Aareal: Kohle statt Strategie

Philipp Otto

Foto: Fritz Knapp Verlag

"Hedgefonds sind eine besondere Form von Investmentfonds, die auf sehr spekulativen Anlagestrategien beruhen. Bei dieser Art Fonds wird eine möglichst hohe Rendite angestrebt. Heute werden Hedgefonds überwiegend für die Börsenspekulation genutzt." Soweit die Definition. Gegen das Wirken dieser Marktteilnehmer ist ganz grundsätzlich natürlich nichts einzuwenden. Und man kann sicherlich auch positive Auswirkungen ihres Daseins feststellen. Unangenehm für die Betroffenen wird es allerdings dann, wenn die Verantwortlichen eines solchen Fonds andere Vorstellungen über die Zukunft eines Investitionsobjektes, sprich Unternehmens haben als das Management. Dann wird die gesamte Klaviatur der Interessenvertretung genutzt, von vertraulichen Gesprächen über öffentlichen Schuldzuweisungen bis hin zur Androhung außerordentlicher Hauptversammlungen.

Das haben schon viele Unternehmen und auch deutsche Finanzdienstleister erfahren dürfen, oder besser müssen. Man denke nur an "Cobra", die Anfang des Jahrtausends die Commerzbank auf´s Korn nahmen. Aktuell trifft es die Aareal Bank, die sich dieser Tage des intensiven Dialogs mit einem Hedgefondsmanager erfreuen darf. Dieser fordert die Abspaltung und den anschließenden Komplettverkauf der Dienstleistungstochter Aareon und spricht von einer "dickköpfige Haltung des Managements", das einen Komplettverkauf bislang ablehnt, aber zumindest soweit nachgegeben hat, dass mittels Investmentbanken nach einem potenziellen Minderheitsaktionär gesucht wird. Und selbstverständlich will man alle Optionen prüfen, bei denen aber nicht nur die Interessen der Aktionäre, sondern auch der Kunden und Beschäftigten in Betracht gezogen werden sollen.

Und diese können durchaus voneinander abweichen. Hedgefondsmanager streben auftragsgemäß die kurzfristige Optimierung ihrer Investments an. Mitarbeitern und langfristig denkenden Investoren ist dagegen an einer möglichst guten Entwicklung des gesamten Unternehmens gelegen. Der Verkauf von lukrativen Teilen passt da selten dazu. Entsprechend tut das Management der Aareal gut daran, an der Aareon festzuhalten. Immerhin steuert der Immobiliendienstleister nicht nur rund 14 Prozent zum Vorsteuergewinn bei - Tendenz steigend, denn bis 2025 soll sich das EBITDA der Aareon von derzeit 50 auf dann 100 Millionen Euro verdoppeln, sondern trägt über die Einlagen der Wohnungswirtschaft auf nicht unerheblich zur Refinanzierung der gesamten Aareal-Gruppe bei und liefert die gerade in einer Niedrigzinsphase zu wichtigen zinsunabhängigen Provisionserträge, um die die Aareal von so manchem klassischen Immobilienfinanzierer beneidet wird. Für die weitere strategische Ausrichtung der Aareal wäre eine komplette Trennung von ihrer Tochter also schlicht und einfach falsch. Das sollten sich eigentlich alle Aktionäre zu Herzen nehmen. Aber was kümmert schon die Strategie, wenn es nur um Kohle geht. P.O.

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