Bilanzen

Bilanzvergleich der Bausparkassen 2011: Neue Strukturen - bessere Ergebnisse?

Wenn Mitte November das Bausparkassengesetz 40 Jahre alt wird, darf dies die Branche feiern. Denn: Bausparen ist ein Gewinner, sogar oder gerade in der Krise. Während sich die Politik um eine Rettung des Euro bemüht und dabei notgedrungen Inflationsgefahren in Kauf nimmt, suchen die Deutschen nach Kapitalanlagen, die Sicherheit, stabile Zinsen und Flexibilität versprechen. Da Bausparen all dies und zusätzlich noch staatliche Förderung kombiniert, erfährt das Produkt eine enorme öffentliche Aufmerksamkeit. Wem sparen zu unsicher ist, investiert gleich in etwas Solides. So lässt auch die hohe Nachfrage nach Eigenheimen das Bausparen als langfristige Absicherung der historisch niedrigen Baugeldzinsen boomen. Dadurch gelingt es den Bausparkassen, ihren Marktanteil an der Wohnungsbaufinanzierung wieder auszubauen (siehe Abbildung 1). Wie schon im Vorjahr dominieren die Landesbausparkassen im kollektiven Darlehensgeschäft, denen es offensichtlich besser gelingt, ihre Bausparer zur Abnahme der Bauspardarlehen zu bewegen (siehe Abbildung 2a). Dagegen schafft es das BHW häufiger, mit Bausparverträgen unterlegte außerkollektive Baudarlehen abzusetzen (siehe Abbildung 2b).

Um mehr als sechs Prozent legte das eingelöste Neugeschäft im vergangenen Jahr zu und kratzte bereits an der Marke von 100 Milliarden Euro Bausparsumme (siehe Tabellen 5 und 6). Dabei wiesen die privaten Bausparkassen mit einem Plus von 8,66 Prozent auf rund 63,8 Milliarden Euro ein deutlich höheres Wachstum auf als die LBS-Gruppe, deren zehn Mitglieder zusammen Verträge mit einer um etwa drei Prozent höheren Bausparsumme in Höhe von 35,6 Milliarden Euro akquirierten.

In der ersten Jahreshälfte 2012 ließ sich an diese Wachstumsdynamik zunächst nicht anknüpfen. So vermittelten die 13 privaten Bausparkassen zusammen genommen zwar wieder mehr als eine Million Verträge, doch reichen sie damit nur bis auf 1,3 Prozent an den Stand des ersten Halbjahres 2011 heran. Dagegen werden für die LBS-Gruppe zwischen Januar und Juni 2012 rund 694 000 Neuverträge und damit fast zwei Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres gemeldet. Mit 31,2 Milliarden Euro Bausparsumme bleiben die privaten Bausparinstitute sogar um 2,8 Prozent hinter der - als sehr wachstumsstark angesehenen - Vergleichsperiode zurück, während die öffentlichen Bausparkassen gemeinsam das Abschlussvolumen um 2,6 Prozent auf 18,5 Milliarden Euro gehoben haben.

Dass sich das Neugeschäft auf so einem hohem Niveau bewegt, belegt die Beliebtheit des Bausparens und die Leistungsfähigkeit der Bausparvertriebe gleichermaßen. Allerdings können die Bausparkassen den beeindruckenden Neuabsatz nicht immer in einen Bestandszuwachs ummünzen. Bei der LBS-Gruppe ist das Plus mit 2,34 Prozent immerhin noch in der Nähe des Neugeschäftszuwachses. Dagegen verlieren die privaten Bausparkassen trotz der höheren Abschlüsse sogar Vertragsvolumen.

Abbildung 3 zeigt, dass die Landesbausparkassen ihr Neugeschäft oft zu niedrigeren Kosten akquirieren als die privaten Wettbewerber. Vor allem Versicherungsbausparkassen müssen zumeist deutlich mehr für die Vertragsvermittlung aufwenden als Bausparkassen von Banken oder Sparkassen. Dabei beweist die Debeka Bausparkasse, dass angestellte Vertriebsmitarbeiter durchaus effizienter sein können als freie Handelsvertreter. Da die BSQ Bausparkasse abgewickelt wird, betreibt sie kein aktives Neugeschäft mehr, was den extrem hohen Wert des Verhältnisses von Personal- und Provisionsaufwand zu Bausparabsatz erklärt. Auch beim Verhältnis von Kosten zu Erträgen (siehe Abbildungen 5 und 6) führt die Debeka Bausparkasse deutlich. Während Wüstenrot knapp einen Euro aufwenden muss, um einen Euro zu verdienen, verbrennen die Bausparkassen der Signal Iduna und der HUK-Coburg sogar Geld.

In Abbildung 4 wird deutlich, dass die privaten Bausparkassen im Schnitt eine deutlich höhere Vorsorge gegen Zinsrisiken betreiben als die Landesbausparkassen. Aus den Tabellen 1 und 2 lässt sich die Bedeutung des zinstragenden Geschäfts für das Ergebnis der einzelnen Institute erkennen. Und die Tabellen 3 und 4 zeigen die "Verzinsung" des Eigenkapitals pro Institut. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass einige Bausparkassen wie beispielsweise Schwäbisch Hall und das BHW Gewinne ganz oder teilweise abführen müssen. Daher stellt die Reihenfolge der Gesellschaften kein Ranking dar.

Beim Blick in das Zahlenwerk wird deutlich: Während Bausparen floriert, kann das für die Bausparkassen nicht uneingeschränkt gelten. Die nunmehr fast ein Jahrzehnt andauernde Niedrigzinsphase hinterlässt deutliche Spuren in den Bilanzen und drückt auf die Erträge. Mittlerweile haben die Institute ihre Möglichkeiten der Tarifanpassung jedoch weitgehend ausgereizt. Schon mehren sich die Stimmen, die ein Aufweichen des Null-Zins-Verbots der BaFin erwarten. Denn den Bausparkassen fällt es zunehmend schwerer, die Bausparguthaben marktgerecht zu verzinsen, wenn sie mit privaten Baufinanzierungen oder der Investition in sichere Staatsanleihen kaum ausreichend Rendite erwirtschaften können. An den strengen Vorgaben des Bausparkassengesetzes sollte jedoch festhalten werden, denn in allen Wirtschaftskrisen der letzten vier Jahrzehnte hat es sich stets als solide Brandmauer erwiesen.

Daher wird sich die Konzentration im Bausparmarkt fortsetzen. Nachdem die Allianz Dresdner Bauspar AG und die Vereinsbank Victoria Bauspar AG in Wüstenrot integriert wurden, weshalb in den Tabellen nur noch die für das Jahr 2010 ausgewiesenen Kollektivzahlen dargestellt sind, ist 2012 die HUK-Coburg-Bausparkasse AG auf die Aachener Bausparkasse AG fusioniert worden. Derweil binden sich die Landesbausparkassen enger an die Sparkassen. Wenn zum Jahresende die LBS Bayern von der Landesbank an die bayerischen Sparkassen übergeht, werden nur noch drei Landesbausparkassen (Hessen-Thüringen, Saar und Nord) Bestandteil respektive wesentliche Beteiligung von Landesbanken sein. Für die Sparkassen wird es darauf ankommen, in ihrem Privatkundenbestand eine ähnlich hohe Durchdringung mit Bausparverträgen zu erreichen, wie dies die Wettbewerber schon geschafft haben. Dabei wirtschaften Landesbausparkassen in Sparkassenhand keineswegs schlechter, aber eben auch nicht zwangsläufig besser als Institute, die Teil einer Landesbank sind. L.H.

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