Smart-Home-Boom?

"Denkt darüber nach, wie sehr sich das Leben verändert hat. Geht man aber in das eigene Wohnzimmer und schaut Fernsehen, fühlt sich das fast an, als betritt man eine Zeitmaschine und dreht die Uhr zurück." TV stecke in den siebziger Jahren fest, so die Wahrnehmung des amtierenden Apple-Chefs Tim Cook. Aber immerhin ist es warm, wenn man nach Hause in sein Wohnzimmer kommt, denn kluge Hausbesitzer von heute steuern ihre Heizung elegant von unterwegs. Zumindest, wenn man den unbegrenzten Möglichkeiten aus der Werbung glaubt. Hier erfolgt die Steuerung der Smart Homes aber noch über die App im Smartphone. Glaubt man der Vision oder auch nur der Geschäftstüchtigkeit von Tim Cook, in Bezug auf Apple TV und berücksichtigt ein aktuelles Software-Update für Apple TV, das der Box Unterstützung für Apples im Juni präsentierte Smart-Home-Initiative Home-Kit spendiert, dann entsteht ein interessantes, vielsagendes Bild: Apple verwandelt den Fernseher in die zentrale Steuer- und Unterhaltungseinheit des vernetzten Hauses.

Das kann lohnen, auch hier in Deutschland: Denn einer aktuellen Deloitte-Studie zufolge werden bis zum Jahr 2020 voraussichtlich in einer Million Haushalte intelligente und vernetzte Sensoren und Geräte eingesetzt. Damit würde sich die Anzahl der Smart Homes innerhalb von fünf Jahren mehr als verdreifachen, denn Ende 2013 zählte Deutschland gerade einmal 315 000 intelligent vernetzte Privathaushalte. Im Mittelpunkt steht dabei die Erhöhung von Wohn- und Lebensqualität, ein Mehr an Sicherheit sowie vor allem effizienter Energienutzung im privaten Zuhause. Beispiele sind die Heizung, die anhand der Position der Smartphones der Hausbewohner die Temperatur autonom regelt, eine Lösung, die beim Verlassen der Wohnung dafür sorgt, dass alle Energieverbraucher wie Lampen oder der Herd ausgeschaltet werden oder die Möglichkeit, einem Handwerker aus der Ferne die Wohnungstür zu öffnen, wenn man selbst nicht zuhause ist. Sollte diese Anwendungen allerdings gehackt werden, stehen auch cleveren Einbrechern alle Türen offen. Entscheidend für das rasante Wachstum ist der Prognose zufolge unter anderem ein konsequenter Ausbau der Breitbandnetze in Deutschland.

Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen sieht sogar Chancen, dass die 1-Million-Marke sogar bereits 2018 erreicht und bis 2020 schon rund 1,5 Millionen Haushalte mit Smart-Home-Lösungen ausgestattet sein könnten. Dabei würde auch die Förderung altersgerechter Assistenzsysteme helfen, um Senioren ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu erleichtern. Das setze allerdings voraus, dass die Politik die Chancen von Smart Homes erkenne und entsprechende Maßnahmen ergreife.

Noch springen die Politiker aber nur zögerlich auf diesen Zug auf, anders als ganz offensichtlich Apple. Aber der Markt hat schon oft der Politik gezeigt, wo es langgehen kann. Und auch das Thema Energiewende kann hier noch zum Antreiber werden. Red.

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