Immobilien an Börse und Kapitalmarkt, Ausgabe 3/2022

Dimax versus Dax Quelle: Bankhaus Ellwanger & Geiger, Bloomberg, Stand 17. Februar 2022

TENDENZ

Die gute Nachricht für Anleger: Die Sorgen vor einer durch ausufernde Inflation ausgelösten Zinswende sind in den Hintergrund geraten. Die schlechte Nachricht: Sie wurden von einer Kriegsangst im Ukraine-Konflikt abgelöst, die Käufer noch effektiver vergrault. Die Folge ist ein weiter deutlich schwächelnder Markt. Der Dax hat binnen drei Handelstagen in der Spitze beinahe 1 000 Punkte abgegeben und mittlerweile die Marke von 15 000 Punkten deutlich unterschritten. Dabei ist das Thema Inflation trotzdem noch lange nicht von der Agenda gestrichen. Am 21. Februar 2022 wurde der Anstieg der Produzentenpreise veröffentlicht. Dieser erreichte mit 25,0 Prozent den höchsten Wert in der Geschichte der Bundesrepublik und lag nochmals 0,8 Prozentpunkte über der ohnehin schon hohen Prognose von 24,2 Prozent. Der Dax ist somit von zwei Seiten unter Druck. Dadurch trübt sich auch das charttechnische Bild weiter ein. Die 200-Tage-Linie ist deutlich außer Reichweite, der besonders langfristig relevante MACD auf Monatssicht hat ein klares Verkaufssignal generiert und die wichtige Unterstützung bei 14 805 Punkten ist gefallen (Stand: 22. Februar 2022). Es gibt derzeit recht wenige Argumente für die Bullen im Markt. Die Immobilienaktien konnten sich der allgemeinen Marktschwäche nicht entziehen. Unter den Werten in der Dax-Familie konnten mit Deutsche Euroshop und Hamborner Reit nur zwei Werte auf Monatssicht zulegen. Auf der Verliererseite hat es Patrizia Immobilien mit einem Monatsverlust von 12,7 Prozent am heftigsten erwischt. Das Unternehmen hat Anfang Februar stark verkürzte Zahlen für das Geschäftsjahr 2021 veröffentlicht. Das Transaktionsvolumen stieg demnach um gut 25 Prozent. Die vollständigen Zahlen wurden erst wenige Tage nach Redaktionsschluss veröffentlicht. Die im Dax notierte Vonovia hat am 22. Februar 2022 zudem verkündet, dass sie nun im Wege einer Pfandverwertung 20,5 Prozent der Anteile an der unter Short-Seller-Beschuss stehenden Adler Group halte. Vonovia behält sich für dieses Paket alle Handlungsoptionen offen. ce

Dimax versus Dax Quelle: Bankhaus Ellwanger & Geiger, Bloomberg, Stand 17. Februar 2022
Die Kursentwicklung der deutschen Immobilienaktien Quelle: Bankhaus Ellwanger & Geiger

KAUFEN, HALTEN, VERKAUFEN

Barclays knöpft sich Wohnimmobilien-AGs vor

In ungewohnter Deutlichkeit haben die Analysten von Barclays ihren Unmut über die Entwicklungen bei börsennotierten deutschen Wohnbestandshaltern zum Ausdruck gebracht. Der Fokus liege derzeit zu sehr auf Fusionen und Übernahmen statt auf Wachstum aus eigener Kraft. Mehr Klarheit müssten die Unternehmen außerdem bezüglich ihrer Nachhaltigkeitsaktivitäten schaffen. Ferner drohten mit Blick auf potenzielle Leitzinssteigerungen höhere Kosten. Als Quittung senkte die britische Investmentbank das Kursziel für LEG (von 140 auf 134 Euro), Vonovia (von 65 auf 60 Euro) und TAG (28 auf 26 Euro). Die jeweiligen Einstufungen blieben indes unberührt.

DZ Bank senkt Aareal-Kursziel

Infolge der geplatzten Übernahme durch die Finanzinvestoren Advent und Centerbridge hat die DZ Bank das Kursziel für die Aareal Bank von 31 auf 28 Euro reduziert. Die Empfehlung lautet derweil unverändert "Halten". Nach Einschätzung der Analysten belastet die gescheiterte Übernahme zunächst, mittelfristig sollte aber die Erholung des Gewerbeimmobilienmarktes neue Chancen eröffnen. Warburg Research hat die Einstufung für die Wiesbadener dagegen auf "Buy" mit einem Kursziel von 32,30 Euro belassen. Das Scheitern des Deals sei keine große Überraschung gewesen, da die Investoren der Immobilienbank auf sich allein gestellt mehr zutrauten. Was nun bleibe, seien die eigenen Wachstumsambitionen.

Warburg: Vorschlusslorbeeren für Hamborner REIT

Noch vor Zahlen haben die Analysten von Warburg Research das Kursziel für die Hamborner REIT AG von 11,10 auf 12,00 Euro angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen. Das auf Gewerbeimmobilien spezialisierte Unternehmen peile im Zuge der Neubewertung des gestrafften Portfolios einen höheren Ergebnisbeitrag ein als gedacht, heißt es zur Begründung.

RBC von Online-Portalen enttäuscht

Die Royal Bank of Canada (RBC) hat den Fair Value für die Scout24-Aktie von 81 auf 78 Euro reduziert, die Einstufung aber auf "Out perform" belassen. Der europäische Internetsektor habe zuletzt enttäuscht. Unter den Anzeigeportal-Betreibern biete Scout24 nichtsdestoweniger noch immer das interessanteste Chance-Risiko-Profil.

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