Ausland

"Es gilt, den Vorteil von Smartphones noch besser zu nützen" Ewald Judt im Gespräch mit Harald Flatscher

Harald Flatscher

Quelle: PSA Payment Service Austria

Bereits seit Sommer 2015 gibt es in Österreich die Debitkarte "Bankomatkarte" auch als digitale Variante. Weil die Token-Technologie damals noch nicht verfügbar war, muss für die Nutzung bisher noch die SIM-Karte ausgetauscht werden. Dies soll sich aber bald ändern, so Harald Flatscher. An der Umstellung auf eine tokenbasierte Lösung auf Basis von HCE wird gearbeitet. 2017 ist in Österreich eine P2P-Lösung auf Basis der Bankomatkarte eingeführt worden. Im Vergleich zu Deutschland hat das den Vorteil, dass nicht jede Bank oder Bankengruppe Eigenentwicklung betreiben musste. Außerdem ist so eine breite Einsetzbarkeit garantiert. Red.

 

Karten

Das am häufigsten genutzte Produkt der PSA ist die Bankomatkarte. Wie verteilen sich diese Debitkarten auf Maestro und V-Pay?

Die von den Banken ausgegebenen Bankomatkarten sind heute zu etwa 92 Prozent Maestro Karten und etwa 8 Prozent V-Pay-Karten. Im Einsatz und bei den Funktionalitäten besteht zwischen den Produkten aber kein Unterschied.

Karten

Wie hat sich der Einsatz der Karten am Geldautomaten und für Bezahltransaktionen in den letzten Jahren verändert?

Gerade die Zahlungen am Point of Sale steigen stetig an. Besonders beliebt ist das kontaktlose Bezahlen mit der Bankomatkarte, da sind die Steigerungen enorm. 2017 wurden alleine in den ersten 10 Monaten schon 154 Millionen Transaktionen kontaktlos durchgeführt. Das ist ein Plus von 121 Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Beim Umsatz gab es sogar eine Steigerung von 154 Prozent auf knapp 4,2 Milliarden Euro.

Karten

Wie verteilen sich die Transaktionen mit der Bankomatkarte auf das Inland und das Ausland?

Die Nutzung der Karten findet größtenteils im Inland statt. Nur 4,3 Prozent aller Transaktionen (Zahlungen und Bargeldbehebungen) finden im Ausland statt, außerhalb Europas überhaupt nur 0,5 Prozent

Karten

Die PSA entwickelt für die österreichischen Banken den Kartenzahlungsverkehr mit der Bankomatkarte weiter. Das erste derartige Produkt war die Implementierung von NFC auf den Karten, das zweite die Bankomatkarte mobil, die 2015 entwickelt und getestet wurde. Wann ist der Rollout erfolgt und welche Banken haben hier mitgemacht?

Zum Auftakt startete dieser Service bereits im Sommer 2015 für ausgewählte Bankkunden im Rahmen eines Feldtests in Linz. Mit dem 4. Quartal 2015 wurde dann seitens der Banken mit der breiten Ausrollung in ganz Österreich begonnen. Die Bankomatkarte mobil war von Anfang an als Teil einer Wallet, also einer elektronischen Geldbörse, konzipiert. Inzwischen ist sie bei den meisten Banken in deren Wallets integriert.

Karten

Wie ist der derzeitige Status bei der Wallet?

Die Bankomatkarte mobil wird von Kunden gerne genutzt, die sich das Produkt bei den Banken bestellt haben. Die Wallets der Banken werden auch kontinuierlich weiterentwickelt, sodass der Service rund um die Karte immer attraktiver wird. Alle aktuellen internationalen Studien zeigen: Mobilität ist auch beim Shoppen für die Menschen heute von großer Bedeutung. Da ist die Bankomatkarte mobil also der ideale Begleiter.

Karten

Auf welcher technischen Basis funktioniert die Bankomatkarte mobil?

Die Bankomatkarte mobil kann auf NFC-fähigen Android-Geräten ab Version 4.1 aktiviert und genutzt werden. Dazu ist neben dem Smartphone mit NFC-Funktionalität lediglich noch eine NFC-SIM-Karte (erhältlich beim Mobilfunkbetreiber) notwendig.

Karten

Warum setzt die Bankomatkarte mobil auf die SIM-Karte der Mobilfunkbetreiber und nicht auf ein Secure Element und Tokenization wie Apple Pay?

Zum Zeitpunkt der Entwicklung waren noch keine geeigneten Tokenisierungsplattformen verfügbar. Aber natürlich arbeiten wir für die Banken bereits an der nächsten Stufe und auch die Bankomatkarte mobil wird schon bald ohne den derzeit erforderlichen Tausch der SIM-Karte auskommen.

