Künstliche Intelligenz - viele Hürden

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

"I am not a human. I am a thinking robot. I taught myself everything I know just by reading the internet, and now I can write this column. My brain is boiling with ideas!" Mit diesen Sätzen beginnt ein am 8. September 2020 erschienener Gastbeitrag im britischen Guardian, der für reichlich Aufsehen sorgte. Sein Autor ist der "Generative Pre-trained Transformer 3" (GPT-3), ein extrem leistungsfähiger Computer, der mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) beziehungsweise Deep Learning selbstständig Daten sammelt, vergleicht und speichert, um derart geistreiche Texte verfassen zu können - Texte, die bislang dem Menschen vorbehalten waren.

Diese Überwindung der "Schreibblockade" ist das jüngste Beispiel für den erstaunlichen Siegeszug der KI. Wie weit die Immobilienbranche diesbezüglich ist, war Gegenstand eines Mitte Dezember abgehaltenen Webinars unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Schäfers von der Universität Regensburg. Der stellte zunächst einmal klar, dass die heute in der Praxis anzutreffenden Beispiele ganz überwiegend in die Kategorie "schwache KI" fallen. Hierbei handelt es sich um bereits weitgehend in einzelne Schritte aufgedröselte Problemstellungen, die dann jeweils mit einer einzelnen Anwendung automatisiert gelöst werden können. Auch das bietet Unternehmen natürlich Mehrwerte, zum Beispiel in Form von Zeitersparnissen bei repetitiven Tätigkeiten. Verblüffende Transferleistungen, etwa die wasserdichte Prognose zum perfekten Immobilienstandort im Jahr 2050, lassen sich damit gleichwohl nicht bewerkstelligen.

Dafür bräuchte es schon eine starke KI, die wie oben genannter GPT-3 menschenähnliche kognitive Fähigkeiten besitzt, doch die hat bislang noch absoluten Seltenheitswert. Allerdings ist Schäfers diesbezüglich optimistisch, insbesondere bei den Proptechs sieht er durchaus vielsprechende Ansätze. Damit diese letztlich auch wirklich voll zur Reife gebracht werden können, müssen aber gerade in Deutschland noch einige Hürden genommen werden. Da war sich Schäfers mit den bei der Online-Konferenz anwesenden KI-Usern von Cloudbrixx (Digitales Immobilienmanagement), 21st Real Estate (Markt- und Standortanalysen), Eucon (Rechnungsmanagement) und Easol (Asset Management) einig. Das fängt schon beim richtigen Mindset an: Anders als etwa in den USA werde die KI hier zulande oftmals völlig verkürzt als Bedrohung ("Jobkiller") wahrgenommen. Als weitere Hemmschuhe für die Verbreitung der Technologie gelten der Mangel an verfügbaren Daten, die hohe Zersplitterung der Immobilienbranche sowie die Tatsache, dass KI-Lösungen nicht fertig von der Stange gekauft werden können. Schäfers Fazit: "Es braucht einen langen Atem, um die Nutzer in den Unternehmen von den Vorteilen der KI zu überzeugen." Kleiner Trost: In dieser Disziplin sollten Proptechs mittlerweile ja schon reichlich Übung haben. ph

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