellen lassen.

Da konnte die trotz Corona immer noch ausgeprägte Kreditnachfrage nicht mithalten, denn das Kundenkreditvolumen erhöhte sich lediglich um 5,4 Milliarden Euro auf 128,3 Milliarden Euro. Der teure Einlagenüberhang ist damit weiter gewachsen.

Für Verbandspräsident Michael Breuer ist das Agieren der EZB gerade für wirtschaftlich starke und realwirtschaftlich statt Kapitalmarkt ausgerichtete Institute wie die Sparkassen ebenso ein Ärgernis wie Mitbewerber, die durch "ihre Konditionengestaltung die Ein lagen ihrer Kundschaft in Richtung Sparkassen lenken". Und damit bereitete der Präsident recht clever darauf vor, dass auch von seinen Mitgliedssparkassen in naher Zukunft verstärkt Verwahrentgelte erhoben werden müsse, denn was bleibt ihnen in einem solchen Umfeld schon anderes übrig.

Denn der betriebswirtschaftliche Druck wächst: Der Zinsüberschuss setzte sein Abschmelzen auch 2020 weiter fort und erreichte noch 2,4 Milliarden Euro. Das konnte weder vom steigenden Provisionsüberschuss (1,16 Milliarden Euro nach 1,1 Milliarden Euro) noch von der Kostendisziplin (Personalaufwand minus 1,9 Prozent auf 1,68 Milliarden Euro, Sachaufwand minus 1,8 Prozent auf 955,3 Millionen Euro) kompensiert werden. Die Cost Income Ratio verschlechterte sich auf 73,8 Prozent.

Spuren der aktuellen Herausforderungen zeigen sich auch im Bewertungsergebnis. Dieses stieg im Kreditgeschäft spürbar um fast 50 Millionen Euro auf 123,5 Millionen Euro und im Wertpapiergeschäft auf 54 Millionen Euro. Im Vorjahr konnten noch 38,8 Millionen Euro aufgelöst werden. So steht unter dem Strich ein satter Rückgang des Betriebsergebnisses nach Bewertung um rund ein Viertel auf 758,4 Millionen Euro.

Daraus resultieren für Breuer zwei strategische Stoßrichtungen: Einmal das Geschäftsmodell der Sparkassen stärken. Dies beinhaltet eine Filialstruktur und eine Angebotspalette, die sich verstärkt an den digitalen Bedürfnissen der Kunden orientieren. Gleichzeitig sei es eine wesentliche Aufgabe der Sparkassen, ihre Firmenkundschaft und die Kommunen mit Blick auf deren digitale Transformation zu beraten.

Daneben fordert er aber auch Entlastung aus der eigenen Familie: "Das Thema Synergieeffekte bei den Beteiligungen bleibt für uns auf der Tagesordnung", sagte er und wünscht sich konkret baldige Fortschritte bei einer Konsolidierung der Landesbausparkassen, an der die LBS West aktiv beteiligt sein soll. Auch das Spitzeninstitut, von dem jüngst mehr und mehr Sparkassen-Funktionäre und -Verantwortliche ein wenig abgerückt sind und stattdessen für eine verstärkte Aufgaben- und Arbeitsteilung der Landesbanken plädieren, will er forcieren. Aber nicht um jeden Preis: "Konsolidierungsschritte müssen stets eine strukturelle und ökonomische Sinnhaftigkeit aufweisen", formuliert der Präsident vorsichtig. Es bleibt einiges zu besprechen in der S-Finanzgruppe. P.O.

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