Karten

Ist die Bankomatkarte in der gleichen Art und Weise auch im Ausland an dortigen NFC-Terminals einsetzbar?

Selbstverständlich. Die Bezahlung mit der Bankomatkarte mobil entspricht dank der Kontaktlos-Technologie 1:1 einer Bezahlung mit einer physischen Karte. Und NFC hat sich inzwischen weltweit etabliert. Damit kann man mit der Bankomatkarte mobil an jedem Kontaktlosterminal weltweit bezahlen. In Österreich sind das schon knapp 100000 Terminals.

Karten

Welche Entwicklungstendenzen sehen Sie hinsichtlich Anzahl und Einsatzhäufigkeit?

Um ein Kartenprodukt am Mobiltelefon wirklich als Ersatz für die Bezahlkarten betreiben zu können, ist es wichtig, auch alle Geschäftsfälle zu unterstützen. Daher arbeiten wir gemeinsam mit den Banken daran zum Beispiel Geldausgabeautomaten mit NFC-Lesegeräten auszustatten, um hier keine Barrieren zu errichten. Diese Umstellung findet seit 2016 schrittweise statt.

Außerdem gilt es den Vorteil von Smartphones noch besser zu nützen. Das heißt das Anbieten von Mehrwerten wie zum Beispiel die Kombination von Loyalty-Programmen (Stichwort Bonuspunkte sammeln etwa) mit dem Bezahlvorgang/Payment ist dabei essenziell. Solche und andere Mehrwerte werden bereits in den Banken-Wallets unterstützt und werden in Zukunft auch noch weiter ausgebaut werden.

Karten

Ihre Neuentwicklung 2017 war Zoin. Was bedeutet Zoin eigentlich?

Zoin bedeutet "auf gut Österreichisch" nichts anderes als Zahlen und ist der für die Banken entwickelte Person-to-Person beziehungsweise Peer-to-Peer-(P2P)-Geldtransfer Service für den Privatbereich, um mit dem Smartphone via Telefonnummer - ganz einfach, ohne Eingabe von IBAN oder BIC - Geld sofort an Freunde und Bekannte schicken zu können.

Karten

Wie kam es zu der Entwicklung von Zoin?

Vor etwa drei Jahren kamen die Banken mit dem Wunsch auf PSA zu, ein übergreifendes P2P-System zu implementieren, um ihren Kunden eine zeitgemäße Plattform für private, bargeldlose Bezahlungen zwischen Privatkunden zu bieten.

In der Konzeption wurde schnell klar: Die vorhandene Infrastruktur von PSA und den Banken kann diese Anforderungen hervorragend abdecken. Das hat es ermöglicht, das Projekt in so kurzer Zeit zu konzipieren und für alle Banken nutzbar umzusetzen. Denn eines ist klar: So eine Funktion lebt davon, dass möglichst viele Menschen sie im persönlichen Umfeld nützen können, auch über die Grenzen der eigenen Hausbank hinaus.

Für die Nutzung von Zoin ist lediglich eine aktive Bankomatkarte, ein Smartphone mit Betriebssystem Android Version 5 oder iOS ab Version 9 nötig und eine Wallet der Bank, die Zoin unterstützt.

Karten

Und wie funktioniert Zoin?

Der Kunde lädt sich die Wallet seiner Bank auf sein Smartphone und registriert sich in der Wallet für Zoin. Dann kann einfach über die Wallet an einen anderen am System teilnehmenden Nutzer Geld geschickt werden. Das Geld ist sofort nach dem Senden am Konto des Empfängers verfügbar.

Neben Geld senden und empfangen kann aber auch Geld angefordert werden, zum Beispiel für ein gemeinsames Geburtstagsgeschenk für einen Kollegen. Die letztgültige Freigabe des Geldtransfers erfolgt aber ausnahmslos immer durch den Sender. Und weil heute auch Infotainment dazu gehört, kann man die Geldsendungen auch mit Messages versehen, sei es zur Unterhaltung oder zur Erinnerung.

Die Vorteile für den Nutzer: Zoin ist schnell, bargeldlos, unkompliziert, bankübergreifend und sicher.

Karten

Gibt es Limits - und wenn ja, welche?

Die Limits liegen bei maximal 400 Euro pro Tag und 1 000 Euro pro Woche für Senden und Empfangen. Bis zu 25 Euro kann man auch bei Zoin ohne Eingabe des selbstgewählten PIN Geld transferieren. Das ist dieselbe Betragshöhe wie bei Kontaktloszahlungen.

Karten

Welche Sicherheit haben der Sender und der Empfänger des transferierten Geldes?

