Bundesbank: Das Risiko steigt

Quelle: Deutsche Bundesbank

Immobilienkredite spielen für die deutschen Banken und Sparkassen immer schon eine tragende Rolle. Und als Folge der Niedrigzinsphase nimmt die Bedeutung in den vergangenen Jahren sogar noch zu. Zum Ende des zweiten Quartals des Jahres 2019 belief sich die Summe der von den Banken für den Wohnungsbau vergebenen Kredite auf insgesamt rund 1,43 Billionen Euro. Das gesamte an inländische Unternehmen und Privatpersonen vergebene Kreditvolumen lag bei rund 2,81 Billionen Euro. Ende 2008, also bei Ausbruch der Finanzkrise, waren es lediglich 1,09 Billionen Euro an Immobilienkrediten, verglichen mit einem Gesamtvolumen von 2,36 Billionen Euro. Da ist es nur verständlich, dass Bankenaufseher und Stabilitätswächter mit Argusaugen auf die Entwicklung der Margen und Kreditvergabestandards in diesem Geschäft schauen.

Im gerade vorgelegten Finanzstabilitätsbericht der deutschen Bundesbank heißt es hierzu: "Verfügbare Daten deuten darauf hin, dass die Risiken bei Wohnimmobilienkrediten teilweise zugenommen haben könnten." Siehe da, siehe da. Da muss man dann schon etwas tiefer in die Auswertungen einsteigen, um mögliche Gefahrenquellen für die Finanzstabilität zu finden. Oder auch nicht. Und da heißt es, dass "sich Risiken für die Finanzstabilität vor allem dann aufbauen können, wenn stark steigende Wohnimmobilienpreise mit einer übermäßig ausgeweiteten Kreditvergabe und erodierenden Kreditvergabestandards einhergehen". Faktor 1: Die Immobilienpreise sind auch im bisherigen Jahresverlauf 2019 in Deutschland weiter gestiegen und setzen damit den seit 2010 zu beobachtenden Aufwärtstrend fort. Ein Ende ist nicht in Sicht. Denn sowohl Bundesbank als auch die privaten Verbraucher rechnen auch in Zukunft mit weiter steigenden Preisen. Im Mittel erwarten die privaten Haushalte über einen Zeitraum von einem Jahr Preissteigerungen von 4,4 Prozent und bezogen auf fünf Jahre von immer noch 2,9 Prozent. Entsprechend hat sich an der bereits in den vergangenen Jahren geäußerten Sorge der Stabilitätswächter angesichts der hohen Überbewertungen von teilweise bis zu 30 Prozent in den Ballungszentren nichts geändert.

Faktor 2: Das Volumen an ausgereichten Immobilienkrediten nimmt seit 2010 dynamisch zu. So erhöhte sich die jährliche Wachstumsrate von knapp über 0 Prozent Anfang des Jahres 2010 auf mittlerweile rund 5 Prozent im dritten Quartal 2019. Auch für die kommenden Quartale ist von einem spürbaren Wachstum auszugehen, da die meisten Banken und Sparkassen planen, ihr Immobilienfinanzierungsgeschäft weiter auszuweiten.

Faktor 3: Für den Zeitraum 2016 bis 2018 lässt sich laut Finanzstabilität die leichte Tendenz beobachten, das Kredite im Durchschnitt weniger umfangreich besichert und die Wohnimmobilien mit mehr Fremdkapital finanziert werden. Allerdings gibt es keinerlei Anzeichen, dass die Kreditvergabestandards erodieren, was nicht zuletzt durch die Ergebnisse der jüngsten Niedrigzinsumfrage von Bundesbank und BaFin bestätigt wird. So ist der Anteil der Kredite mit einem LTV von 0 bis 60 Prozent bezogen auf das gesamte ausstehende Immobilienkreditvolumen in den vergangenen Jahren teils spürbar gestiegen, im Gegensatz haben Über-90-Prozent-Finanzierung merklich an Bedeutung verloren. Im Neugeschäft liegen die durchschnittlichen LTV derzeit bei rund 84 Prozent, vor gut zwei Jahren waren es etwa 82 Prozent. Auch hier ist also keine deutliche Verschlechterung und damit einhergehend ein deutlich höheres Risiko festzustellen.

Das alles heißt im Fazit: Alles bleibt beim Alten. Die Bundesbank warnt wie gehabt vor einer Unterschätzung der vom Immobilienkreditgeschäft ausgehenden Risiken, wird dem Geschäftsfeld weiterhin erhöhte Aufmerksamkeit zukommen lassen, sieht derzeit allerding kein besorgniserregendes Gefährdungspotenzial. Das liegt auch daran, dass die Widerstandskraft der deutschen Banken und Sparkassen in den vergangenen Jahren spürbar zugenommen hat. Denn obwohl die Werte für die tatsächliche Risikovorsorge seit geraumer Zeit sinken, haben Banken mehr hartes Kernkapital aufgebaut und enorme Volumina in die allgemeinen Vorsorgereserven nach § 340 HGB gesteckt. Hinzu kommt noch der im laufenden Jahr von der Bankenaufsicht aktivierte antizyklische Kapitalpuffer von 0,25 Prozent. Ein Einsatz der ob ihres Eingriffs in die Preisgestaltung und Geschäftspolitik der Institute nicht unumstrittenen makroprudenziellen Instrumente steht aber bei Weitem noch nicht an. Und das ist gut so. P.O.

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