Aareal: Frischer Wind

Philipp Otto

Foto: Fritz Knapp Verlag

Der Wiesbadener Immobilienfinanzierer schreibt das Corona-Jahr 2020 ab und nutzt es als robustes Fundament für die strategische Neuausrichtung, die zu spürbarem Ertragswachstum führen soll. Schon im laufenden Jahr rechnen die Verantwortlichen mit einem positiven operativen Ergebnis in dreistelliger Millionenhöhe in der Bandbreite 100 bis 175 Millionen Euro. 2020 schließt die Aareal mit einem Verlust in Höhe von 75 Millionen Euro, bedingt durch eine ungewöhnlich hohe Risikovorsorge von 344 Millionen Euro. Bis 2023 soll das Konzernbetriebsergebnis dann sogar auf rund 300 Millionen Euro steigen und eine Eigenkapitalrendite vor Steuern von 8 Prozent erwirtschaftet werden. Dafür bedarf es eines bunten Straußes an Maßnahmen: Das Portfoliovolumen soll spürbar ansteigen, bis Ende 2021 schon auf 29 Milliarden Euro, bis Ende 2022 auf 30 Milliarden Euro. Dabei will die Bank Opportunitäten nutzen, beispielsweise im laufenden Jahr verstärkt in Logistik investieren, an der grundsätzlichen Portfoliozusammensetzung soll sich aber weder mit Blick auf die Assets noch die Regionen etwas ändern. Dieses Wachstum um mehr als 1 Milliarde Euro jährlich muss aber gegen die erwarteten höheren vorzeitigen Rückzahlungen und Tilgungen erfolgen, was den Druck auf das Neugeschäft noch erhöht. Denn bereits 2020 lag die Aareal mit einem Neugeschäft von 7,7 Milliarden Euro nahe dem oberen Ende des Korridors, netto im Bestand blieben allerdings nur 1,1 Milliarden Euro hängen. Das größere Kreditportfolio soll dann helfen den Zinsüberschuss nicht nur zu stabilisieren, sondern sogar auszubauen - auf dann 550 bis 580 Millionen Euro. Zur weiteren Stützung des Zinsüberschusses soll die Fundingbasis überarbeitet und verbilligt werden. Allein die Kündigung einer Tier-2-Anleihe hat etwa einen Zinsertrag von 6 Millionen Euro gebracht.

Ausblick 2021 Quelle: Aareal

Im Geschäft mit der Wohnungswirtschaft, dem umbenannten Segment "Banking & Digital Solutions" (früher Consulting/Dienstleistungen Bank) sollen die Provisionserlöse durch ein verfeinertes digitales Produktangebot und weitere strategische Partnerschaften bis 2025 verdoppelt werden. Im abgelaufenen Geschäftsjahr lagen diese bei 26 Millionen Euro. Der Ergebnisbeitrag der Aareon soll wie bereits angekündigt bis Ende 2025 auf 135 Millionen Euro gesteigert werden. Ein weitere Verkauf von Anteilen an der Tochter, an der sich im vergangenen Jahr der Finanzinvestor Advent International mit 30 Prozent beteiligt hat, sei derzeit nicht geplant, betonte Finanzvorstand Marc Heß. Gleichzeitig sollen die Kosten sinken, zum einen durch die Nutzung cloudbasierter Geschäfts- und IT-Betriebsmodelle, eine fortschreitende Automatisierung der Kreditprozesse und im Berichtswesen sowie Einsparungen in der ersten Führungsebene. So soll die Zahl der Managing Directors um 15 Prozent sinken, wovon auch der Vorstand nicht ausgenommen ist. Es weht ein ziemlich frischer Wind in Wiesbaden, der viel Aufbruchstimmung mit sich bringt. Da kann man das abgelaufene Geschäftsjahr schon mal recht schnell abhaken.

P.O.

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