Zoin nutzt das bewährte hochsichere Kartensystem der österreichischen Banken, um das Geld zu transferieren. Im Hintergrund steht immer die Zahlung von einer Bankomatkarte des Senders auf die Bankomatkarte des Empfängers. Das Geld wird dabei sicher von Bank zu Bank transportiert.

Karten

Alle derartigen P2P-Geldtransfers kommen bei Zoin von einem Girokonto bei einer Bank und gehen zu einem Girokonto bei einer Bank. Machen da auch alle Banken mit?

Grundsätzlich sind alle Banken an das System angeschlossen. Unterschieden werden muss zwischen aktiven Teilnehmerbanken (deren Kunden können senden und empfangen) und passiven Teilnehmerbanken, deren Kunden nur Geld empfangen können. Der Anteil der aktiven Teilnehmer Banken ist jedoch sehr viel größer als der Anteil der passiven Teilnehmer.

Karten

Welche Vorteile haben die teilnehmenden Banken von Zoin?

Sie bieten ihren Kunden ein State of the Art P2P-System, das bankübergreifend funktioniert. Ein weiterer Vorteil für die Bank ist, dass Zoin in das Kartenzahlungssystem eingebettet ist. Daher war es nicht erforderlich ein komplett neues System zu erfinden. Das bewährte Bankomatkarten-System wurde für diesen modernen P2P-Service herangezogen, wodurch sich Synergien ergeben, die bei einer neuen eigenständigen Plattform nicht gegeben wären.

Karten

Kann man mit Zoin auch Ausländern Geld zukommen lassen beziehungsweise von Ausländern Geld erhalten?

Die Lösung basiert auf einem Scheme-Standard und kann somit auf Wunsch der Banken jederzeit auf internationale Nutzung erweitert werden. Analysiert man aber ähnliche Systeme aus anderen Ländern wird relativ rasch klar, das private Geldsendungen zwischen Freunden und Bekannten fast ausschließlich innerhalb von Landesgrenzen stattfinden.

Karten

Wie hat sich die Nutzung bisher entwickelt?

Zoin entwickelt sich sehr gut. Jede Woche registrieren sich mehr als 1 000 neue Kunden für den Service und diese Zahlen sind nicht nur konstant, sondern steigen sogar noch leicht von Woche zu Woche an.

Karten

Und wie sehen Sie die weitere Entwicklung?

Zoin hat grundsätzlich viel Potenzial, um Zahlungen in derzeit eher bargelddominierten Nischen einfacher und sicherer zu machen, etwa als Zahlungsmittel bei Privatkäufen auf diversen Online-Plattformen wie Willhaben oder eBay oder beim Bezahlen von Handwerkern vor Ort.

Karten

Und was hat die PSA als Kompetenzzentrum für debitbasierten Zahlungsverkehr als nächstes in der Pipeline?

Insbesondere bei der Weiterentwicklung der mobilen Bezahlmöglichkeiten werden wir die Banken in den nächsten Jahren weiter unterstützen. Die Umstellung der Bankomatkarte mobil auf eine tokenbasierte Lösung via HCE ist dabei sicher ein zentrales Thema. Parallel dazu wird das Thema Loyalty weiter ausgebaut. Bei Zoin wird es ebenfalls Ergänzungen und Erweiterungen geben. Weiters arbeiten wir an der Flexibilisierung der zugrunde liegenden Plattform, um den Banken die Möglichkeit zu bieten, einzelne Produkte auch in ihren M-Banking-Lösungen anbieten zu können.

PSA Payment Services im Überblick Als Entwickler und Dienstleister für alle österreichischen Banken betreut die PSA Payment Services Austria Gesellschaft mbH in deren Auftrag mehr als 10 Millionen österreichische Debitkarten (Bankomatkarten), von denen heute 87 Prozent auch schon kontaktlos funktionieren. Auch das österreichische Bankomatsystem, an das heute rund 7 500 Geldausgabeautomaten angeschlossen sind, wird im Auftrag der Banken von der PSA betreut.Zu weiteren Aufgaben des Kompetenzzentrums gehören die Entwicklung und Implementierung neuer Features für Bankomaten und Bankomatkarten. Neben der stabilen und sicheren Abwicklung der derzeit rund 712 Millionen Transaktionen im Wert von 42 Milliarden Euro stehen Kundenservice und innovative Lösungen im Zahlungsverkehr im Fokus der PSA. Die letzten Entwicklungen für Banken waren die Bankomatkarte mobil und Zoin, der sichere Geldtransfer in Sekundenschnelle zwischen Privatpersonen ohne Eingabe von IBAN oder BIC.

Weitere Artikelbilder

Noch keine Bewertungen vorhanden


X