Karten-Blickpunkte

Produktpolitik - Kampfansage von den Sparkassen?

Fast die Hälfte aller Bankkundenkarten in Deutschland, nämlich 45,2 Prozent zum Jahresende 2009, wurden von Sparkassen ausgegeben. So weist es die Statistik der Deutschen Bundesbank aus. Dass die Sparkassenorganisation in Sachen Karten immer häufiger Alleingänge zu wagen scheint, ist vor diesem Hintergrund nur zu verständlich.

Hier nutzen sie ihre gebündelte Marktmacht, wie es große Kreditinstitute im europäischen Ausland ganz selbstverständlich tun. Das umfasst Aspekte der Preispolitik ebenso wie die Produktgestaltung. Beim Girocard-Verfahren kommen Sparkassen- und Genossenschaftsorganisation der Mineralölindustrie mit einer Freigabe der bisher betragsmäßig beschränkten Sonderkonditionen entgegen. Auch das derzeit diskutierte "ec-cash 2.0" mit neuer Flexibilität bei Leistungsbestandteilen und Preisgestaltung ist ein Vorstoß des DSGV.

Und während die Branche angesichts der Forderung des Bundeskriminalamts, den Magnetstreifen lieber heute als morgen von der Karte zu nehmen, bedenklich die Köpfe wiegt und auf diverse Hinderungsgründe für solche tabula rasa verweist, heißt es am 30. Juni vom DSGV: "Wir ... haben uns entschieden, die Sparkassen- Card möglichst bald ohne Magnetstreifen auszustatten."

Diese markige Aussage wird freilich durch den genannten Zeitrahmen relativiert. "Zwischen 2012 und 2017" soll mit der Ausgabe von reinen Chipkarten begonnen werden. Das gibt Raum, um wenigstens einige der bisher ungelösten Fragen (Fall-back-Lösung, Auslandseinsatz) anzugehen. Trotzdem scheint der Zeitplan ehrgeizig.

Wie eine Kampfansage an all diejenigen, die nach wie vor oder neuerdings wieder verstärkt auf ELV setzen, wirkt es allemal: Wenn wir Euch schon mit den Konditionen entgegenkommen, so die implizite Botschaft etwa an BP, dann nutzt dieses Angebot bitte auch. Und wo ec-cash 2.0 den Akzeptanten mehr Wahlfreiheit verspricht, ist die Ankündigung, mit dem Magnetstreifen die technische Basis für das Lastschriftverfahren abzuschaffen, ein sanfter Druck, sich mit dem neuen Modell zu befassen beziehungsweise anzufreunden. Dass so mancher im Einzelhandel von der Aufspaltung des bisherigen Gesamtpreises in einzelne Komponenten unter dem Strich eher eine Verteuerung denn Preisnachlässe befürchtet, ist insofern nachvollziehbar.

Flagge zeigt die Sparkassenorganisation mit der neuen Produktgestaltung auch gegenüber Mastercard. Denn während die Kartenorganisation bei den Emittenten für das kontaktlose Zahlverfahren Paypass wirbt, um mit einer größeren Zahl von Karten am Markt auch bei den Akzeptanten das Henne-Ei-Problem lösen zu können, wollen die Sparkassen Vorreiter beim kontaktlosen Bezahlen werden - mit der Geldkarte beziehungweise in absehbarer Zeit via Girocard. Ausschlaggebend für diese technische Grundlage sei schlicht die höhere Verbreitung. Ab dem zweiten Halbjahr 2011 wollen die Spar kassen schrittweise ihre rund 45 Millionen Sparkassen-Cards mit der kontaktlosen Bezahltechnologie ausstatten. sb

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