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Debitkarte - ELV: Zukunft durch politischen Gesinnungswandel?

Auch wenn das ELV-Volumen in Deutschland vermutlich niedriger ist als bislang angenommen wurde, so gibt es doch deutliche Anzeichen für ein ständiges Wachstum: durch natürliches Wachstum im Zuge der Bargeldsubstitution, durch Verlagerung von Inhouse-Lösungen der Händler zum Routing über die Netzbetreiber und nicht zuletzt durch Substitution von ec-cash durch ELV inklusive Zusatzleistungen wie Zahlungsgarantie. So stellt es die Paysys GmbH, Frankfurt am Main, in einer Studie vom Juni 2010 fest.

Gleichwohl gehört Hugo Godschalk zu denen, die an einem Überleben von ELV in der heutigen Ausprägung zweifeln - sei es nun durch Sepa-bedingte Abschaltung, durch Issuer-bedingte Sperrung der Kontodaten auf dem Magnetstreifen beziehungsweise im Chip im Rahmen der EMV-Migration oder durch die Preisentwicklung bei konkurrierenden Debitkartensystemen, durch die ELV an Attraktivität verlieren könnte. Hier sieht Paysys möglicherweise die größte "Bedrohung" für die Zukunft des Lastschriftverfahrens.

Für die Integration in die Sepa-Welt ver weist die Paysys-Studie auf verschiedene Möglichkeiten. Zum einen wären ELV-Transaktionen im Rahmen sogenannter Additional Optional Services als Zusatzleistungen zur Sepa-Lastschrift denkbar. Als bessere Lösung erscheint die Schaffung eines Clearing- und Settlement-Sys tems, in dem ELV-Transaktionen statt auf DTA-Basis auf Basis der SDD stattfinden könnten, wie es im Sepa Card Clearing Framework innerhalb der Berlin Group erarbeitet werden soll. Allerdings wäre hierfür im Rahmen eines Sepa-Kartensys tems der Aufbau eines eigenen Verfahrens mit entsprechenden Regularien. Die als "ec-cash 2.0" gehandelte Weiterentwicklung des Girocard-Verfahrens mit ungarantierten Zahlungen als Option würde in diese Kategorie fallen. Inwieweit solche Konzepte konform zum Sepa Card Framework sind, wird indessen derzeit von den Akteuren unterschiedlich inter pretiert.

Bei der Frage, weshalb die Politik bei den Kartensystemen den Wettbewerb fordert, nicht aber bei den Zahlungssystemen, hier scheint es mittlerweile stillschweigend einen Gesinnungswandel zu geben. So hat die EU-Kommission im März festgestellt, dass die Zwangsmigration zu SDD und SCT auf eine Art Monopol des EPC hinausläuft. Als Alternative wird ein "essential requirements approach" vorgeschlagen, in dessen Rahmen weitere Verfahren, die zuvor definierten Anforderungen erfüllen, in den Wettbewerb zu Sepa-Lastschrift und Sepa-Überweisung treten können. Dann gäbe es eine Möglichkeit zur Fortsetzung von ELV. Red.

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