Zu früh

Quelle: Paydirekt Logo

sb - Die Genossenschaftsbanken und die privaten Banken machen mit Paydirekt Ernst. Rund 1.000 Kreditinstitute sind mittlerweile angebunden, darunter Targobank, Santander Consumer Bank und ING-Diba sowie Commerzbank, Deutsche Bank und Hypovereinsbank samt ihren Töchtern. Bei den Genossenschaftsbanken ist die Flächendeckung einschließlich Sparda- und PSD-Banken erreicht. Bei der DKB kann man sich fragen, ob ihre Zurückhaltung nur der Tatsache geschuldet ist, dass sie als Tochter der Bayern-LB das Abwarten der Sparkassen mitmacht...

- oder vielleicht doch eher der praktizierten Partnerschaft mit Paypal und einer gewissen Skepsis darüber, ob Paydirekt diesem Giganten wirklich wird Paroli bieten können. Letzteres ist wahrscheinlich - ist doch die DKB üblicherweise beim Einsatz aussichtsreicher Innovationen stets vorne mit dabei. Ihr Zögern ist also vielleicht kein gutes Zeichen.

Die Jubel-Nachrichten, die die Paydirekt GmbH, Frankfurt am Main, kurz vor Weihnachten 2015 verbreitete, sind insofern mit Vorsicht zu genießen. Sie zeigen zwar, dass die Banken - anders als seinerzeit bei der Geldkarte - ihre Hausaufgaben in Sachen Vermarktung beim Kunden gemacht haben und so binnen 6 Wochen die ersten 150 000 Kundenregistrierungen sowie ein tägliches Kundenwachstum im vierstelligen Bereich erreichen konnten. Doch nach wie vor ist Paydirekt eher ein theoretisches Angebot, die Akzeptanz kommt nicht aus den Startlöchern. Gerade einmal 22 Shops, in denen damit bezahlt werden kann, listet Paydirekt bisher (Stand: 19. Januar 2016) auf. Das mag unter anderem daran liegen, dass die Sparkassen noch nicht im Boot sind. Eine andere Ursache für das schleppende Vorankommen in Sachen Akzeptanz wird bei den allzu mühsamen Entgeltverhandlungen zu suchen sein. Inbesondere für kleinere Händler ist es viel zu aufwendig, mit allen Banken(gruppen) einzeln zu verhandeln. Hier muss eine Konzentrator-Lösung her, wie sie auch für die Girocard-Entgeltverhandlungen gefunden wurde. Ein entsprechender Vorschlag ist dem Bundeskartellamt Anfang Dezember vorgelegt und von den Wettbewerbshütern positiv bewertet worden. Damit werden die Entgeltverhandlungen erleichtert, was sich sicher auch in den Zahlen zur Akzeptanz niederschlagen wird.

Im Hinblick auf die Kunden, die sich bereits haben registrieren lassen und nun auf Einsatzmöglichkeiten warten, kommt das aber doch ein wenig spät. Selbstredend ist es bei der klassischen Henne-Ei-Problematik immer schwierig, Kunden- und Akzeptanzseite gleichermaßen zu entwickeln. Und doch stellt sich die Frage, ob es so schwierig vorauszusehen war, dass die Anbindung von Shops einige Zeit dauern wird, wenn Entgelte nicht gesetzt, sondern mit verschiedenen Partnern ausgehandelt werden müssen und die Teilnahme am System erst nach erfolgreichem Abschluss all dieser Verhandlungen erfolgen kann. Hier hätte etwas mehr Vorlauf sicher gutgetan, bevor die Vermarktung beim Kunden begonnen wurde - so sehr die Kundennachfrage für die Überzeugung der Akzeptanzseite gebraucht werden mag. So hätte sich die peinliche Situation vermeiden lassen, dem Kunden ein neues Bezahlsystem anzupreisen, das bislang nur sehr begrenzt benutzt werden kann. Denn schließlich ist auch mit der Konzentrator-Lösung noch nicht alles gut. Damit Paydirekt wirklich "fliegt", braucht es schließlich unbedingt auch die großen Namen: Amazon zum Beispiel, Zalando, Tchibo, die Metro-Group oder die Otto-Group mit ihren jeweiligen diversen Online-Shops. Gerade bei der Otto-Group könnten nach dem Ende von Yapital die Chancen für Paydirekt vielleicht besser stehen. Doch für solche Anbieter zählen seit jeher Schnelligkeit, Sicherheit und Konditionen. Und sie verhandeln selbst. Von der Konzentrator-Lösung ist an dieser Stelle deshalb nicht viel zu erwarten. Bleibt zu hoffen, dass die rasch wachsenden Kundenzahlen hier Eindruck machen und die Konditionen wettbewerbsfähig sind - und das, bevor das Kundeninteresse wieder erlahmt. Dann legen gewiss auch die Sparkassen los. Stand heute sieht es so aus, als hätten sie mit ihrer abwartenden Haltung recht gehabt - auch wenn sie manchem Marktteilnehmer damit als Trittbrettfahrer erscheinen mögen.

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