Empirica-Studie: „Jung kauft Alt“ hat Potenzial

Bernd Hertweck, Foto: W & W-Gruppe

Aufgrund der kontinuierlich steigenden Immobilienpreise droht immer mehr Menschen der Sprung in die eigenen vier Wände verwehrt zu bleiben. Vor allem jungen Familien fällt es zusehends schwer, die Eigenkapitalhürde zu überwinden. Erleichtert wird das Ganze natürlich, wenn erstens das Haus schon vorhanden ist, und es zweitens für die Käufer Fördermittel zur Modernisierung gibt. Auf genau diesem Prinzip basieren die vielen „Jung kauft Alt“-Förderprogramme auf Landes- und Kommunalebene.

Eine Untersuchung des Empirica-Instituts in Berlin im Auftrag des Verbands der Privaten Bausparkassen (VPB) hat jetzt das bundesweite Potenzial solcher „Jung kauft Alt“-Modelle abgeschätzt und die Inhalte typischer Förderprogramme skizziert. Bundesweit 119 Gemeinden wurden dabei identifiziert. Den Anfang machte vor rund 15 Jahren die Gemeinde Hiddenhausen in Nordrein-Westfalen. Dort und in Niedersachen und Hessen finden sich auch die meisten dieser Gemeinden.

Acht solcher Gemeinden hat Empirica genauer untersucht. Sie verfolgen vor allem zwei Ziele: Zum einen sollen Leerstände vermieden werden. Dabei zeigt sich, so Institutsleiter Dr. Reiner Braun, dass die Beseitigung bereits vorhandener Leerstände weniger wichtig ist, als möglichen zukünftigen Leerständen vorzubeugen. Zum anderen soll jungen Familien Wohneigentumsbildung ermöglicht werden. Darüber hinaus haben einzelne Gemeinden weitere Ziele formuliert. Diese reichen vom Bremsen des demografischen Wandels über eine verbesserte Auslastung der Infrastruktur und einer energetischen Verbesserung alter Wohngebäude bis hin zur Reduzierung des Flächenverbrauchs.

Bei den jährlichen Förderbudgets zeigt sich eine große Bandbreite von knapp 10 000 Euro bis zu 210 000 Euro. Im Fokus stehen vor allem junge Haushalte – sowohl Alleinerziehende und Paare mit Kindern, als auch Paare ohne Kinder. Mehrheitlich kommen sie aus der jeweiligen Kommune. Gefördert wird vor allem der Erwerb von Altbauten, die in 80 Prozent der Fälle mindesten 30 Jahre alt sein müssen, in jedem vierten Fall sogar mindestens 40 Jahre. Obwohl die Vermeidung von Leerstand ein wichtiges Ziel ist, knüpfen nur wenige der 119 Gemeinden die Förderung an die Bedingung, dass das Gebäude vor dem Erwerb leerstehen muss.  Vielfach wird nicht vorausgesetzt, dass das erworbene Haus saniert oder modernisiert wird. Meist geschieht dies trotzdem.

„Jung kauft Alt-Modelle“, so der VPB-Vorsitzende Bernd Hertweck, „sollten Schule machen.“ Der ländliche Raum verdiene mehr Aufmerksamkeit. „Wo immer es möglich ist, ihn zu revitalisieren, sollte die Chance dazu ergriffen werden.“ Hertweck plädiert für eine neue Gemeinschaftsanstrengung. Der Bund könne in diesem Kontext Modellprojekte auflegen und finanzschwache Gemeinden mit Mitteln aus der Städtebauförderung gezielt unterstützen. 

Die vollständige Untersuchung steht in unserem Research-Bereich zur Verfügung.

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