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Marktorientierung in Bank-Firmierungen: "Bank für..." ist die Ausnahme

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Wenn Banken nach der Krise verstärkt "vom Kunden her" gedacht werden sollen, so Holger Blisse, läge es nahe, schon in der Firmierung zu zeigen, an wen sich ein Kreditinstitut wendet. Das tun derzeit nur acht rechtlich selbstständige Banken sowie drei Zweigstellen ausländischer Banken in Deutschland. Auch diese Häuser beschränken sich mittlerweile nicht mehr auf die genannte Zielgruppe, sehen hier jedoch häufig noch ihre Kernkompetenz. Red.

Jedes Kreditinstitut ist einzigartig in Bezug auf seine Entstehung und Unternehmensgeschichte. Die Deutsche Bundesbank gruppiert die Kreditinstitute nach engerer Zusammengehörigkeit - im Bereich der drei Universalbankengruppen insbesondere nach den unterschiedlichen Zielsetzungen und Rechtsformen. Innerhalb der Gruppen findet sich eine institutionelle und funktionale Vielfalt, die auch an den Firmierungen deutlich wird.

Vergleichsweise einheitlich firmieren die Sparkassen: alle mit Hinweis auf die Region, auf ihren Wirkungsbereich - teilweise ergänzt um Bezirks-, Kreis- und/oder Stadt-, Landes-, Verbands-, Verbundsparkasse, Vereinigte Sparkasse oder Zweckverbandssparkasse.1) Auch die Kreditgenossenschaften verwenden sehr oft eine regionale Firmierung, ergänzt zum Beispiel um Volks- und/oder Raiffeisenbank oder enger zusammengeführt in VR-Bank.2) Besonders abwechslungsreich sind die weniger auf eine gemeinsame Entstehungsidee als auf (einzel-)unternehmerische Initiative zurückgehenden Gründungen privater Banken (Kreditbanken); die größte Gemeinsamkeit weisen dabei die lange Zeit als eigene Teilgruppe geführten Privatbankiers mit einer Namensfirma auf.

Ein Wechsel der Firmierung kommt selten vor, am ehesten als Folge des Zusammenschlusses mit einem anderen Institut. Demzufolge sind die Bezeichnungen langjährige Begleiter und erlauben immer wieder Rückschlüsse auf das Selbstverständnis eines Institutes und seine Ausrichtung und möglicherweise auch geschäftliche Schwerpunktsetzung. Am Beispiel der Firmierung "Bank für ..." soll dies verdeutlicht werden.

Gerade durch die Kritik am eigennützigen Verhalten der Kreditinstitute, das verkürzt hauptursächlich für die Finanzkrise gewesen ist, befinden sich die Institute in einer Phase der Klärung und Selbstfindung. Damit ist auch die Frage nach der Rechtfertigung für ein Geschäftsmodell gestellt, das wieder stärker "vom Kunden her" gedacht werden sollte, also "Banken und Sparkassen für wen?": "für ihre Kundinnen und Kunden"! Im Idealfall des genossenschaftlichen Identitätsprinzips wären die Kunden zugleich auch die (einzigen) Eigentümer des Instituts3) und sollten Konflikte zwischen den Wirtschafts- und Erwerbsinteressen beziehungsweise Renditeerwartungen der Eigentümer eines Kreditinstituts und der Kundengruppe weitestgehend aufgehoben sein.

Außerhalb der Universal-Banken steht die zu einer internationalen Förderinstitutsgruppe weiterentwickelte KfW. Das Institut ist wie die Deutsche Bundesbank kein Kreditinstitut im Sinne von § 1 KWG; es nimmt eine Sonderstellung ein, die ausdrücklich in § 2 Abs. 1 Ziff. 1 i.V.m. § 2 Abs. 2 KWG geregelt ist.

