BDL mit eigener Vertretung in Brüssel - Synergien mit Leaseurope nutzen

Interview mit Martin Mudersbach

Martin Mudersbach ist Präsident des BDL, Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen e. V.

Zum 1. Dezember 2015 hat der BDL ein eigenes Büro in Brüssel eröffnet. "Die deutsche Leasing-Wirtschaft braucht eine eigene Stimme in Brüssel", sagt Martin Mudersbach, Präsident des BDL, und begründet in diesem Interview, warum er eine eigene Vertretung vor Ort für wichtig hält. Zur Ständigen Vertretung wurde Anja Gruhn bestellt.

Herr Mudersbach, der BDL hat Ende vergangenen Jahres ein Büro in Brüssel eröffnet. Warum hat sich der Vorstand des BDL zu diesem Schritt entschlossen?

Der zunehmende Einfluss der europäischen Politik und Institutionen auf die Leasing-Wirtschaft in Deutschland hat diesen Schritt notwendig gemacht. Kamen früher vielleicht 50 Prozent der Gesetzesvorhaben über Brüssel, so sind es heute schätzungsweise über 80 Prozent. Die Spielräume der nationalen Regierungen vor allem bei Regulierungsthemen werden immer kleiner. An Brüssel kommt daher kein Verband mehr vorbei. Es ist unabdingbar, mit einem BDL-Vertreter vor Ort Flagge zu zeigen und ein eigenes Netzwerk ins Europaparlament und in die EU-Institutionen zu pflegen.

Die Repräsentanz vor Ort soll uns bei der proaktiven Interessenvertretung unterstützen. Wir wollen frühzeitiger über aktuelle EU-Politikfelder und neue Gesetzesvorhaben informiert sein und auf Brüsseler Entscheidungen beziehungsweise auf ihre nationale Umsetzung Einfluss nehmen können.

Der BDL ist Mitglied des europäischen Dachverbandes Leaseurope mit Sitz in Brüssel. Wieso reicht Ihnen die Vertretung der Interessen über den Dachverband nicht mehr aus?

Der Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen ist seit Jahrzehnten Mitglied der Leaseurope. BDL-Vertreter sind in der Verbandsarbeit im Board und in den anderen Leaseurope-Gremien aktiv. Wir werden weiterhin auf europäischer Ebene unsere Interessen im engen Schulterschluss mit der Leaseurope vertreten. Das neue Büro soll keine Wettbewerbsveranstaltung sein. Im Gegenteil - wir hoffen, Synergien nutzen zu können.

Aber es ist auch Fakt, dass Leaseurope die Interessen von über 40 nationalen Verbänden vertreten muss. In den einzelnen Ländern herrschen unterschiedliche Rahmenbedingungen für Leasing. Nehmen Sie zum Beispiel die aufsichtsrechtlichen Anforderungen: In Deutschland haben wir ein "KWG light", in Italien und Frankreich benötigen Leasing-Unternehmen eine Banklizenz und sind entsprechend vollreguliert. Als Dachorganisation muss Leaseurope alle Interessen unter einen Hut bringen, Kompromisse gehören zum Verbandsalltag. Die deutsche Leasing-Wirtschaft braucht daher eine eigene Stimme.

Welche Kriterien spielten eine Rolle bei der personellen Besetzung und der Standortwahl?

Die Suche nach dem passenden Vertreter vor Ort hat uns eine Weile beschäftigt. Wichtig war für uns, jemanden mit einem bestehenden Netzwerk vor Ort zu finden. Schließlich haben wir in Frau Anja Gruhn eine langjährig in Brüssel tätige und erfahrene Lobbyistin gefunden (vgl. Seite 45).

Das BDL-Büro ist im Haus von Eurochambres angesiedelt, dem Dachverband der europäischen Kammerorganisationen, dem auch der DIHK, also der Deutsche Industrie- und Handelskammertag, angehört. Damit wollen wir signalisieren, dass sich die Leasing-Wirtschaft der Realwirtschaft zugehörig fühlt. Und im Sinne der Netzwerkpflege kann der Standort auch nicht schaden.

Ich wünsche dem BDL viel Erfolg bei der Netzwerk- und Lobbyarbeit. Ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Die Fragen stellte Marianne M. Schmidt.

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