FIRMENKUNDENGESCHÄFT

Genossenschaftsbanken - vom Plattformnutzer zum Betreiber

Marko Volck, Foto: Hannoversche Volksbank

Der Vormarsch digitaler Kreditplattformen ist auch im Geschäft mit kleinen und mittelgroßen Unternehmen unübersehbar. Das bedroht auch die bisher noch vergleichsweise hohe Kundenloyalität im Firmenkundengeschäft. Um der genossenschaftlichen Finanzgruppe in diesem wachsenden Markt eine eigene Plattform zu sichern und sie vom Plattformnutzer zum Betreiber zu machen, haben fünf Genossenschaftsbanken die Mittelstandsfinanzierungsplattform Fincompare übernommen, berichtet Marko Volck. So können sie auch die im klassischen Geschäft noch nicht selbstverständlichen Schnellkredite umsetzen. Zudem ermöglicht die Plattform die Interaktion von Kunden, Bankberatern und Vermittlern. Red.

Kleine und mittlere Unternehmen sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft und damit wichtige Kunden für die Kreditinstitute in Deutschland. Denn der Finanzierungsbedarf aufseiten der Unternehmen ist enorm: Egal, ob der Kredit für einen neuen Lkw, den Bau einer Lagerhalle oder den Erwerb einer Immobilie - für zahlreiche Investitionen und Modernisierungen sind die Unternehmen auf externe Finanzmittel angewiesen.

Eine eigene Plattform für die Genossenschaftsbanken

Neben dem Weg in die Bankfiliale nutzen Unternehmer auch verstärkt digitale Kanäle, um sich Angebote einzuholen. Marktplätze für die Unternehmensfinanzierung gewinnen an Bedeutung, auch regionale Anbieter wie einige Volks- und Raiffeisenbanken sind dort bereits mit ihren Angeboten präsent. Mit Fincompare hat die Genossenschaftliche Finanzgruppe jetzt ihre eigene Plattform.

Die VAD Beteiligungen GmbH hat Fincompare, eine führende digitale Plattform für die Finanzierung von kleinen und mittelständischen Unternehmen erworben und wird die weitere Wachstumsstrategie begleiten. Der Kauf erfolgt auf Initiative der Berliner Volksbank, der Raiffeisenbank im Hochtaunus, der Volksbank Mittweida und der Hannoversche Volksbank. Daneben sind die DZ Bank und die Atruvia, gemeinsam mit ihrer Tochtergesellschaft BMS Corporate Solutions mit je einem Drittel an der VAD beteiligt. Geschäftsführer der VAD Beteiligungen ist Andreas Laule, Bereichsleiter Beteiligungsmanagement der Berliner Volksbank. Den Aufsichtsrat der GmbH bilden Daniel Haartz (Generalbevollmächtigter der Hannoverschen Volksbank), Dr. Klaus Segbers (Partner der BMS) und Dr. Markus Klintworth (Vorstandsvorsitzender der VR Smart Finanz). Neben der Vertretung der Kapitalinteressen bringen diese die Kompetenz und Erfahrung des Investorenkreises in das Strategieboard von Fincompare ein.

Genossenschaftliche Kompetenz gebündelt

Die beteiligten Volks- und Raiffeisenbanken tragen ihre Kreditkompetenz im Geschäft mit kleinen und mittelgroßen Unternehmen bei, die Atruvia-Gruppe technologisches Know-how für die Anbindung an die Omnikanalplattform der VR-Banken und die DZ Bank Gruppe Kapitalstärke sowie die innovativen Lösungen der VR Smartfinanz als Wettbewerbsfaktor für den Marktplatz.

Das Fintech Fincompare aus Berlin hat sich auf den Vergleich und die B2B-Vermittlung von Finanzierungslösungen für KMU, Finanzierungsberater und Banken spezialisiert. Unternehmen erhalten über die Online-Plattform damit einfachen Zugang zu benötigten Finanzmitteln von mehr als 250 Finanzdienstleistern. Neben Krediten und Kontokorrentlinien gehören auch Leasing- und andere Spezialfinanzierungen zum Angebot. Ein weiterer Vorteil: Durch die Schnellkreditprozesse von Fincompare können auch kleinvolumige Kreditanfragen effizient umgesetzt werden.

Leistungsportfolio zum Kunden erweitert

Bislang ist der digitale Markt rund um Finanzierungslösungen für Mittelständler stark fragmentiert, insbesondere im Vergleich zum deutlich weiter entwickelten Plattformmarkt für private Baufinanzierungen. Als zweitgrößter Anbieter hat sich das Berliner Fintech Fincompare im Markt mit bislang mehr als 2 000 Kreditvermittlungen mit einem Volumen von über 200 Millionen Euro seit seiner Gründung 2016 etabliert.

Zudem ist es bis dato die erste Lösung, auf der Firmenkunden, Bankberater und Finanzvermittler auf einer Plattform kollaborieren, kommunizieren und Finanzierungen abschließen können. Mit dem Erwerb dieses Marktplatzes wollen wir die vielversprechende Chance nutzen, uns vom Plattformnutzer zum führenden Betreiber eines Marktplatzes sowie Anbieter für die Mittelstandsfinanzierung weiterzuentwickeln.

Die Akquisition von Fincompare erweitert das Leistungsportfolio in Richtung Firmenkunden und setzt dabei auf skalierbare Plattformtechnologie. Die VAD Beteiligungen GmbH wird im Rahmen der Wachstumsfinanzierung weitere Investoren aus dem Kreis der Genossenschaftlichen Finanzgruppe beteiligen.

Die VAD Beteiligungen GmbH geht von einem starken Wachstum des Plattformgeschäftes bei der Vermittlung von mittelständischen Finanzierungen, analog der Entwicklung in der Baufinanzierung, aus. An diesem Zukunftsmarkt wollen wir langfristig teilhaben und kleineren Unternehmungen anbieterunabhängig die individuell passende Finanzierungslösung mit derselben Convenience wie im B2C-Umfeld anbieten zu können.

Marko Volck , Vorstandsstab , Hannoversche Volksbank eG, Hannover
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