Im Blickfeld

NPL - viel Volumen, wenig Käufer

Mit ein bisschen Hängen und Würgen haben es die Griechen doch noch geschafft. Mit neu geliehenen zehn Milliarden Euro haben die Hellenen 30 Milliarden Euro alte Schulden von den Gläubigern zurückgekauft. Kaufe 30 für zehn ist kein schlechtes Geschäft und würde auch jeden Special Servicer glücklich machen. Wenn, ja wenn die entsprechenden Chancen für einen wertsteigernden Exit gegeben wären. Dies gilt derzeit sicher nicht für griechische Anleihen, dafür jedoch wieder für notleidende Kredite, deren Markt offensichtlich die Krisenstarre so langsam hinter sich lässt.

Noch 2007 titelte DB Research einen ihrer Reports mit "Notleidende Kredite - eine etablierte Assetklasse". Da hatte der NPL-Sektor aber seine besten Jahre schon hinter sich: Von den Anfängen 2003 stieg das Volumen an verkauften notleidenden Krediten und damit auch die Bedeutung dieses Marktes in den Folgejahren stark an. Der Höhepunkt wurde im Jahr 2006 mit einem Transaktionsvolumen von über 14 Milliarden Euro Nominalwert erreicht. Bedingt durch die Finanzkrise ging das Volumen stark zurück und brach 2007 auf nur noch 6,5 Milliarden Euro ein. Gemessen an den Krediten mit Einzelwertberichtigungsbedarf in den Bilanzen deutscher Banken, die von der BaFin für das Jahr 2007 auf 135,5 Milliarden Euro beziffert werden, entspricht das gehandelte Volumen gerade mal fünf Prozent.

In der Folge nahm das gehandelte Volumen weiter ab und die Wertkorrekturen in den Bankbilanzen stiegen an. Zum Jahresende 2011 hatten europäische Geschäftsbanken einer PwC-Studie zufolge erstmals notleidende Kredite von mehr als einer Billion Euro in den Büchern. Dies geht vor allem auf die Institute in den Peripherieländern zurück, deutsche Banken konnten ihr Volumen bei rund 200 Milliarden Euro konstant halten. Das ist allerdings nur auf den ersten Blick eine gute Nachricht, zeigt es doch andersrum auch, dass es den heimischen Instituten nur schwer gelingt, in nennenswertem Umfang notleidende oder nichtstrategische Ausleihungen an die in anderen europäischen Ländern aktiven Investoren zu verkaufen.

Das liegt zum einen an der traditionell höheren Zurückhaltung der deutschen Banken beim Kreditverkauf, zum anderen aber auch an den noch divergierenden Preisvorstellungen. 30 für zehn gibt es in Deutschland nicht. Insgesamt summierten sich die Transaktionen von Krediten und Non-Core-Assets der europäischen Banken der PwC-Erhebung nach auf rund 36 Milliarden Euro in 2011, allein im ersten Halbjahr 2012 waren es 27 Milliarden Euro. Das zeigt, der Handel kommt wieder in Schwung und die Experten gehen von einer weiteren Belebung aus. Ende 2013 hält PwC sogar Kreditportfolioverkäufe im Nennwert von bis zu 50 Milliarden Euro für möglich.

Auf rund drei Milliarden Euro schätzen Experten das potenzielle Handelsvolumen von immobilienbesicherten Darlehen. Banken greifen bei der Bearbeitung immobilienbesicherter Non-performing Loans (NPL) weitaus stärker als in der Vergangenheit auf externe Expertise und Kapazitäten zurück und tun dies auch in einer deutlich früheren Phase. Allerdings bringt auch nicht jeder potenzielle Investor das notwendige und spezifische Immobilien-Know-How mit, sodass die bisherigen Transaktionen noch überschaubar sind. Was fehlt, ist der Eisbrecher. P.O.

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