Wenige Institute mit "für" in der Firmierung

Innerhalb der drei Universalbankengruppen trifft man auf insgesamt acht rechtlich selbstständige und aktive Kreditinstitute mit einem ausdrücklich lesbaren "Dafür" ihrer Zielsetzung im Namen, und zwar vier Regionalbanken und sonstige Kreditinstitute4) und vier Institute des Genossenschaftssektors. Darüber hinaus gibt es bei den Zweigstellen ausländischer Banken drei:

- Bank für Tirol und Vorarlberg AG, Zweigniederlassung Deutschland,

- Vietnam Joint Stock Commercial Bank for Industry and Trade (Vietin-Bank), Filiale Deutschland

- und Vnesheconombank (Bank für Entwicklung und Außenwirtschaft) Repräsentanz in der Bundesrepublik Deutschland

- sowie vier innerhalb der sonstigen Kreditinstitute mit Teilkonzession:

- Cash Express Gesellschaft für Finanz- und Reisedienstleistungen mbH,

- die beiden Bürgschaftsbanken BGG Bayerische Garantiegesellschaft mit beschränkter Haftung für mittelständische Beteiligungen und Bürgschaftsbank Saarland Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Kreditgarantiegemeinschaft für Handel, Handwerk und Gewerbe

- sowie mit der Genossenschaft für Wohnungsbau Karlsruhe 1921 eG ein Wohnungsunternehmen mit Spareinrichtung. 5)

- Bei den vier Kreditbanken ist die Firma jüngeren Datums. Bei ihrer Gründung zwischen 2010 und 2012 firmierten bereits drei unter diesem Namen.

- Die BfW - Bank für Wohnungswirtschaft AG, Neubiberg bei München, bietet seit 2010 Bankdienstleistungen für wohnungswirtschaftliche Verwaltungsunternehmen an und arbeitet auch mit Verbänden der Wohnungswirtschaft zusammen; seit 2013 gehört sie zu 94,9 Prozent der Familienheim Rhein-Neckar eG; 6)

- Bank11 für Privatkunden und Handel GmbH, Neuss, besteht seit 2011 und gehört der Wilh. Werhahn KG. Sie ist auf die Absatzfinanzierung im Bereich Kraftfahrzeuge spezialisiert (Autobank) und hatte Ende 2013 Kredite im Volumen von 877 Millionen Euro ausstehen;

- BfV Bank für Vermögen AG, Oberursel, ist 2012 aus der BCA Bank AG, einer Wertpapierhandelsbank, hervorgegangen. Sie versteht sich als Partner für unabhängige Finanzdienstleister und freie Vermittler. Eigentümer ist die BCA AG, die neben der Wüstenbecker GmbH & Co. KG (35,29 Prozent) unter anderem zu je 9,99 Prozent fünf Versicherungsgruppen (Barmenia, Signal Iduna, Stuttgarter Versicherung, Volkswohl Bund, Ideal) gehört.

- Schon länger besteht die biw Bank für Investments und Wertpapiere AG (2005), Willich, innerhalb der XCOM Gruppe als Online-Bank mit über 145 000 Kunden. Seit 2010 unterhält sie auch eine Niederlassung in Wien.

Genossenschaftssektor: starker Kirchenbezug

Während es sich bei diesen Regionalbanken beziehungsweise sonstigen Kreditinstituten um Banken mit wenigen Eigentümern und vergleichsweise einer geringeren Identität von Eigentümer- und Kundenkreis handelt, ist der Eigentümerkreis bei den genossenschaftlichen Instituten naturgemäß größer, erreicht aber auch bei Weitem noch keine Identität aller Kunden und Mitglieder. 7)

Von den vier Instituten gehören drei zu den Kreditgenossenschaften und eines zählt aufgrund seiner Rechtsform zur Teilgruppe der sonstigen Kreditinstitute des Genossenschaftssektors: Von den beiden kirchlichen Kreditgenossenschaften, Bank für Kirche und Caritas eG (seit 1972) und Bank für Kirche und Diakonie eG - KD-Bank (seit 1925, gerechnet vom ältesten Institut der aus Fusionen hervorgegangenen Bank), ist das erste auf die katholische Kirche bezogen (Caritas) und erreichte 4,13 Milliarden Euro Bilanzsumme bei 1 371 Mitgliedern (2013), das zweite ist evangelisch geprägt (Diakonie), seine Bilanzsumme lag bei 4,77 Milliarden Euro (24. beziehungsweise 16. Platz aller Kreditgenossenschaften), und es gab 4114 Mitglieder. 8)

