Instant Payments

Die Akteure der Zahlungsverkehrsbranche sind sich des Potenzials der Echtzeitzahlungen noch nicht vollends bewusst

Cristina Astore, International Division Director, SIA Group, Mailand
Quelle: SIA Group

Das europäische Zahlungsverkehrssystem hat einen neuen Meilenstein erreicht: Am 21. November 2017 ging, konform mit dem Regelwerk des European Payments Councils (EPC), das neue Sepa-Überweisungssystem "SCT Inst" live und läutete den Start der Instant-Payments-Ära ein.

Mit Instant Payments können Verbraucher und kleinere Unternehmen täglich Zahlungstransaktionen in Höhe von bis zu 15 000 Euro durchführen. Aktuell ist dieser Höchstbetrag noch relativ niedrig angesetzt. Er soll aber jährlich überprüft und aller Wahrscheinlichkeit nach auch mit der Zeit erhöht werden. So könnte das neue Überweisungssystem in Zukunft auch für größere Unternehmen, die höhere Beträge überweisen wollen, attraktiv werden. Zudem wird das Geld wirklich umgehend transferiert: Es dauert maximal zehn Sekunden, bis das Geld auf dem Konto des Empfängers gutgeschrieben wird - rund um die Uhr, an jedem Tag des Jahres.

Mehrere Interessengruppen profitieren

Wenngleich die Einführung dieser neuen Methode eine maßgebliche Innovation für die Zahlungslandschaft ist, ist es schwer vorherzusehen, wie schnell sie von den europäischen Banken und Zahlungsdienstleistern, auch Payment Service Provider, kurz PSP genannt, sowie auch von den Endkunden akzeptiert wird. Derzeit bieten 22 Banken aus Deutschland, Österreich, Italien, Spanien, Schweden, Estland, Litauen, Lettland, Malta und den Niederlanden die neuen Dienstleistungen an und vergrößern so die Reichweite des neuen Sepa-Überweisungssystems auf mehr als 500 Zahlungsdienstleister.

Die Akteure der Zahlungsverkehrsbranche scheinen sich des enormen Potenzials von Instant Payments noch nicht vollends bewusst zu sein. Dabei gibt es mehrere Interessengruppen, die von Instant Payments profitieren könnten.

- Im P2B-Bereich können beispielsweise Online-Käufe und Dienstleistungen im Heimbereich, wozu das Streaming von Musik und Live-Events sowie Videoon-Demand gehört, auf der Stelle bezahlt und somit auch direkt aktiviert beziehungsweise reaktiviert werden.

- Zudem können hochwertige Güter wie Wohnungen oder Autos, die eine sofortige Überweisung und zugleich eine Zahlungsbestätigung erfordern, mit einem mobilen Endgerät bezahlt werden.

- Gleichzeitig erleichtern Instant Payments auch lästige Alltagsaufgaben wie das Begleichen von Steuern oder Bußgeldern - und das sowohl für den Empfänger als auch für den Sender des Geldes.

- Der wachsende Markt für On-Demand-Angebote wäre ein weiterer Einsatzbereich, in dem die Implementierung von Instant Payments möglich wäre. Hier ist zum Beispiel der Mobilitätssektor aufzuführen, in dem sich das Verhalten der Kunden vom eigenen "Besitz" zur vorübergehenden "Nutzung" beziehungsweise Miete hin verschiebt.

Den größten positiven Effekt werden Banken erzielen

Verbrauchern wird durch Instant Payments ein höherer Komfort geboten. Unternehmen haben den Vorteil, dass sich ihre Liquidität durch Instant Payments erhöht und sich das Risiko verringert. Den größten positiven Effekt werden aber wahrscheinlich die Banken erzielen. Ihre Kunden werden immer digitaler und wollen ihre persönlichen Finanzen sicher und zugleich schnell verwalten. Angesichts der Tatsache, dass viele Fintechs bereits auf dem Zahlungsmarkt tätig sind, wird es für Banken immer wichtiger, ihre Systeme zu modernisieren sowie neue digitale Mehrwertdienste zu entwickeln und anzubieten, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Mit Instant-Payment-Angeboten können Zahlungsdienstleister ihre Cross-Selling-Möglichkeiten erweitern und attraktive Vorteile für ihre bestehenden Kunden sowie potenziellen Neukunden im Hinblick auf deren tägliches Management von Zahlungen schaffen. Banken sollten sich auf ihre Kunden, deren Zufriedenheit sowie auf neue Overlay-Services konzentrieren. Folglich sollten Banken die Verarbeitung rein technologischer Aktivitäten auslagern und das Bankkonto wieder in den Mittelpunkt der Zahlungen rücken. Heutzutage fallen rund um die Uhr große Mengen digitaler Zahlungen und Instant Payments an. Somit sollten sie einen Partner wählen, der die Transaktionsverarbeitung als sein Kerngeschäft versteht und langjährige und bewährte Möglichkeiten hat, um Zahlungen in Echtzeit sicher auszuführen.

Derzeit sind Banken und Zahlungsdienstleister an das Instant-Payment-System von EBA Clearing, auch RT1 genannt, angeschlossen. Dieses wurde von SIA entwickelt und implementiert. In den kommenden Monaten dürften sich erwartungsgemäß viele weitere Banken und Zahlungsdienstleister an die paneuropäische Infrastruktur anschließen. Folglich könnte diese bereits Ende 2018 eine kritische Masse erreichen. Der Übergang zu Instant Payments wird voraussichtlich Schritt für Schritt erfolgen. Wichtig ist hierbei eine gemeinsame Plattform, die es den Zahlungsdienstleistern und Banken ermöglicht, Instant Payments schnell und einfach zu implementieren. Ein Beispiel für solch eine Plattform ist SIA Easyway. Diese Lösung erlaubt die Abwicklung von Sepa-Überweisungen und Lastschriften ebenso, wie sie die sich bereits abzeichnenden Trends berücksichtigt.

Kritische Masse schon 2018 erreicht?

Wie und wann eine kritische Masse an Nutzern für Instant Payments in Europa erreicht ist, lässt sich hingegen nicht so einfach vorhersagen. Zum einen können die Konsumenten bereits heute aus einer Vielzahl von Bezahlmöglichkeiten wählen, zum anderen gibt es auch von Land zu Land kulturell bedingte Unterschiede. So ist in Skandinavien generell eine hohe Affinität zu digitalen Zahlungen zu sehen, während in Deutschland nach wie vor Bargeld einen hohen Stellenwert genießt.

Aber Veränderungen zeichnen sich ab, insbesondere die im Januar 2018 in Kraft getretene Zahlungsdienstrichtlinie PSD2 wird die Zukunft des Bankgeschäftes entscheidend prägen. Ziel von PSD2 ist es, den europäischen Markt für Finanz- und Zahlungsdienstleistungen für Nichtbanken zu öffnen, den Verbraucherschutz zu verbessern, die Innovation zu fördern und die Sicherheit von Zahlungsdiensten zu optimieren. Mit SIA Easyway ist es möglich, alle neuen Vorschriften einzuhalten und PSD2-fähige Zusatzleistungen zu entwickeln. Damit bietet sich den Finanzinstituten die Möglichkeit, den neuen Herausforderern, etwa Facebook, Google oder auch Alipay Paroli zu bieten.

Cristina Astore, International Division Director, SIA Group, Mailand

Cristina Astore , Director, North Western Europe Region, Sia Group, Mailand
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