Aareal: keine Überraschungen

Quelle: Aareal Bank

"Versprochen und gehalten", bringt es Hermann J. Merkens, der Vorstandsvorsitzende der Aareal Bank, auf den Punkt. Und in der Tat sorgt der Wiesbadener Immobilienfinanzierer seit Jahren für wenige Überraschungen - zumindest in negativer Hinsicht. Spürbare Abweichungen von den gemachten Prognosen vermisst man ebenso wie Ausreißer bei der Risikovorsorge, Klagen über die regulatorischen Daumenschrauben, aufregende Fehlinvestments und personelle Querelen (mal abgesehen vom etwas holperigen Abgang des ehemaligen CEO Wolf Schumacher). Ein bisschen erinnert das an die gute alte Zeit, als ordentliche Hypothekenbank-Vorstände Anfang Januar stolz das Jahresendergebnis angekündigt hatten. Doch mit der guten alten Zeit hat das Geschäft heute nicht mehr viel zu tun. Internationalisierung, Regulierung, Wettbewerbsdruck, Digitalisierung, Politik - all das sind Rahmenbedingungen, die das Geschäft heute durchaus anspruchsvoll und sehr viel weniger planbar machen als das früher der Fall war.

Umso höher sind die scheinbar hellseherischen Fähigkeiten der Aareal-Verantwortlichen zu bewerten, die für die große Stabilität sorgen. Regulatorische Maßnahmen: Ärgerlich, aber eingepreist, weil erahnt. Das gilt sowohl für die Eigenkapitalthemen, den SREP oder die neuen Vorgaben zum Umgang mit NPL. Digitalisierung: Bereits vor einigen Jahren begonnen, auf guten Weg, soll nun mit einem spürbar erhöhten Forschungs- und Entwicklungsbudget noch forciert werden. Wettbewerbsdruck: Als die Stammmärkte in Europa immer enger und damit unrentabler wurden, wich man nach Amerika aus. Inzwischen entfallen auf das Nordamerika-Geschäft 39 Prozent des Neugeschäfts und 28 Prozent der Bestände - Tendenz steigend. Aktuell findet der Auf- und Ausbau des Geschäfts in Australien statt.

Gleichzeitig wird das Geschäftsmodell sukzessive geschickt erweitert. Die Beteiligung an der Vermittlungsplattform Brickvest beispielsweise ist zum einen eine strategische Finanzbeteiligung und soll Geld verdienen, zum anderen bietet sich für die Aareal so die Möglichkeit, Kunden, die nicht dem eigenen, strengen Risikoprofil entsprechen, trotzdem eine Lösung, sprich Finanzierung im weitesten Sinne anbieten zu können - eben über die Plattform und Finanzierer, zu dem dieser Kunde besser passt. Darüber hinaus werden Opportunitäten genutzt: Die Zukäufe der Corealcredit und der Westimmo sind aktuell in der Bilanz und GuV kaum noch zu finden, der jüngste Coup mit der Düsseldorfer Hypothekenbank hat 2018 einen netten Nebeneffekt von 55 Millionen Euro über den negativen Goodwill in die Ertragsrechnung gespült.

Im Jahresabschluss schlägt sich das alles wie folgt nieder: Der Zinsüberschuss ist um 8 Prozent oder 49 Millionen Euro auf 535 Millionen Euro gesunken. Dieser Rückgang ist dem allgemein niedrigen Zinsniveau ebenso geschuldet wie dem bewussten Abbau von Geschäft aus den Übernahmen der Coreal und der Westimmo und wurde komplett durch das Abschmelzen des Verwaltungsaufwands um 10 Prozent oder 49 Millionen auf 462 Millionen Euro aufgefangen. Die Risikovorsorge sinkt auf 72 Millionen Euro (im Vorjahr 82 Millionen Euro), das Provisionsergebnis klettert stetig auf nunmehr 215 Millionen Euro. Einschließlich des bereits erwähnten positiven Effektes in Höhe von 55 Millionen Euro aus der jüngst abgeschlossenen Übernahme der Düsseldorfer Hypothekenbank verbleibt ein Betriebsergebnis, das mit 316 Millionen Euro zwar unter dem des Vorjahres, als 328 Millionen Euro erzielt wurden, aber voll innerhalb der zwischenzeitlich erhöhten Ergebnisprognose liegt.

Für das laufende Jahr sind Merkens und der neue CFO Marc Heß etwas vorsichtiger. Die wichtige Ergebnisgröße Zinsüberschuss soll in etwa auf der Höhe dieses Jahres landen, die Risikovorsorge wird angesichts der guten Kreditqualität eher noch weiter sinken, das Provisionsergebnis soll auf bis zu 245 Millionen Euro anwachsen. Mittelfristig wird angestrebt, das derzeitige 2/3 zu 1/3-Verhältnis von Zins zu Provisionsüberschuss deutlich zugunsten der Gebühreneinnahmen zu verschieben, es wird ein Provisionsergebnis von bis 400 Millionen Euro angepeilt. Bleibt als kleines Fragezeichen die Entwicklung des Neugeschäfts und der Bestände: Ersteres soll zwischen 7 und 8 Milliarden Euro betragen, Letztere leicht wachsen. Allerdings wird das angesichts der hohen Tilgungen (in 2018 rund 3 Milliarden Euro) und des verschärften Wettbewerbs sicherlich nicht einfacher. Aber vermutlich werden die Verantwortlichen auch das alles jetzt schon wieder berücksichtigt haben. P.O.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X