Regulierung

SCA: Corporate Exemption ist nur ein Teilerfolg

Patrick W. Diemer

Bild: Airplus

Erneut hat sich die Lobbyarbeit, die Airplus und andere Anbieter aus dem Firmenkartenbereich betrieben haben, ausgezahlt. Wie schon zuvor bei der Interchange-Regulierung konnte auch bei der Umsetzung der PSD2 eine Ausnahmeregelung für den Corporate-Bereich durchgesetzt werden.

Konkret geht es um die starke Kundenauthentifikation, die im Firmengeschäft eine besondere Herausforderung darstellt, weil Transaktionen von unterschiedlichen Personen veranlasst werden können. So wird beispielsweise eine Hotel- oder Flugbuchung häufig von der Reisestelle im Unternehmen oder einem Reisebüro durchgeführt, während etwa das Taxi oder Restaurant vom Reisenden vor Ort gezahlt wird. Die Herausforderung besteht somit darin, zu erkennen, wer jeweils die TAN erhalten soll, um die Transaktion freizugeben.

Aufgrund dieser Problematik und weil die Fraud-Raten im Firmengeschäft ohnehin regelmäßig deutlich niedriger liegen als bei Privatkarten, sehen die technischen Regulierungsstandards (RTS) zur PSD2-Umsetzung eine Ausnahme für das Firmengeschäft vor, die jeweils bei der zuständigen Aufsichtsbehörde beantragt werden muss. Im Fall von Airplus ist das die BaFin. Die Bewilligung dieser Ausnahme wird Airplus wohl innerhalb der Umsetzungsfrist (bis September 2019) erhalten. Da ist sich Geschäftsführer Patrick Diemer ganz sicher.

Das ist aber nur ein Teilerfolg. Ganz aus dem Schneider ist man damit immer noch nicht. Denn die Ausnahmeregelung betrifft nur Reisestellen- und virtuelle Karten, nicht aber die Plastikkarten. Somit wären von der Freistellung nur rund 80 Prozent des Geschäfts betroffen. Bei der belgischen Tochter BCC, die einen höheren Anteil am Plastikkartengeschäft hat, dürfte diese Quote niedriger ausfallen.

Für die restlichen 20 Prozent hat Airplus gemeinsam mit verschiedenen Akteuren der (Geschäfts-)Reisebranche, wie Reisebüros oder Buchungsplattformen, eine Arbeitsgruppe gegründet, um praktikable Lösungen für die Umsetzung zu erarbeiten. Denn die gesamte Reisebranche steht vor der gleichen Herausforderung. Schließlich wird bei der Buchung im Reisebüro die Kreditkarte häufig auch nicht im Moment des Vertragsabschlusses, sondern erst später belastet. Das grundlegende Problem ist bei den Reiseanbietern somit das gleiche wie für das Travel Management.

Wie eine branchenspezifische SCA-Lösung aussehen könnte, dazu mag Airplus-Geschäftsführer Patrick Diemer noch keine Voraussage wagen. Es gebe jedoch verschiedene Ansätze, sodass er zuversichtlich ist, dass bis September 2019 eine Lösung verfügbar ist. Red.

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