Kundenzielgruppen beider Banken sind Kirchengemeinden, kirchlich-mildtätige Einrichtungen sowie deren (hauptamtliche) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

1908 zur Unterstützung von in Not geratenen Hausbesitzern gegründet, versteht sich die Hausbank München eG Bank für Haus- und Grundbesitz "als Bank mit der besonderen Expertise für Immobilien, für die Vermögensanlagen privater Kunden und für die professionellen Immobilienverwalter" besonders für "Privatkunden mit Immobilieneigentum". Sie steht an 66. Stelle aller Kreditgenossenschaften mit einer Bilanzsumme von 1,98 Milliarden Euro und zählte 2013 laut Geschäftsbericht bei 60 424 Kunden 6 013 Mitglieder.

Die Bank für Sozialwirtschaft Aktiengesellschaft betreut seit 1923 ausschließlich Einrichtungen und Organisationen des Sozial- und Gesundheitswesens. Mit 8,67 Milliarden Euro Bilanzsumme steht sie an 5. Stelle der Kreditgenossenschaften. Mitglied im BVR und damit auch zugehörig zur Sicherungseinrichtung der Volksbanken und Raiffeisenbanken ist das Institut seit 1975. Als Eigentümer ausgewiesen werden Arbeiterwohlfahrt (7,86 Prozent), Caritas Stiftung Deutschland (25,5 Prozent), Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband (3,57 Prozent), Deutsches Rotes Kreuz (1,0 Prozent), Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung und die Stiftung Kronenkreuz (25,5 Prozent), Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (0,53 Prozent) bei 36,04 Prozent Streubesitz.

Frühere Spezialisierung tritt in den Hintergrund

Insgesamt lässt sich festhalten: Die ausdrückliche Zielrichtung ("Bank für ...") tragen nur wenige der über 1 800 deutschen Kreditinstitute im Namen. Neben einem Produkt- oder Finanzierungsbereich im Namen (Vermögen, Investments und Wertpapiere) gibt es ausdrücklich benannte Kundengruppen (Privatkunden, Haus- und Grundbesitz) oder sogar Wirtschaftssektoren (Sozial-, Wohnungswirtschaft).

Mit einer erweiterten Perspektive, indem man sich von der ausdrücklichen Bezeichnung löst und den Bezugsrahmen räumlich und zeitlich erweitert, treten Institute wie die BfG Bank für Gemein wirtschaft (seit 2001 als SEB AG), BSV Bank für Sparanlagen und Vermögensbildung (seit 2004 als ING-Diba) oder BVH Bank für Vermögensanlagen und Handel AG 9) in Erinnerung, in Österreich ist das Projekt einer Bank für Gemeinwohl gegenwärtig. 10)

Rückbesinnung auf spezielle Zielgruppen?

Auch die genossenschaftlichen Berufsgruppenbanken wie Deutsche Apotheker- und Ärztebank, Beamtenbanken (mit der aus Fusionen hervorgegangenen heute einzigen BBBank), Postspar- und Darlehensvereine (heutige 15 PSD Banken) oder Eisenbahner-Spar- und Darlehenskassen (zwölf Sparda-Banken) lassen die Kundengruppe im Namen erkennen. Bis heute wenden sich die meisten Institute an alle (Privat-)Kundinnen und Kunden, eine frühere Spezialisierung tritt in den Hintergrund. Sie bietet aber immer wieder Anknüpfungspunkte, eine Besonderheit hervorzuheben oder aus diesen Erfahrungen neue Produkte oder ein besonderes Know-how und Problem(lösungs)bewusstsein für potenzielle Kunden(gruppen) erkennbar zu halten.

Gerade dass in jüngerer Zeit Gründungen in ihrer Firmierung die geschäftliche Ausrichtung aufgenommen haben, könnte auf eine Rückbesinnung der Kreditinstitute zugunsten ihrer Kunden als echten Partnern hoffen lassen.

