PRIVATKUNDENGESCHÄFT I

Sparda Hessen - Wachstum durch Gebührenverzicht

Wer in diesen Tagen verkünden kann, das Girokonto weiterhin kostenlos anbieten zu können und keine Verwahrentgelte zu berechnen, der kann sich allein dadurch schon beträchtlicher Aufmerksamkeit sicher sein. Die Sparda-Bank Hessen, die eben dies auf ihrer Jahrespressekonferenz am 27. Januar dieses Jahres verkünden konnte, hat damit mittlerweile auch in der eigenen Gruppe eine Sonderstellung.

Durch den Verzicht auf Kontoführungsgebühren und Negativzinsen sowie ersparte Ausgabeaufschläge bei Fondsanlagen durch die hauseigene Fondsflatrate von 9,99 Euro im Monat errechnet sie eine Gesamtförderleistung von rund 32 Millionen Euro (Vorjahr 24 Millionen Euro) für Mitglieder und Kunden. Besagte Flatrate, so Vertriebsvorstand Michael Weidmann, hat sich nach ihrer Einführung im November 2020 im vergangenen Jahr geradezu als "Booster" für das Fondsgeschäft erwiesen: Der Nettofondsabsatz allein im Jahr 2021 war vom Volumen her größer als die addierten Fondsabsätze der drei Jahre zuvor. Netto investierten die Kunden der Sparda-Bank Hessen 202,342 Millionen Euro neu in Fondsanlagen. In den Jahren 2018 bis 2020 waren es trotz kontinuierlichen Wachstums zusammen 18,156 Millionen Euro. Damit wurden die Erwartungen der Bank bei Weitem übertroffen. Im dritten Quartal 2021 hat die Bank zudem ein spezielles Beratungsangebot für Frauen gestartet und berichtet auch hier über sehr positive Resonanz. Insgesamt konnte die Bank im vergangenen Jahr 5387 neue Kunden für das Fondssparen gewinnen. Vor allem dadurch stieg der Provisionsüberschuss um 6,2 Prozent auf 17,9 Millionen Euro.

Dass die Zahl der Mitglieder und Kunden im Jahr 2021 ordentlich gestiegen ist, muss angesichts des Verzichts auf Kontoführungs- und Verwahrentgelte nicht verwundern. Die Zahl der Mitglieder wuchs netto um fast 2 000 beziehungsweise 0,7 Prozent. Neu haben sich 7 883 Menschen für eine Mitgliedschaft entschieden. Die Zahl der Kunden stieg um netto 6 279 beziehungsweise 1,8 Prozent auf 361 263.

Das Wachstum bei den Girokonten lag sogar noch deutlich über dem Kundenwachstum: Ihre Zahl stieg im Berichtszeitraum um 3,3 Prozent auf 312 200. Die Anzahl der neuen Girokonten legte im Vergleich zum Vorjahr sogar um 23,7 Prozent auf 17 239 (Vorjahr 13 938) zu. Offenbar haben also auch bisherige reine Kreditkunden ihr Girokonto zur Sparda-Bank Hessen verlagert - dem mittlerweile zur Seltenheit gewordenen Gratiskonto sei Dank. Ein solches Wachstum ist nicht ohne Risiken. Denn natürlich hegen diese Kunden die Erwartung, auch künftig vor Kontoführungs- und Verwahrentgelten gefeit zu sein. Kann die Bank diesem Anspruch eines Tages nicht mehr gerecht werden, ist die Enttäuschung der Kunden umso größer.

Zudem hat eine solche Strategie natürlich ihren Preis. Denn mit den Kunden- und Kontozahlen steigen zwangsläufig auch die Kundeneinlagen, und zwar um 1,22 Milliarden Euro oder 17 Prozent auf 8,39 Milliarden Euro zum Jahresende 2021. Da diese Einlagen nicht vollständig ertragreich angelegt werden konnten, verblieb bei der Bank ein Saldo gezahlter Negativzinsen von 2,2 Millionen Euro, die nicht an die Kunden weitergegeben wurden.

Unter dem Strich bleibt ein Jahresüberschuss von 8,9 Millionen Euro - nach 11,2 Millionen Euro im Vorjahr. Das ist ein Rückgang von 19,7 Prozent. Deshalb plant der Vorstand, die Dividende für 2021 auf 0,5 Prozent zu reduzieren. Um den Mitgliedern zukünftig die gleiche Dividendenzahlung bei verringerter Dividende zu ermöglichen, wurde die Anzahl möglicher Geschäftsanteile von 15 auf 60 angehoben. Wer bereits seit 2004 Mitglied ist, kann sogar 120 Mitgliedsanteile zeichnen. Red.

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