Aus der Marken- und Werbeforschung

Klassisches TV wird am fokussiertesten genutzt

Fernseher und Smartphones sind der Deutschen liebste Endgeräte, von Bewegtbild über Audio, Social Media bis hin zur digitalen Kommunikation. Vor allem beim Konsum jeglichen Bewegtbildinhalts ist der Fernseher das erste Gerät der Wahl. Das geht aus der Multi-Client-Studie "Medien-Hinwendung" hervor, für die die Data Alliance, der Fachbereich für Forschung und Daten bei der Mediengruppe RTL Deutschland, durch Annalect 15 518 Deutsche zwischen 18 und 69 Jahre mehr als eine Woche lang befragen ließ, welche Medien sie am Vortag genutzt haben und in welchem Nutzungskontext die Medienkontakte stattfanden.

Klassische Medien werden demnach immer noch intensiver genutzt als Social-Media-Kanäle, die im Schnitt auf eine durchschnittliche Verweildauer von täglich 20 Minuten kommen. Bestwerte erzielen bewegte Bilder, für die man sich deutlich mehr Zeit nimmt als für andere Medien. An Tagen, an denen kostenpflichtige Streamingangebote geschaut wurden, lag die durchschnittliche Verweildauer bei 70 Minuten, beim linearen TV sind es 56 Minuten, 53 Minuten für Mediatheken, 38 Minuten für Podcast und Youtube kommt auf 29 Minuten. Auf Zeitungen und Zeitschriften entfallen 21 beziehungsweise 20 Minuten.

Die fokussierteste Nutzung entfällt dabei auf das lineare Fernsehen, denn 46 Prozent konzentrieren sich ausschließlich auf den Inhalt. Wenn es zur Ablenkung kommt, liegt das am Essen (20 Prozent haben beim TV-Konsum gegessen) oder weil parallel im Internet gesurft wird (19 Prozent). Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Streaming auf kostenpflichtigen Videoplattformen und bei den Mediatheken, wobei die exklusive Nutzung mit rund 40 Prozent etwas geringer ausfällt. Youtube kommt mit 42 Prozent ebenfalls auf einen guten Wert, allerdings ist die Parallelnutzung fragmentierter als bei den anderen Bewegtbildkanälen und die eine oder andere Aktivität erfordert eine höhere Konzentration, wie beispielsweise fernsehen (9 Prozent), arbeiten (7 Prozent) oder auch telefonieren (7 Prozent). Auch im Printbereich kommt die exklusive Nutzung von (Tages-)Zeitungen und Zeitschriften auf rund 40 Prozent. Bei der Parallelnutzung nehmen Musik hören (20 Prozent) und Fernsehen (18 Prozent) einen großen Platz ein.

Wie schon das Radio sind Podcasts ein klassisches Nebenher-Medium - man geht Hausarbeiten nach (19 Prozent), isst etwas (19 Prozent) oder surft im Internet (17 Prozent). Weniger konzentriert sind Nutzende bei Social Media. Bei der Facebook-Nutzung wendet sich beispielsweise jeder Dritte dem Fernseher zu. Gleiches gilt für Instagram und Snapchat, 30 Prozent lassen parallel den Fernseher laufen. Ein genauerer Blick in die verschiedenen Altersgruppen zeigt: Je jünger die Nutzer desto mehr Aktivitäten finden parallel statt und die Aufmerksamkeit für Inhalt und Botschaften sinkt.

Beim Kampf um Aufmerksamkeit geht es auch um die Frage des Bildschirms. Dabei geht es nicht mehr ausschließlich um Zweit- oder Drittbildschirme, sondern mit Verbreitung der smarten TV-Geräte findet der Wettbewerb unmittelbar auf dem TV-Bildschirm statt. Hier wird nicht mehr ausschließlich Fernsehen geschaut, sondern auch gestreamt. Streamer tun dies am Fernseher (71 Prozent). Nutzungs-Peak ist in der Primetime. Die Videonutzung - im klassischen sowie im neuzeitlichen Sinne - wurde in der Corona-Pandemie von beiden Seiten befeuert. Jüngere haben das klassische Fernsehen (wieder-) entdeckt und treiben gleichzeitig die Streaming-Entwicklung daheim voran. Streaming ist damit im Mainstream angekommen. Ein Blick in die deutschen Haushalte zeigt, dass sich die Nutzung der verschiedenartigen Videoangebote die Waage hält. SVoD und BVoD werden kombiniert genutzt. Im Schnitt werden 1,5 kostenpflichtige Anbieter regelmäßig parallel genutzt, in der jungen Zielgruppe sind es zwei. Dabei ist es keine Entweder-Oder-Frage, sondern TV und Streaming haben in deutschen Haushalten eine Koexistenz.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X