Fußnoten

1) Vgl. Deutsche Bundesbank (2014): Verzeichnis der Kreditinstitute und ihrer Verbände sowie der Treuhänder für Kreditinstitute in der Bundesrepublik Deutschland. Bankgeschäftliche Informationen, Band 2. Frankfurt am Main, S. 89-114.

2) Vgl. für eine frühere Unterscheidung zum Beispiel Hahn, Oswald (1986): Die Firmierung der Kreditgenossenschaften - Strukturänderungen in den letzten 30 Jahren. In: Zeitschrift für das gesamte Genossenschaftswesen (ZfgG), 36. Jg., S. 29-31 oder Hummel, Detlev; Blisse, Holger (2002): Zur Entwicklung deutscher Kreditgenossenschaften. In: ZfgG, 52. Jg., S. 121.

3) Vgl. in diese Richtung z. B. Birchall, J. (2013): Finance in an Age of Austerity - The Power of Costumer-owned Banks. Cheltenham, UK; Northampton, MA, USA.

4) Daneben gibt es noch Auma Kreditbank GmbH & CO. KG mit dem Zusatz: Bank für Finanzierungen.

5) Vgl. zu dieser Gruppe zum Beispiel Hummel, Detlev; Blisse, Holger (2001): Wohnungsgenossenschaften mit Spareinrichtung - Standortbestimmung zu einem besonderen genossenschaftlichen Modell. In: Hanisch, Markus (Hrsg.): Genossenschaftsmodelle - zwischen Auftrag und Anpassung, Festschrift zum 65. Geburtstag von Prof. Dr. Rolf Steding. Berliner Beiträge zum Genossenschaftswesen, H. 56. Berlin, S. 143-200.

6) Vgl. Familienheim Rhein-Neckar: Geschäftsbericht 2013. Mannheim, S. 27.

7) In der Praxis stehen einem Mitglied etwa drei bis vier Nur-Kunden gegenüber, vgl. Blisse, Holger (2006): Stärkung der Kreditgenossenschaften durch verbundbezogenes Eigenkapital der Mitglieder - Ein Beitrag zur Corporate Governance-Diskussion. Schriftenreihe Finanzierung und Banken, hrsgg. von Prof. Dr. Detlev Hummel, Bd. 10. Sternenfels, S. 136 (dort mit weiteren Nachweisen, Fn. 613).

8) Vgl. Bank für Kirche und Caritas: Jahresbericht 2013. Paderborn, S. 6, Bank für Kirche und Diakonie: Geschäftsbericht 2013. Liste aller Genossenschaftsbanken (Stand Ende 2013): http://www.bvr.de/p.nsf/02EC902694F96918C125 77C00045E9D4/$FILE/Liste_2013.pdf, abgefragt am 19. August 2014.

9) Die Bank erhielt 1987 die Banklizenz, allerdings ohne im Verlauf ihres Bestehens Mitglied des Bundesverbandes deutscher Banken werden und damit der Einlagensicherungsfonds des Verbandes angehören zu können. Aufgrund des geschäftlichen Verlaufs wurde 1997 die Erlaubnis zum Betreiben von Bankgeschäften widerrufen, vgl. Bruckhoff, Holger-René (2010): Zur Entwicklung der Zentralbanken und der Bankaufsicht in Deutschland und den Niederlanden - Ein Rechtsvergleich aus rechtshistorischer und zeitgeschichtlicher Perspektive. Europäische Hochschulschriften, Reihe 2: Rechtswissenschaft, Bd. 4943. Frankfurt am Main, unter anderem, S. 330.

10) Vgl. Blisse, Holger (2014): Eine "Bank für Gemeinwohl" in Österreich? In: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, 67. Jg., S. 710-711.

Dieser Beitrag ist Herrn Prof. Dr. Detlev Hummel zu seinem 60. Geburtstag gewidmet.

Zum Autor

Dr. Holger Blisse, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Institut für Betriebswirtschaftslehre, Universität Wien (Projekt FOG Uni Wien).

Dr. Holger Blisse , Wirtschafts- und Sozialanalytiker, Wien
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